Selbständig oder Angestellt? Vorteile, Nachteile und eure Meinung.

Ich bin nun seit mehr als 9 Jahren selbständig und habe viele Höhen und Tiefen erlebt.

Die Möglichkeiten als Selbständiger sind auf jeden Fall groß, aber man muss sich auch vielen Herausforderungen stellen.

In diesem Artikel gehe ich der Frage nach, ob es besser ist Angestellter zu sein oder doch in die Selbständigkeit zu gehen. Dabei schaue ich mir auch eure Meinung an.

Selbständig oder Angestellt?

Das ist eine Frage, die mir Leser immer mal wieder stellen, bzw. zu der meine Leser teilweise recht unterschiedliche Meinungen haben. Das liegt natürlich an den eigenen Erfahrungen, die jeder für sich macht. Das geht mir ja nicht anders.

Ich bin seit April 2006 selbständig und habe in dieser Zeit schon den einen oder anderen Moment gehabt, in dem ich mir einen “bequemen” Angestellten-Job gewünscht habe. Gerade in der ersten Zeit, als die Einnahmen noch nicht hoch und auch nicht beständig waren und ich viele Überstunden gemacht habe, blickte ich doch hin und wieder neidisch auf die 40 Stunden Wochen des einen oder anderen Angestellten.

Mittlerweile hat sich meine Selbständigkeit aber sehr gut entwickelt, so dass ich nicht klagen kann.

Allerdings kenne auch andere Selbständige, die ebenfalls schon lange dabei sind, aber noch immer Probleme haben und sich teilweise von Monat zu Monat schleppen. Es ist keinesfalls so, dass jeder Selbständige nur gute Erfahrungen gemacht und eine optimale Entwicklung erlebt hat. Das gehört sicher zu den Mythen der Selbständigkeit.

Gerade in der Anfangszeit ist es für die meisten Selbständigen sehr schwer über die Runden zu kommen. Nicht umsonst scheitern viele Gründungen in den ersten Jahren.

Vor- und Nachteile

Wo liegen denn die Vor- und Nachteile von Selbständigkeit und Angestellten-Dasein? Im Folgenden möchte ich ein paar wichtige Vor- und Nachteile ansprechen.

Angestellt zu sein ist nicht immer so einfach:

  • Es gibt nette und kollegiale Chefs, aber es gibt auch cho­le­rische und unangenehme Chefs. Damit ist es nicht immer so leicht klarzukommen.
  • Auch die “lieben” Kollegen können einem teilweise das Leben schwer machen, wenn man sich Mobbing oder Intrigen ausgesetzt sieht.
  • Die Arbeit als Angestellter ist oft nicht gerade selbstbestimmt. So ist man oft nur ausführendes Organ, auch wenn es natürlich ebenfalls sehr positive Beispiele gibt, wo man viel selbst entscheiden kann.
  • Die eigene Entwicklung ist oft eingeschränkt. Sowohl die Arbeit an sich betreffend, als auch die Karriere insgesamt. In kleinen wie großen Unternehmen kann es sein, dass man nicht voran kommt.
  • Das betrifft oft auch den finanziellen Bereich. Gerade in kleinen Unternehmen sind Gehaltserhöhungen nicht unbedingt an der Tagesordnung.
  • Entgegen der Meinung vieler ist die Zukunft als Angestellter auch nicht unbedingt viel sicherer. Entlassungen, Firmenpleiten und ähnliches sind heute nichts ungewöhnliches.
  • Und die eigene Zukunft ist dadurch nur bedingt selbst steuerbar. Wie sich die Firma insgesamt entwickelt kann man kaum beeinflussen, aber natürlich ist man davon abhängig.

Aber man muss auch sagen, dass Angestellte durchaus Vorteile gegenüber Selbständigen haben können:

  • Als Angestellter kann man das Wochenende, aber auch den Feierabend meist recht unbeschwert genießen, während sich Selbständige, gerade am Anfang, oft nur schwer lösen können (gerade im Kopf) und viele Überstunden machen.
  • Urlaub ist für viele Selbständige erstmal ein Fremdwort und selbst wenn, kann man oft nicht so einfach abschalten.
  • Es ist auch was schönes Kollegen zu haben, mit denen man sich austauschen kann. Selbständige sind nicht selten Einzelkämpfer.
  • Während sich ein Angestellter hauptsächlich mit der fachlichen Arbeit beschäftigt, muss man sich als Selbständiger um so viel mehr kümmern. Und das macht nicht alles Spaß.
  • Normalerweise erhalten Angestellte ein sicheres und pünktliches Gehalt, wovon viele Selbständige nur träumen können.
  • Es ist zwar nicht immer so einfach einen neuen Job zu finden, aber dennoch ist ein Wechsel in anderen Job für einen Angestellten oft einfacher und man verdient dann sofort sein volles Gehalt. Als Selbständiger komplett das eigene Business zu ändern, ist etwas ganz anderes.

Natürlich sind das nicht alle Vor- und Nachteile, aber es sollte klar werden, dass weder Angestellte noch Selbständige nur auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Es gibt bei beiden Varianten auch Schattenseiten.

Eure Meinung

Vor eine Weile habe ich euch nach eurer Meinung zu diesem Thema gefragt und es haben immerhin 190 Leser an der Umfrage teilgenommen.

Hier sind die Umfrageergebnisse:

Angestellt oder Selbständig - Was ist besser?

  • Selbständigkeit (44%, 84 Stimmen)
  • Beides hat seine Vorzüge (42%, 79 Stimmen)
  • Angestellt sein (9%, 18 Stimmen)
  • Ich weiß es nicht (5%, 9 Stimmen)

Teilnehmerzahl: 190 (max. 1 Stimmen)

Dabei haben 44% geantwortet, dass die Selbständigkeit besser ist, auch wenn es sicher Herausforderungen gibt.

Immerhin 42% sind der Meinung, dass beides Vorteile hat und man es anhand der eigenen Interessen und Bedürfnisse abwägen muss. Das trifft meine Meinung ganz gut.

Lediglich 9% sehen klare Vorteile darin angestellt zu sein.

Nun muss man zu diesem Ergebnis natürlich einschränkend sagen, dass die meisten Leser meines Blogs sich schon für die Selbständigkeit interessieren oder bereits selbständig sind.

Dennoch finde ich das Ergebnis interessant. Es zeigt, dass die Selbständigkeit für viele einen hohen Reiz hat, auch wenn es sicher nicht für jeden das Richtige ist.

Wann ist die Selbständigkeit das Richtige für Dich?

Genau das ist die Frage, die sich jeder selbst beantworten sollte. Ich selber sehe die folgenden Punkte als sehr wichtig an.

Da sind zum einen die Voraussetzungen, die man selbst mitbringen sollte. Um eine erfolgreiche Selbständigkeit aufbauen zu können, müssen einfach ein paar Voraussetzungen erfüllt sein. Sicher nicht zu 100%, da man sich manche Dinge auch noch während der Selbständigkeit aneignen kann, aber ein paar grundlegende Dinge sind schon wichtig.

So sollte man z.B. gern eigenverantwortlich arbeiten und im fachlichen Bereich das notwendige Know How mitbringen.

Ein weiterer Punnkt ist die Motivation, die man nicht nur zum Start, sondern kangfristig haben sollte.

Spaß und Leidenschaft für die eigene Arbeit sind wichtig. Wenn man gern arbeiten geht und etwas erschaffen möchte, sind das wichtige Pluspunkte für die Selbständigkeit.

Aber die Selbständigkeit ist eben nicht nur Spaß, sondern kann auch harte Zeiten und unangenehme Aufgaben mit sich bringen. Ausdauer und Durchhaltevermögen sind deshalb ebenfalls sehr wichtige Aspekte für eine erfolgreiche Selbständigkeit.

Gründe für die Selbständigkeit

Zum Schluss würde mich noch interessieren, was für euch der wichtigste Grund für die Selbständigkeit war.

Warum hast Du dich selbständig gemacht?

  • Ich wollte das machen, was mir Spaß macht. (29%, 61 Stimmen)
  • Wegen der Selbstbestimmung. (23%, 49 Stimmen)
  • Wegen der zeitlichen oder örtlichen Unabhängigkeit. (16%, 34 Stimmen)
  • Wegen des Geldes. (14%, 30 Stimmen)
  • Ich bin nicht selbständig. (10%, 21 Stimmen)
  • Ich hatte keine Wahl, da ich meinen Job verloren habe. (5%, 11 Stimmen)
  • Aus einem anderen Grund. (3%, 6 Stimmen)

Teilnehmerzahl: 212 (max. 1 Stimmen)

Peer Wandiger

13 Gedanken zu „Selbständig oder Angestellt? Vorteile, Nachteile und eure Meinung.“

  1. Viel zu häufig hält sich noch das Gerücht von Selbstständigen, die Vormittags einen Kaffee nach dem anderen trinken und nachmittags, “mal so nebenbei” am Strand arbeiten würden. Dass dies nicht der Realität entspricht, sondern (unbezahlte) Überstunden, fehlende Wochenenden und ständige Selbstdisziplin die Begleiter von jedem Anfang sind, ist vielen noch nicht klar. Aber Vorteile bietet es doch trotz all der Mühen. Für viele wird es daher auch mehr und mehr eine Option es erst einmal langsam angehen zu lassen und so “nur” im Nebenjob selbstständig zu sein, um zu sehen wie die Dinge anlaufen. Dazu gibt es auch einen schönen Blogbeitrag: http://www.versacommerce.de/blog/nebenjob-selbststaendigkeit-erfolgreich-trotz-ganztagsjob

  2. Das Selbständig sein, benötigt auch einen eisernen Willen jeden Tag den inneren Schweinehund zu überwinden. Gerade in schwierigen Situationen gilt es stets durchzuhalten, Lösungen für Probleme zu finden. Mir persönlich mangelt es da an Sicherheiten die ich einfach fürs Arbeiten brauche. Daher habe ich mich entschieden, lieber angestellt zu sein, dort meine 8 bis 10 Std am Tag zu arbeiten. Somit sind bei entsprechender Leistung im Beruf Dinge wie Versicherung und Gehalt gesichert. Man weiß am Ende des Tages was man bekommt.

  3. Was ich in Deutschland besonders unschön finde, sind die Zwangsmitgliedschaften, die man als Junger Unternehmensgründer hat, GEZ und IHK sind nur Zwei davon (diese gelten nicht, wenn man Einzelunternehmer ist). Auch diese erschweren das Leben des Existenzgründers.

  4. Hallo Peer,

    sehr guter und wichtiger Beitrag!

    Es ist so wie du es sagst: Beides hat seine Vor- und Nachteile. Als ich angestellt war ging es mir finanziell ziemlich gut. Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Bonuszahlungen etc. Auf der anderen Seite hat mich die Arbeit nicht inspiriert und meine einzigen Gedanken waren: Wann habe ich Feierabend und wann kann ich wieder Urlaub nehmen.

    Außerdem kann wohl nicht jeder Angestellte von sich behaupten übermäßig gut zu verdienen und die Jobsicherheit vergangener Jahre gibt es heutzutage meist auch nicht mehr.

    Ob Selbstständig oder Angestellt, ich würde sagen: Es kommt darauf an! Und zwar auf dich, deine Werte, deine Stärken, deine Ziele und was du erreichen willst.

    Beste Grüße und produktives Arbeiten

    Stefan

  5. Besonders schlecht steht Deutschland im Bereich der Gründer da. In vielen anderen Ländern ist es einfacher zu gründen. Dort herrscht auch eine ganz andere Mentalität im Bezug auf Gründer.

    Auch das Arbeitsamt bekleckert sich dabei nicht mit Ruhm, Stichwort Gründungszuschuß. Hier müßte viel mehr geschehen, um aus Deutschland ein Land der Gründer zu machen.

  6. Richtig baff war ich ja (bin ja erst im Mai zurück aus Spanien gekommen) als mir die Krankenkasse erklärte, wenn ich Selbständig mit Gewerbeschein wäre, würde sie einfach annehmen, dass ich so und so viel verdiene und danach den Krankenkassenbeitrag bemessen und nicht nach meinem wirklich Verdienst. Luuuuuustig 🙂 Ich hab mich erst einmal als Freiberuflerin angemeldet, spare jetzt aber etwas an, für den Fall das ich umgestuft werde. Kommt man sich gar nicht abgezockt vor. Aber ich will gar nicht meckern, der Papierberg war in Spanien genauso hoch, den man so nebenher noch bewältigen durfte.

    Für mich ist es undenkbar wieder irgendwo angestellt zu sein. Zumal ich ja wieder ins Ausland gehen werde.

    Schöne Grüße,
    Bella

  7. Cooles Thema. Beides hat klar Vorteile. Der ruhige und angenehme 40-Stundenjob ist genauso Mythos, wieder sorgenfreie Selbstständige.

    Dauerhaft selbstständig zu sein/werden benötigt viel mehr Kraft und Energien als einen angestellten Job zu finden .Das war zumindest meine Erfahrung.

    Liebe Grüße aus Wien,
    Sebastian

  8. Ich verstehe es nicht..wieso denkt jemand bei Selbstständig arbeiten nicht an “selbst ständig arbeiten”. Ein Leerzeichen und alle Utopie ist raus aus der Kiste. Ich zähle mich zu den LangzeitHybriden. Ich arbeite seit mehr als 10 Jahren selbst ständig und seit etwa 6 Jahren als Angestellter. Die Symbiose aus beiden Welten ergibt für mich den meisten Sinn. Sicherheit und ein sehr spannendes Arbeits und Testfeld beim Hauptarbeitgeber und noch mehr Freiheiten in meiner Selbstständigkeit. Denn eines wird oft vergessen bei der Freiheit. Wer selbst und ständig arbeitet hat meist nicht diese Freiheit, wie man es aus der Sichtweise Angestellter meint. Ich als Pixelmensch habe nicht die Freiheit Tische zu bauen, weil es mir gerade so passt. Letztlich muss ich mich auch nachdem richten, was die Kunden fordern. Durch den Hybriden Modus bin ich aber nicht darauf angewiesen und erhalten echte Freiheiten, wobei mein Arbeitgeber mir hier schon viele lässt.

  9. Sehr guter Artikel,
    sehr schön wurden auch die Vorteile eines Angestellten aufgezeigt. Für mich ist der Mix aus beiden Formen des Arbeitens reizvoll. Ich arbeite 20h als Angestellter, 16h als Freiberufler und (ca.) 3h als Selbstständiger(Webseite). Dieses Modell kann ich jedem nur empfehlen. Das ist natürlich nichts für alle, die unbedingt “Karriere” machen wollen, aber es bietet viel Abwechslung, gute Sicherheiten und ist finanziell auch sehr interessant.

    Ich wünsche viel Erfolg

  10. Also ich bin Angestellter und nebenbei Selbständig, der Vorteil als Arbeitnehmer ist, dass man relativ einfach einen Kredit bekommt (um zum Beispiel ein Haus zu kaufen) und wie schon im Artikel Geschrieben über ein regelmäßiges Einkommen verfügt.
    Auch kann man als Angestellter einfacher für das Alter vorsorgen, als Selbständiger muss man dies immer im Hinterkopf behalten.

  11. Die jeweiligen Vor- und Nachteile sind im Artikel ja systematisch gelistet. Dazu kommt sicher der persönliche Erfahrungshintergrund, welcher die Wahrnehmung mit beeinflusst. Man erträgt den (meist) holprigen Start in die Selbstständigkeit sicher besser, wenn das normale Angestelltenverhältnis vorher als belastend, stressig oder negativ empfunden wurde.

    Dann sieht man eher die neue Freiheit und erträgt lange Arbeitstage einfach besser. Insofern ist ein gewisser, durchaus negativ besetzter Schritt (“So geht es nicht weiter”), der zeitlich vorher liegt, eine echte Hilfe, um die neuen Perspektiven der Selbstständigkeit auszuloten. Sicher nichts Objektives oder Verallgemeinbares, aber auf jede Fall etwas, dessen man sich bewusst sein kann.

  12. Also für mich käme ein Angestelltenverhältnis nicht mehr in Frage. Wenn man immer mehr will und sich selbst pusht, dann ist das in der Welt der Arbeitnehmer eher undankbar.
    Daher bevorzuge ich die Freiheit, Selbstbestimmtheit und besseren Entfaltungsmöglichkeiten im eigenen Business.

  13. Ich denke, diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Ob selbständig oder angestellt – was für einen selbst das Beste ist, hängt stark von der eigenen Mentalität ab. Was möchte ich im Leben erreichen? Wie viel Risiko bin ich bereit einzugehen? Wie gut kann ich mich selbst motivieren? Selbständigkeit hat – so wie das Angestelltenverhältnis – seine Vor- und Nachteile. Jeder muss für sich selbst entscheiden, mit welchen Nachteilen er besser leben kann.

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