Genug zum Leben oder wie viel Geld sollte man verdienen?

Genug zum Leben oder wie viel Geld sollte man verdienen?Viele Existenzgründer machen sich Gedanken darüber, wie viel sie verdienen müssen, um genug zum Leben zu haben. Die Höhe der Einnahmen ist aber auch für Selbstständige, die seit Jahren aktiv sind, ein Thema.

Nicht nur, dass man sich im Businessplan Gedanken über dieses Thema machen muss, man sollte es auch später tun. Es gibt leider genug Selbstständige, die viel arbeiten, aber finanziell nicht auf einen grünen Zweig kommen.

In diesem Artikel mache ich mir ebenfalls Gedanken über Einnahmen, Ausgaben und das Reich werden im Internet. Wieviel Geld sollte man verdienen?

Warum man im Internet nicht reich wird

Es ist natürlich provokant von mir zu behaupten, dass man im Internet nicht reich wird. Das ist es doch gerade, was viele neue Website-Betreiber und Blogger, YouTuber und Instagrammer, aber auch klassische Firmeninhaber vom Internet erwarten.

Und es gibt doch so viele Beispiele, besonders im amerikanischen Raum, wo junge Internet-Gründer über Nacht Millionäre geworden sind oder zumindest fünfstellige Einnahmen pro Monat erzielen.

Doch die Realität sieht anders aus. Nur die wenigsten werden wirklich reich und das vor allem durch andere Webmaster oder Blogger, die reich werden wollen. Websites und Angebote über “Geld verdienen im Internet” sind eine der profitabelsten Internet-Nischen. Und leider sind viele davon nicht besonderes seriös.

Doch es ist mit genügend Engagement und Know How gut möglich seinen Lebensunterhalt im Internet zu verdienen. Sei es direkt mit Websites oder indirekt, in dem man seine eigenen Leistungen und Produkte über das Internet vertreibt.

Doch auch wenn das Internet viele Vorteile bietet, die man geschickt nutzen kann, um an mehr Kunden und damit auch an mehr Geld zu kommen, ist es nicht viel einfacher, als im normalen Business-Leben.

Geld verdienen im Internet – Eine Frage der Einstellung

Erstmal ist die Frage des “Geld verdienen” auch eine Frage der Einstellung. Manche wollen einfach nur Inhalte veröffentlichen und gar kein Geld verdienen, andere wiederum möchten zumindest die Unkosten wieder rein holen, also Serverkosten, Traffic, Domains etc..

Und dann gibt es die Gruppe, zu der auch ich gehöre. Diese Gruppe muss Geld mit dem Internet verdienen, da sie selbstständig ist und kein Chef da ist (oder der Staat) der jeden Monat ein festes Gehalt überweist.

Dass man als Selbstständiger natürlich eine andere Einstellung zum Geld verdienen hat, als jemand, der eine Website nur aus Spaß betreibt, sollte klar sein. Leider wird dies von vielen Idealisten kaum verstanden, die jegliche Versuche mit einer Website Geld zu verdienen verdammen.

Was mir aber immer wieder auffällt ist, dass auch Selbstständige nicht mit der hundertprozentigen Konsequenz ans Geld verdienen denken und lieber ihrem Handwerk oder ihrer Arbeit nachgehen. Das ist okay, so lange das Geld trotzdem bis zum Monatsende reicht. Leider gibt es immer wieder Beispiele, wo es eben nicht reicht, besonders dann, wenn es zu Problemen, wie z.B. Krankheit, kommt.

Genug zum Leben ist nicht genug!

Die Einstellung, dass die Einnahmen aus der Selbstständigkeit zum Leben reichen sollen, ist einfach falsch. Das hängt mit dem normalen Auf und Ab der Einnahmen eines Selbstständigen zusammen.

Folgende Faktoren beeinflussen die unterschiedlichen Höhen der Einnahmen:

  • Saisonale Schwankungen der Aufträge, Kunden, Einnahmen
  • schwankende Konjunktur (eher langfristig, aber auch wichtig)
  • Entwicklung der Konkurrenz hinsichtlich Angeboten, Werbung und Preisen
  • Die eigene Gesundheit und die der Angestellten
  • usw.

Gerade wenn man alleine selbstständig ist, hat man entweder zu viele Aufträge (bzw. Anfragen) oder zu wenige. Zu viele kann man nicht erfüllen und muss teilweise ablehnen. Zu wenige kann man aber schwer ausgleichen und verdient zu wenig. Den goldenen Mittelweg, mit genau der richtigen Zahl an Aufträgen und damit Einnahmen, gibt es eher selten.

Hinzu kommt, dass bei der Kalkulation der Einnahmen viele Selbstständige und Gründer einfach die Wochenarbeitszeit nehmen und daraus dann einen ungefähren Stundensatz errechnen.

Also 8 Stunden x 20 Tage = 160 Arbeitsstunden im Monat. Will man 3.000 Euro verdienen, dann muss man also 18,75 Euro pro Stunde verdienen.

Die Realität sieht anders aus. So arbeitet man in der Regel nur 60-70% der eigenen Arbeitsstunden an Projekten, die wirklich Geld einbringen. Den Rest der Zeit verbringt man mit unbezahlter Arbeit, wie Angebote schreiben, der Buchhaltung, Gewährleistung, Verwaltung, Bürokratie etc..

Allein das führt dazu, dass man seinen Stundensatz höher ansetzen sollte und da sind die weiter oben genannten Ausfall-Risiken noch gar nicht eingerechnet. Ebenso sollte man bedenken, dass man als Selbstständiger selbst für die Altersvorsorge verantwortlich ist und auch für die Krankenversicherung tief in die eigene Tasche greifen muss. Von anderen Versicherungen und steigenden Lebenshaltungskosten ganz zu schweigen. Und auch die Einkommensteuer sollte man dabei natürlich nicht vergessen.

Nicht zuletzt möchte man sich als hart arbeitender Selbstständige nach seinem 12 oder 14 Stunden-Arbeitstag auch was leisten. All das sorgt dafür, dass man weit höher kalkulieren sollte.

Somit sollte man bei einem Ziel von 3.000 Euro Verdienst pro Monat (im Schnitt) mindestens 4.500 Euro Einnahmen anvisieren. Durch die oben genannten Faktoren steigt der Stundensatz dann auch von 18,75 Euro auf mindestens 50 Euro netto an. Und das ist wirklich die Untergrenze. Dadurch wird man mal sehr gute Monate haben, die dann die schlechten Monate gut ausgleichen.

Visionen und Realismus

Nun werden einige sagen, dass dies bei der heutigen Marktsituation und der Konkurrenz oft gar nicht möglich ist. Überall herrscht ein großer Preisdruck und alle Kunden schauen nur nach dem günstigsten Preis. Das ist alles nicht falsch, aber das ist keine Ausrede. Man ist nicht selbstständig, um am Hungertuch zu nagen, sondern um anständig leben zu können. Um sich langfristig etwas aufzubauen.

Ist der Preiskampf in der eigenen Nische zu groß, dass sollte man nach Alternativen ausschau halten:

  • Gibt es andere Bereiche, die ich auch bedienen kann, wo es weniger Konkurrenz und Preisdruck gibt?
  • Kann ich mich in meiner Branche von der zahlreichen Konkurrenz durch bestimmte Angebote, Services etc. so weit abheben, dass die Kunden bereit sind höhere Preise zu zahlen?
  • Kann ich mehr dauerhafte Einnahmen erzielen, statt ständig um neue Kunden kämpfen zu müssen?
  • usw.

Es gibt viele Möglichkeiten trotz Wettbewerb mehr als nur das Nötigste zu verdienen und Selbstständige sollte auf jeden Fall eine Vision haben. Eine Vision, wo sie in 3 oder 5 Jahren sein wollen und was sie dann verdienen wollen. So eine Vision hilft dabei schwierige Entscheidungen zu treffen und langfristig die Weichen richtig zu stellen.

Und hier schließt sich dann wieder der Kreis. Schnell reich werden kann möglich sein, wird aber für die meisten nicht klappen. Da heißt es eher langfristig zu denken und sich finanzielle Ziele zu setzen, die über das “Es soll zum Leben reichen” hinaus gehen. Dann muss man auch keine Angst vor einer Krankheitsphase oder der Rente haben.

Welche Erfahrungen habt ihr diesbezüglich gemacht? Habt ihr gerade genug zum Leben oder sieht es besser aus? Welche Tipps könnt ihr aus eurer eigenen Erfahrung geben?

Peer Wandiger

5 Gedanken zu „Genug zum Leben oder wie viel Geld sollte man verdienen?“

  1. Hallo Peer, das ist ein interessanter Artikel, der zum Nachdenken anregt. Ich stehe noch relativ am Anfang, mache Affiliate Marketing und (noch) ergänzungsweise Transkription. Erst kürzlich bin ich nach Studienabbruch (war einfach nichts für mich) de facto zu meiner Verlobten ausgewandert. Dabei hatte ich lediglich das ungefähre Mindesteinkommen, um recht sicher über die Runden zu kommen – alles andere möchte ich mir in meiner neuen Heimat erarbeiten. Nebenbei profitiere ich hier von einer ziemlich niedrigen Kaufkraft.
    Das Weihnachtsgeschäft hat zwischenzeitlich das Einkommen mehr als verdoppelt, sodass ich bereits ein bisschen was auf die Seite legen kann. Inzwischen sind die Einnahmen aber wieder zurückgegangen. Das motiviert natürlich, dauerhaft die Einnahmen aufs “Weihnachtsniveau” zu steigern und darüber hinaus, auch weil die Zukunft und die Familienplanung deutlich mehr Ausgaben mit sich bringen und bereits gebracht haben.
    Deshalb; auch wenn sich mein Start in die Selbstständigkeit für manche vielleicht “riskant” anhört, bin ich finanziell gesehen eher derjenige, der sagt, dass man deutlich mehr verdienen sollte, als man aktuell braucht. Das Angesparte will ich dann übrigens in Immobilien investieren – die Art der Altersvorsorge, die ich bevorzuge.

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  2. Hallo Peer,

    ach ja, das liebe Geld…
    Ich verfolge Deinen Blog seit der ersten Nischenseiten-Challenge und habe seit dieser Zeit begonnen, meine eigenen Projekte zu launchen. Am Anfang war ich sehr skeptisch und nennenswerte Einnahmen kamen auch erst Bach gut 2 Jahren zusammen. Ich habe das ganze nebenberuflich gemacht und so ziemlich alles selbst bearbeitet.

    Nach den 2 Jahren kamen dann für die nächsten 3 Jahre ständig wachsende Einnahmen und ich konnte diverse Sachen auslagern und weiter wachsen. Updates von Google haben mich nie empfindlich getroffen und so stand der 5 Jahresplan für das Jahr 2019 komplett in die Selbständigkeit zu wechseln.

    Ich hatte so ca. 6000 Euro mtl. Einnahmen anvisiert. In dieser Höhe bleibt bei mir ein solides Einkommmen, Deckung der Unkosten + Investitionskapital.

    Leider kam dann die Realität dazwischen. Das August Update 2018 hat mich empfindlich bei mehreren Projekten getroffen und einnahmenmässig um Jahre zurückgeworfen.

    Jetzt heißt es weitermachen, neu strukturieren und Zähne zusammenbeißen. Ich hätte wirklich nie damit gerechnet, dass man plötzlich wieder so tief fallen kann. Schwankungen hat man natürlich immer, aber der Absturz war heftig.

    Daraus lernt man aber, dass man die mtl. Einnahmen wirklich recht hoch ansetzen sollte und genügend Kapital in der Hinterhand haben muss, damit bei so einem Ereignis nicht alles zusammenbricht.

    Als 18 Jähriger mit WG-Zimmer kann man sicherlich mehr Risiko gehen, aber mit 40, Familie und diversen Unkosten, muss man sich einige Gedanken mehr machen, wenn man nicht Schiffbruch erleiden möchte?

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  3. Eine schwierige Frage, die sich sicher nicht einfach so nebenbei beantworten lässt.
    Wenn jemand hauptberuflich Affiliateseiten betreibt, sollte man nicht nur ein gewöhnliches Stundenmodell mit in die Berechnung einbeziehen. Auch Rücklagen für die Altersvorsorge oder spontane Einbrüche (mit denen man nunmal rechnen muss) müssen gebildet werden.
    Wer dann nicht mit Geld umgehen kann (siehe aktuelle Fälle in der deutschen Gründerlandschaft), hat schon verloren. Ich glaube, dass man schon dann verloren hat, wenn man nicht mehr versucht, die Einnahmen zu steigern.
    Wer das ganze aber nur nebenberuflich oder “zum Spaß” macht, hat es hier natürlich einfacher.
    LG

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  4. Hallo Peer,

    tolle Zusammenfassung, ich sehe es ähnlich!

    Ich selbe kalkuliere mit 2.000€ zum Leben. Allerdings werde ich 3.000€ monatlich Blogeinnahmen anvisieren, um Schwankungen ausgleichen zu können. Allerdings ist es noch ein langer Weg, da ich erst bei 1.500€ bin.

    Ich hoffe, ich kann hier noch einiges lernen und damit meine Einnahmen steigern.

    Beste Grüße,
    Alexander vom vermietertagebuch

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  5. Hallo Peer,

    vielen Dank für diesen interessanten Artikel.

    Ich befinde mich gerade auf der “Reise zum Internetunternehmer” (zugegeben, diese Reise haben immer mehr Leute für sich entdeckt) und plane mittelfristig (7-10 Jahre) meinen Lebensunterhalt davon zu bestreiten. Ich habe mir zum Ziel gesetzt, nach Steuern ein Einkommen von 2000 – 2300 Euro pro Monat zu generieren und aus mehreren Quellen zu erhalten. Momentan bin ich auf einem guten Weg, habe aber noch eine weite Reise vor mir.

    Deine Beiträge und Inhalte helfen mit sehr, mich auf meinem Weg etwas besser zurechtzufinden. Vielen, vielen Dank dafür.

    Sebastian

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