Kostenloses Geschäftskonto für Freelancer, Gründer und Selbständige – Interview

Kostenloses Geschäftskonto für Freelancer, Gründer und SelbständigeUm ein kostenloses Geschäftskonto für Freelancer, Gründer und Selbständige geht es in dem sehr interessanten Gespräch, das ich mit dem Gründer von Kontist geführt habe.

Er gibt darin unter anderem Einblicke in den Service und dessen Entwicklung.

Und natürlich gibt es auch praktische Tipps für Gründer.

Guten Tag Herr Plantener. Bitte stellen Sie sich meinen Lesern vor.

Ich habe schon eine recht vielseitige Geschichte als Selbständiger. Angefangen habe ich vor vielen Jahren als Webdesigner. Ich habe für Kunden Webseiten erstellt, bis es mich in eine ganz andere Richtung verschlagen hat: Ich war Barkeeper in meiner eigenen Cocktailbar in Berlin, die es sogar heute noch gibt.

Nachdem ich die Bar verkauft habe, war ich freier Berater in der Werbebranche. Über diesen Weg bin ich wieder im Internet gelandet und habe verschiedene Tech-Unternehmen gegründet. Meine letzte Gründung war Debitoor, ein Online-Buchhaltungsprogramm für Freelancer und Kleinunternehmer.

2015 habe ich dann Kontist gegründet, eine Bankinglösung für Selbständige.

Welche Vor- und Nachteile hatten Sie als Freiberufler?

Es kommt immer auf die Wahrnehmung an. Vor- und Nachteile entstehen nur in unseren Köpfen.

Für mich war die Freiheit, wann, wo und wie ich arbeite, ganz entscheidend. Aber natürlich gibt es da auch fließende Übergänge. Wenn du als freier Mitarbeiter in einer angestelltennahen Beschäftigung engagiert bist, ist deine Freiheit natürlich nicht mehr ganz so groß.

Richtig genervt bin ich von dem exorbitanten bürokratischen Mehraufwand, der mich schon viele Sonntage in den Wahnsinn getrieben hat. Allen voran die Buchhaltung und die Diskriminierung durch Banken.

Aber gerade aus diesen negativen Emotionen habe ich die Energie und Motivation für meine Gründungen gezogen, um sowohl die Buchhaltung (mit Debitoor) als auch das Banking (mit Kontist) für Selbständige zu vereinfachen

Nun haben Sie Kontist gegründet. Wie kamen Sie auf die Idee?

Die Grundidee ist zunächst einmal ein Resultat meiner eigenen Erfahrungen als Selbständiger. Als Gründer und Freelancer muss man sich ständig mit den traditionellen Banken herumschlagen, die nicht nur teuer und umständlich sind. Sie verstehen mich und meine Bedürfnisse als Gründer gar nicht.

Als Selbständiger passiert es einem häufig, dass man nicht weiss, welche Steuerzahlungen demnächst anstehen und wie viel man am Ende des Monats eigentlich noch für sich selbst zur Verfügung haben wird. Oft hat man keinen Überblick darüber, wie viel Geld man im Schnitt in den nächsten Monaten verdienen wird. Leider gehört finanzielles Chaos zu den häufigsten Gründen, die dazu führen, dass Selbständige es nicht schaffen, ihre Ideen erfolgreich umzusetzen.

Zuletzt habe ich die Buchhaltungssoftware Debitoor gegründet und mit aufgebaut, bis das Unternehmen an HG Capital verkauft wurde. Schon dort bestand unsere Zielgruppe aus Freelancern, Gründern und Kleinunternehmern. Deshalb kannte ich die Probleme und Bedürfnisse dieser Gruppe schon sehr genau.

Was genau bieten Sie da an und wer ist die Zielgruppe?

Wir bieten ein kostenloses Geschäftskonto für Freelancer, Gründer und Selbständige, in dem Banking, Buchhaltung und Steuerkontrolle zusammenlaufen.

Was ist das Besondere an Kontist gegenüber den vielen anderen Finanz-Angeboten?

Kostenloses Geschäftskonto für Freelancer, Gründer und SelbständigeWir verstehen unsere Zielgruppe besser als traditionelle Banken. Unser Team besteht fast vollständig aus Menschen, die bereits selbst viele Jahre Erfahrung als Selbständige gesammelt haben. Das hilft uns in der Produktentwicklung.

Wir möchten das Finanzmanagement von unseren Kunden grundlegend vereinfachen und ihnen die Kontrolle über ihre Finanzen geben. Dazu gehört erstmal ein leichter Zugang zu Geschäftskonten ohne Stirnrunzeln durch den Bankberater, mit einer Kontoeröffnung, die durchschnittlich in unter 10 Minuten abgeschlossen ist.

Dazu gehören vor allem auch der Abbau von Bürokratie und die Automatisierung von überflüssigen Arbeitsschritten. Durch Integrationen von Buchhaltungstools werden schon jetzt einige Buchungen vollständig automatisch erstellt.

Wir sehen da noch großes Potenzial für die Zukunft, wie wir unseren Kunden Zeit, Kosten und Nerven sparen können. So können sie sich wieder mehr auf das konzentrieren, was ihnen wichtig ist und ihre Ideen erfolgreicher umsetzen.

Viele Selbstständige haben damit Probleme Geld für die Zahlung von Steuern zurückzulegen. Wie hilft Kontist dabei?

In der Theorie weiß jeder Selbständige, dass er Geld für die Steuer zurücklegen muss. Im Alltag sieht es aber häufig anders aus. Es gibt kaum jemanden, der nicht schon mit hohen Nachforderungen konfrontiert wurde.

Das Kontist Konto hilft Dir, den Überblick zu behalten. Bei jedem Geldeingang werden die Umsatzsteuer und die Einkommensteuer automatisch auf ein virtuelles Unterkonto gebucht. In der Zukunft hoffen wir, auch die Ausgaben automatisch verbuchen zu können, so dass die Buchhaltung immer aktuell und auf dem neuesten Stand ist. Das Problem an der Buchhaltung ist ja, dass sie in der Regel langsam und zeitverzögert gemacht wird – viele Selbständige setzen sich nur einmal oder viermal im Jahr hin und buchen ihre Ausgaben. Was dann als Steuer-Nachzahlung oder -Rückerstattung rauskommt, ist häufig eine Überraschung. Mit unserer Lösung hast du jederzeit genauen Überblick über deine Finanzen und weißt, was wirklich deins ist. So kannst Du als Selbständiger endlich planen.

Wie sicher sind meine Daten und mein Geld bei Kontist?

Dein Geld ist bei uns so sicher wie bei jeder anderen Bank, die Online-Banking anbietet. Wir arbeiten mit der solarisBank zusammen, einer deutschen Bank, die sich selbstverständlich an alle Regularien hält. Selbst wenn sich unser Geschäftsmodell nicht rechnen sollte und wir insolvent gehen sollten, ist das Geld unserer Kunden durch die Einlagensicherung sicher.

Technisch gesehen arbeiten wir mit allen aktuellen Standards und unsere Server stehen in Deutschland. Die Sicherheit und das Vertrauen unserer Kunden sind uns sehr wichtig.

Welche Probleme haben aus Ihrer Erfahrung Selbstständige ansonsten noch bei ihren Finanzen?

Viele Menschen sind immer noch der Meinung, dass man über Geld nicht spricht. Das sorgt dafür, dass viele Gründer mit falschen Vorstellungen in die Selbständigkeit starten und erwarten, dass sie in kurzer Zeit sehr viel Geld verdienen. Ich finde es klasse, dass du so viele Jahre transparent über die Finanzen der Internet-Selbständigen berichtet hast. Solche Berichte helfen, falschen Vorstellungen vorzubeugen.

Die kurzfristige Liquidität ist ein weiteres Problem, das viele Selbständige kennen. Dafür gibt es eigentlich den Dispokredit, den man als Selbständiger aber fast nie oder nur mit hohem Aufwand bekommt. Ich selbst habe erst nach 10 Jahren meinen ersten Dispokredit von meiner Bank bekommen. Wenn ich aber ein Liquiditätsproblem habe, weil ich meine Lieferanten bezahlen muss, während meine eigenen Kunden aber zu spät zahlen, habe ich keine Zeit, wochenlang auf die Gewährung eines Dispokredits zu warten. Das muss schneller gehen und haben wir auch auf unserer Agenda.

Wie aufwändig war es dieses Angebot samt App zu entwickeln? Wie lange hat es gedauert und wie groß ist ihr Team?

Wie du dir sicher denken kannst, ist es nicht ganz einfach, ein solches Angebot zu entwickeln. Auch wenn wir keine eigene Banklizenz haben und auf unsere Partnerbank solarisBank setzen, gibt es viele Vorschriften und Regularien, die wir berücksichtigen müssen.

Wir als Gründerteam sind Ende 2015 das erste Mal zusammengekommen. Im Januar 2016 haben wir vom Company Builder Founders das erste Kapital erhalten, um die Idee von Kontist zu entwickeln. In den folgenden Monaten haben wir viel gearbeitet, sind auf 13 Mitarbeiter gewachsen und haben schließlich im Februar 2017 die iPhone-App und im April 2017 die Android-Version gelauncht. Im Augenblick sind wir 18 Mitarbeiter.

Welche Pläne haben Sie noch für Ihr Angebot?

Kurzfristig wollen wir die Kontist Kreditkarte launchen und unser Angebot auch für kleine Unternehmen (UG, GmbH, GbR, OHG) verfügbar machen.

Langfristig wollen wir das Finanzmanagement von Selbständigen revolutionieren, in dem wir ihnen das Gros der Buchhaltung abnehmen, Liquidität einräumen und ihnen dazu noch bei der persönlichen Finanzplanung helfen.

In meinen Augen gehört Selbständigen die Zukunft. Sie leisten einen großen gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Beitrag. Allerdings wird es ihnen an vielen Stellen noch zu schwer gemacht. Selbständiges Arbeiten sollte so einfach sein wie angestelltes Arbeiten. Dafür wollen wir einen Beitrag leisten.

Zum Schluss würde ich mich über ihre wichtigsten Tipps für Gründer freuen.

Think big! Was du dir nicht vorstellen kannst, kannst du auch nicht erreichen. Lerne also groß zu denken.

Dein Umfeld ist entscheidend. Umgib dich mit guten Leuten und arbeite nur mit Menschen zusammen, die in ihrem Bereich absolute spitze sind. Das gilt sowohl für Mitgründer als auch für Mitarbeiter und Kooperationspartner.

Umsetzung ist wichtiger als die Idee. Es gibt so viele gute Ideen auf der Welt. Ohne Umsetzung sind sie aber alle nichts wert. Verliere dich nicht in Planungen und Details, starte noch heute mit der Umsetzung.

Peer Wandiger

7 Gedanken zu „Kostenloses Geschäftskonto für Freelancer, Gründer und Selbständige – Interview“

  1. Da würde mich natürlich dann schon interessieren, wo der “Haken” ist – es hat ja niemand was zu “verschenken” und wie “rechnet” sich dann ein solches Angebot/Plattform mit einem “kostenlosen Basiskonto”? Wahrscheinlich kommt man dann um die Premium-Variante (über die es dort nichts zu lesen gibt) nicht herum, schätze ich mal?

    • Hi Ina,

      natürlich können wir nicht nur von Luft und Liebe leben. Allerdings wird das voll funktionsfähige Basiskonto (wie es jetzt besteht) kostenlos bleiben. In der Premium-Version werden wir dann zum Beispiel einen Dispokredit anbieten und auch die Kreditkarte wird nicht kostenlos werden.

      Liebe Grüße
      Melchior

    • Hi Robert,

      du hast Recht. Es gibt durchaus Parallelen. Wir sind allerdings ein deutscher Anbieter mit deutscher IBAN. Damit gelten selbstverständlich auch alle Vorschriften (z.B. die Einlagensicherung) für uns.

      Ein wesentlicher Unterschied ist aber wohl, dass Holvi versucht alles aus einer Hand anzubieten und wir uns lediglich auf das Banking und Finanzmanagement konzentrieren. Für die Buchhaltungsfunktionen setzen wir auf Kooperationen mit den gängigen Anbietern (Lexoffice, Debitoor, Fastbill usw.).

      Liebe Grüße
      Melchior

  2. Kommt mir gerade sehr gelegen der Artikel. Bin kurz davon mir mein eigenes Geschäftskonto zu eröffnen und hatte bisher die DBK im Visier. Aber was du hier schreibst hört sich noch etwas besser an. Vielen Dank dafür! 🙂

    • Hi Tim,

      klasse 🙂 Dann teste uns einmal und schicke uns gerne ein Feedback.

      Das Problem an der DKB (und vielen anderen Banken) ist, dass sie den Zugang zum Geschäftskonto stark einschränken.

      Zitat: “Das DKB-Business bieten wir Kunden aus rechts- und steuerberatenden Berufen, ausgewählten bautechnischen Berufen, gewerblich tätigen Immobilienverwaltern sowie für freiberuflich tätige Ärzte, Zahnärzte und Apotheker an.”

      Wir nehmen auch alle anderen Selbständigen und haben einen deutlich einfacheren Anmeldeprozess, der in der Regel in unter 10 Minuten abgeschlossen ist.

      Melde dich gern bei Fragen.

      Liebe Grüße
      Melchior

  3. Hallo,

    ich selbst habe mich seit einiger Zeit selbstständig gemacht und kann das Konto der ING DiBa nur wärmstens empfehlen. Zumal es kostenlos ist vorausgesetzt man hat einen Mindest Gehaltseingang in Höhe von 1.000 Euro aber diese sollte jeder der sich erfolgreich selbstständig machen will, denke ich jeden Monat erreichen trotz das es in der Gründerphase schwierig ist.

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