Gründen mit Komponenten – Wie man sich ein Online-Business “bastelt”

Auf entrepreneurship.de läuft gerade eine Blogparade, die den etwas kryptischen Titel “Gründen mit Komponenten” trägt.

Worum es dabei genau geht, erfahrt ihr in meinem Beitrag zu dieser Blogparade.

Gründen mit Komponenten

Hintergrund der Blogparade ist die Art und Weise, wie viele Gründer ihr Business aufbauen.

Alles von Grund auf selber zu machen ist zwar selten der Normalfall, aber viele “Räder” werden trotzdem immer wieder neu erfunden.

Stattdessen plädieren die Initiatoren der Blogparade dafür, möglich viele vorhandene Komponenten zu nutzen und damit das eigene Business quasi zusammen zu basteln, statt alles von Grund auf selber zu machen.

Doch was ist mit den Komponenten überhaupt gemeint?

Komponenten nutzen?

Als Beispiele werden in dem Blogparade-Artikel der Veranstalter zum Beispiel ein Safthersteller und Skype genannt.

Ersterer kauft das Saftkonzentrat ein und lässt es dann von einem Abfüllbetrieb abpacken. Die Bestellungen nimmt ein Bürodienstleister entgegen.

Skype hat dagegen eine bestehende Internettechnologie verwendet und was eigenes daraus gebaut.

Bei diesen Beispielen musste ich sofort an das Buch “Die 4 Stunden Woche” von Tim Ferris denken. Darin wird mehr oder weniger die selbe Vorgehensweise beschrieben.

Man baut sich aus bestehenden Anbietern, Technologien und Know How eine neue “Produktionskette” zusammen und ist eigentlich nur noch damit beschäftigt dies zu koordinieren.

Am Business arbeiten

Tim Ferris propagiert dasselbe. Das Geheimnis hinter seiner “4 Stunden Woche” bzw. dem Ziel, möglichst wenig zu arbeiten, liegt darin, dass man andere für sich arbeiten lässt.

Das Beispiel des Saftherstellers zeigt dies recht gut. Bestehende Firmendienstleistungen werden eingekauft und selbst die Auftragsverwaltung ausgelagert. So muss der Firmeninhaber eigentlich “nur” noch das Zusammenspiel der einzelnen Firmen koordinieren und hat mit der eigentlichen Herstellung des Produktes nichts mehr zu tun.

Das wird gemeinhin auch als “Am Business arbeiten” bezeichnet, statt “im Business arbeiten”.

Sinnvoll für Selbständige im Netz?

Die Beispiele, die auf entrepreneurship.de, aber auch in Tim Ferris Buch genannt werden, sind jedoch eher weniger auf Einzelunternehmer bezogen.

Welcher Selbständige im Netz startet schon damit, ein neues Produkt in den Einzelhandel zu bringen, eine weltweite Kommunikations-Software zu erstellen oder sonst irgend ein physisches Produkt anzubieten.

In der Regel werden da kleinere Brötchen gebacken. Dabei stellt sich dann die Frage, ob das Komponenten-Modell auch für Selbständige im Netz machbar ist.

Ich denke schon. Wenn man als Beispiel einen Affiliate nimmt, so kann dieser viele Komponenten nutzen:

  • Als Content Management System wird eine kostenlose Software wie WordPress genutzt.
  • Kostenlose Themes gibt es wie Sand am Meer. Und selbst Premium-Themes sind verhältnismäßig günstig.
  • Benötigte Funktionen werden mit kostenlosen Plugins eingebaut.
  • Die Einrichtung kann auch outgesourced werden.
  • Texte werden bei entsprechenden Online-Dienstleistern eingekauft.
  • Den Einbau der Affiliate-Links und -Banner übernimmt man selber und lässt es machen.
  • Auch auch die Vermarktung und die Suchmaschinenoptimierung ist gut in andere Hände auslagerbar.

Wie man sieht, könnte man als Affiliate den gesamten Prozess der Erstellung und Vermarktung einer neuen Affiliate-Site über vorhandene Komponenten realisieren.

Ähnlich sieht es auch in vielen anderen Branchen im Internet aus.

Online-Shops können komplett gemietet, die Produkte automatisiert eingebaut und die Logistik ausgelagert werden.

Und selbst wenn man eigene Dienstleistungen anbietet, so kann man teilweise auf Komponenten zurückgreifen. Welcher Webdesigner programmiert schon sein eigenes CMS?

Okay ich gebe zu, dass ich zu Beginn meiner Selbständigkeit mein eigenes CMS programmiert habe. Damals war WordPress noch nicht soweit, dass ich es für Kundenwebsites genutzt hätte und andere CMS waren nur teilweise, wie ich es mir gewünscht habe.

Mittlerweile setze ich zwar auch vermehrt auf WordPress und Co. aber was ich bei der Umsetzung meines eigenen CMS gelernt habe, ist eigentlich unbezahlbar.

Vor- und Nachteile des “Komponenten-Modells”

Doch welche Vor- und Nachteile hat diese Vorgehensweise?

Vorteile des “Komponenten-Modells”:

  • Man greift auf fertige und erprobte Komponenten zurück.
  • Das spart Zeit, Geld und Arbeit.
  • Das Know How vieler ist in die Komponenten eingeflossen.
  • Alleine könnte man nie so viele Dinge so gut machen.
  • Man hat weniger Stress mit den kleinen Dingen der täglichen Arbeit.

Nachteile des “Komponenten-Modells”. Oder anders ausgedrückt: “Die Vorteile des Selber machens”

  • Man hat mehr Einfluss auf Details.
  • Man kann seinen individuellen Stempel aufdrücken.
  • Man ist nicht abhängig von anderen.
  • Man braucht meist weniger Geld für die Anfangsinvestitionen.
  • Man lernt eine Menge. Die Gefahr besteht, dass man bei der ausschließlichen Nutzung von Komponenten nicht mehr versteht, wie etwas funktioniert.

Diese beiden Listen kann man sicher noch fortführen. Aber man sieht schon, dass das Komponenten-Modell sicher wichtige Vorteile hat, aber dass meiner Meinung nach auch viel für das Selber machen spricht.

Die Lust an der Arbeit

Deshalb sehe ich den Mittelweg darin, Komponenten da zu nutzen, wo es mir entweder selber keinen Spaß macht oder wo ich nicht genug Know How besitze.

Ich würde selber aber gar keine Lust haben alles aus der Hand zu geben und mich ausschließlich auf den administratorischen Teil zu konzentrieren.

Es macht mir Spaß zu arbeiten, an Details zu werkeln und eine Idee selber umzusetzen.

Aber das ist sicher auch eine individuelle Sache. Andere können darauf sicher gut verzichten und stürzen sich liebend gern auf die reine Verwaltung.

Fazit

Ich würde deshalb sagen, dass jeder Selbständige hier seinen eigenen Weg finden muss. Es gibt hier nicht den EINEN Weg.

Es ist aber wichtig zu wissen, dass es möglich ist, durch Komponenten mehr zu erreichen, Know How “einzukaufen” und Ideen schneller zu realisieren.

In welchem Maße man Komponenten nutzt, muss aber jeder für sich selbst entscheiden.

Peer Wandiger

8 Gedanken zu „Gründen mit Komponenten – Wie man sich ein Online-Business “bastelt”“

  1. Hallo Peer,
    das mit dem “eigenen Weg finden” ist ein Ansatz der eigentlich überall gilt. Alles wozu ich mich zwingen muss, macht mit Sicherheit bald keinen Spaß mehr. WordPress nutze ich auch sehr dankbar und bin eigentlich froh darüber, aber es hilft auch ungemein wenn man doch schon mal etwas von HTML, CSS und PHP gehört hat. Manchmal ist es nur etwas nervig wenn man Fragen hat und diese “hochbegabten” Programmierprofis (zum Beispiel in den einschlägigen Foren) so von oben herab antworten und einem Brocken hinwerfen mit denen man eigentlich nix anfangen kann. Gute Beispiele gibt es aber auch Self HTML und Self PHP hat mir in der Anfangszeit viel geholfen. Schreiben für meinen Blog werd ich aber weiter selbst, auch weils eben Spaß macht:grin:
    Viele Grüße aus Plauen
    Steffen

  2. Hi Peer,

    ist das nicht wieder die Diskussion über Outsourcing? Also es kommt mir sehr bekannt vor 🙂 Gerade die Vor- bzw. Nachteile treffen auch auf dieses Thema zu.

    Ich bin ein Freund von Outsourcing, aber ich stimme dir auch zu, dass man die wichtigen Dinge selbst machen soll und die extrem Zeitaufwendigen und Arbeitsintensiven Dinge auslagern sollte, um sich auf das wesentliche zu konzentrieren.

    Aber schöne Zusammenfassung 😉

  3. Ich sehe es folgendermaßen: Gemäß der Wirtschaftstheorie sich auf seine Kernkompetenz konzentrieren und den Rest outsourcen bzw. hier auf bestehende Systeme zurückgreifen und keine Zeit mit dem “Selbermachen” verschwenden. Ein beliebter Fehler ist immer wieder, sich in technischen Details zu verlieren und das Wesentliche und Wichtigste (das Marketing) zu vernachlässigen. Denn was nützt das beste Produkt oder die beste Dienstleistung, wenn keiner davon weiß…

  4. Hallo Peer,

    interessane Sichtweise, die du da beschreibst. Jeder von uns kennt diese Methode, doch wirklich umsetzen tun dies glaub ich die wenigsten. Ich selbst würde jetzt auch nicht spontan dazu umschwenken meinen Arbeitsfluss an andere abzugeben. Allerdings bin ich auch ein kleiner Kontrollfreak 😆
    Von daher muss ich erstmal die neu gewonnen Eindrücke des Artikels wirken lassen. In einem stimm ich aber mit dir über ein: der gesunde Mittelweg, scheint die beste Variante zu sein.

  5. Diese Methode erspart zwar sehr viel Zeit, doch man benötigt auch einen Markt zum einkaufen. Man weiß ja vorher nicht wie gut der Text wird, oder wie gründlich Suchmaschinenoptimierung betrieben wird. Aber wenn man für alle Komponenten passende Verkäufer gefunden hat, wird es sich auf lange Sicht sicher rechnen.

  6. Ein sehr interessanter und ausgewogener, sich an der Praxis orientierender Artikel, der sich mit meinen HR-Erfahrungen und meiner Sicht der Dinge voll und ganz deckt und dessen Aussagen ich in jeder Beziehung unterstreichen kann.

  7. Hi Peer,

    danke für den coolen Blog. Du hast recht, Tim Ferris propagiert dasselbe. Günter Faltin hatte jedoch mit der Teekampagne schon Ende der 80er das Modell in Deutschland eingeführt 🙂 In meinen Augen ist es wichtig, dass der Entrepreneuer sich gut fühlt, wenn er Komponenten einsetzt.

    Was in meinen Augen auch ein großer Vorteil sein kann ist der, dass du viel besser auf Marktveränderungen (z. B. bei Updates v. WordPress in Bezug auf die technische Entwicklung) reagieren kannst. Bei Bedarf lassen sich Komponenten auch ganz gut austauschen.

    Grüße

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