Neben- oder hauptberuflich selbständig machen? Die Antworten zur Blogparade – Teil 1

Am 14. September startete unsere Blogparade zur Frage ‘Neben- oder hauptberuflich selbständig machen?’ Eure Beiträge konntet ihr bis zum 11. Oktober einsenden.

Insgesamt 13 ausgesprochen ausführliche und inspirierende Beiträge haben uns erreicht.

Dafür ein ganz herzliches Dankeschön!

Und weil die Beiträge teils so ausführlich geworden sind, ist es am Ende auch meine Auswertung. Deshalb präsentiere ich euch heute die Beiträge der ersten sechs Teilnehmer. Die Fortsetzung folgt dann in der nächsten Woche.

Bevor ich zur Auswertung komme, starten wir für alle, an denen die Blogparade irgendwie vorbeigegangen sein muss, noch einmal mit ein paar Details.

Die Details zur Blogparade

In unserer Blogparade ging es zunächst grundsätzlich um die Frage, ob ihr nebenberuflich oder hauptberuflich selbständig seid, es in der Vergangenheit wart oder vielleicht zukünftig sein werdet?

Oder ob ihr eventuell überhaupt nichts von dieser Idee der nebenberuflichen Selbständigkeit haltet und direkt in die hauptberufliche Selbständigkeit gestartet seid.

Im Detail interessierten uns dann noch die folgenden Fragen:

  • Womit willst oder hast du dich neben- oder hauptberuflich selbständig gemacht?
  • Warum hast du dich neben- oder hauptberuflich selbständig gemacht?
  • Hast du deinen Arbeitgeber darüber informiert?
  • Wie schaffst du den Balance-Akt zwischen Job, Familie und Gründung?
  • Welche positiven und negativen Erfahrungen hast du gemacht?
  • Was waren oder sind deine größten Herausforderungen?
  • Wagst du den Übergang in die Voll-Selbständigkeit?
  • Welche Tipps hast du für zukünftige nebenberuflich Selbständige?

Die Beantwortung dieser zusätzlichen Fragen war kein Muss. Lediglich eine kleine Unterstützung und ein Denkanstoß für euren Beitrag.

Lange Rede, kurzer Sinn: Kommen wir zur Auswertung der Beiträge.

Die Antworten zur Blogparade ‘Neben- oder hauptberuflich selbständig machen?’

ideenlounge.de
Mirjam ist freiberufliche Grafikerin und schon fast seit 10 Jahren hauptberuflich selbständig. Den Wunsch zum unabhängigen Arbeiten bezeichnet sie als genetisch verankert. Ihre These: Jeder ist seines Glückes Schmied. Entschieden hatte sie sich damals für haupt- statt nebenberuflich, um sich voll und ganz auf den Neustart konzentrieren zu können. Außerdem hatte sie keine Bedenken, im Notfall ins Angestelltendasein zu wechseln und auch die Familie stand stets hinter ihr.

Die tatsächliche Planung startete jedoch erst, nachdem der Arbeitgeber informiert und die Kündigung vollzogen wurde. Noch ohne Kind und Kegel schaffte es Mirjam, ihre Projekte in einer klassischen 40-Stunden-Woche umzusetzen. Chaotisch wurde es erst, als ihre beiden Kinder das Licht der Welt erblickten. Noch knapp zwei Stunden vor der Geburt ihres zweiten Kindes stellte sie eine Werbeanzeige fertig und versendete sie an einen Kunden. Starke Leistung! Diese kleine Anekdote musste einfach in die Auswertung.

Trotz permanenter Höhen und Tiefen überwiegen für Mirjam eindeutig die positiven Erfahrungen. Ihren Job eintauschen und die Freiheit aufgeben? ‘Für nichts auf dieser Welt!’, sagt sie in ihrem Beitrag.

Positiv: Eltern, Schwiegereltern und Ehemann sind recht flexibel und unterstützen sie tatkräftig. Neben der allgemeinen Herausforderung, sich täglich zu motivieren, ist ihre momentan größte Hürde die Generierung von passivem Einkommen. Zeitlich unabhängiger sein vom Projektgeschäft – das ist das Ziel. Dazu schreibt sie aktuell an ihrem ersten Buch. Gefühlt ist es der Einstieg in eine nebenberufliche Selbständigkeit, meint Mirjam. Ein zweites Standbein.

Ihre Tipps für die nebenberufliche Selbständigkeit:

  • Kenne das Gebiet, auf dem du dich selbständig machen willst, wie deine Westentasche.
  • Sorge für einen freien Kopf und stecke dein Herzblut in die Gründung.
  • Familiärer Rückhalt ist wichtig.
  • Setze dir kurz-, mittel- und langfristige Ziele.
  • Behalte deine Zeit im Auge und investiere deine Zeit in die richtigen Aufgaben.

ganzichselbst.de
Sandras Blog ist ihr Herzensunternehmen. Vor gut 7 Jahren hat sie nach einem Burnout ihre Beamtenstelle gekündigt. Das damalige Ziel: Yogalehrerin. Über zwei kleine Umwege kam sie zum Schreiben (und nicht zum Yoga).

Heute ermutigt Sandra auf ihrem Blog Personen, ihr Leben privat und beruflich selbst in die Hand zu nehmen. Bereut hat auch sie diesen Schritt in die hauptberufliche Selbständigkeit nie. Dafür bieten sich ihr heute einfach zu viele Freiheiten und Möglichkeiten.

Aktuell arbeitet sie mit ihrer Schwester an einem weiteren Projekt. Beide leiten gemeinsam einen Veranstaltungsort in Dresden, der für verschiedenste Zwecke angemietet werden kann. Eine Begegnungsstätte für Frauen.

Trotz dessen, dass Sandra hauptberuflich in die Selbständigkeit gestartet ist, sieht sie einige Vorteile in der nebenberuflichen Gründung. Sich auszuprobieren, langsam zu lernen und zu erfahren, was Unternehmertum bedeutet, sind ganz vorn mit dabei. Ganz wichtig ist auch die finanzielle Sicherheit der Festanstellung nicht aufgeben zu müssen.

Ob haupt- oder nebenberuflich gründen, hängt laut Sandra ganz wesentlich von der eigenen Persönlichkeit, den Erfahrungen, der derzeitigen Arbeitssituation, der Familiensituation, der Risikobereitschaft und dem Mut jedes einzelnen ab. Am Ende steht fest: Sandra ist und bleibt der Typ ‘Alles oder Nichts’. Neue Wege und keine ausgetrampelten Pfade gehen. Darauf kommt es ihr an.

selbststaendig-bloggen.de
Hey, der erste nebenberufliche Gründer in unserer Auswertungsreihe! Die Rede ist von Dirk. Hauptberuflich ist er angestellter Webentwickler. Seine Projekte und Kollegen möchte er definitiv nicht missen. Deshalb auch der Titel seines Beitrags: ‘Warum ich gar nicht hauptberuflich selbständig sein will’.

Mit seinem Blog selbststaendig-bloggen.de und einigen Nischenseiten hat er sich einen kleinen Nebenverdienst geschaffen. Als Hobby. Zwar kam ihm kurz der Gedanke, das Ganze hauptberuflich zu betreiben, aber am Ende überwog die Liebe zum aktuellen Job.

Um die Nebentätigkeit auch arbeitsrechtlich abzusichern, hat Dirk schon bei der Einstellung eine Zusatzklausel in seinen Arbeitsvertrag schreiben lassen. Täglich hat er etwa 7 Stunden für Familie, Freizeit und Nebentätigkeit zur Verfügung.

Positive und negative Erfahrungen? Trotz einer großen negativen Erfahrung gleich zu Beginn seiner nebenberuflichen Selbständigkeit, bei der Dirk leider einem Scheinunternehmen auf den Leim gegangen ist, hat er nicht aufgegeben und schätzt heute insbesondere den Erfahrungsaustausch mit anderen Bloggern. Auch gerne mal bei einem Bier. Große Herausforderungen sieht er eigentlich nicht mehr. Einzig das Schreiben könnte inzwischen schon flüssiger gehen. Aber es wird.

Seine Tipps für die nebenberufliche Selbständigkeit:

  • Informiere deinen Arbeitgeber und überzeugen ihn idealerweise davon, dass die Nebentätigkeit auch für den Hauptjob von Vorteil sein kann.
  • Melde dein Gewerbe rechtzeitig an.
  • Hör nicht auf zu lernen und bleib dran, denn in den seltensten Fällen startest du direkt mit der ersten Idee richtig durch.
  • Lies andere Blogs und lass dich inspirieren.
  • Nie war es einfacher sich selbständig zu machen. Wenn du eine Idee hast, dann verfolge sie!

seminarchecker.de
Denise kommt ganz aus unserer Nähe und bezeichnet sich selbst als Seminar-Junky. Deshalb besucht sie so viele Seminare wie möglich und teilt all ihre Erfahrungen auf ihrem Blog. Damals während des Studiums noch nebenberuflich ohne Blog. Heute hauptberuflich mit Blog. Denn ein Nine-to-five-Job war noch nie ihr Ding.

In ihrem Beitrag zu unserer Blogparade berichtet sie u. a. über die Wichtigkeit sich als Selbständige(r) ein Netzwerk aufzubauen. Die Auftragsbücher füllen sich schließlich nicht von allein.

Ihr häufigster Fehler: Kein Ende finden. Denise arbeitete gerade zu Beginn sehr viel und das Wort ‘Nein’ kommt ihr zuweilen auch eher schwer über die Lippen. Oft verlor sie aufgrund zu vieler Baustellen die Prioritäten aus den Augen und versuchte an allen Projekten gleichzeitig zu arbeiten.

Mittlerweile hat sie aus diesen Fehlern gelernt und kann heute die Vorzüge der Selbständigkeit umso mehr genießen. Zum Beispiel die freie Wahl der Urlaubstage. Auch für sie ist die Unterstützung der Familie und den richtigen Freunden sehr wichtig.

Ihre Tipps für angehende Selbständige:

  • Schreibe einen Businessplan und nutze die Chance, dich darin intensiv mit deinem geplanten Business auseinanderzusetzen.
  • Beginne nebenberuflich, um in die Branche zu schnuppern, Erfahrungen zu sammeln, Fehler zu machen und herauszufinden, ob das alles wirklich etwas für dich ist.
  • Baue dir ein Netzwerk auf.
  • Sei dir bewusst, was es heißt selbst und ständig zu arbeiten.
  • Wenn du für deine Tätigkeit brennst, wird du deine Tätigkeit nicht als Arbeit empfinden.
  • Entwickle dich ständig weiter.

managementportal.de
Dagmar Recklies und Dr. Oliver Recklies führen gemeinsam das Managementportal. Eine Informationsquelle für betriebswirtschaftliche Themen und zu Fragen der Unternehmensführung. Dagmar blickt inzwischen auf 15 Jahre Selbständigkeit zurück und beschreibt in ihrem Beitrag zur Blogparade den wechselvollen Weg dorthin.

Alles begann damals neben dem MBA-Studium. Gemeinsam mit ihrem Mann entstanden erste Webprojekte, monetarisiert über Google AdSense und das Partnerprogramm von Amazon. Die ersten Umsätze ließen nicht lange auf sich warten. Weitere sollten über Freelancer-Portale folgen. Doch die Resonanz war aufgrund der internationalen Wettbewerber, die häufig niedrigere Lebenshaltungskosten hatten, ernüchternd.

Nach ein paar erfolgreicheren Beratungsprojekten und dem Ende des Studiums, reichten die Umsätze dennoch nicht für eine Vollzeit-Selbständigkeit. Dagmar wechselte zurück ins Angestelltendasein und blieb nebenberuflich selbständig. Darauf machte sie jeden Arbeitgeber schon im Vorstellungsgespräch aufmerksam. Probleme gab es dann nie. Der Schritt zur nebenberuflichen Selbständigkeit zahlte sich sogar aus. Neben dem regelmäßigen Einkommen lieferte ihr das Angestelltendasein reichlich Ideen für neue Artikel.

Seit wenigen Monaten ist Dagmar wieder hauptberuflich selbständig. Ihr Arbeitgeber wurde von einem Wettbewerber übernommen, Stellen rationalisiert, Abfindungen gezahlt. Die perfekte Anschubfinanzierung und Gelegenheit für den Restart in die hauptberufliche Selbständigkeit. (Anmerkung von Peer: Das kommt mir sehr bekannt vor. :-))

Dagmars Fazit zur nebenberuflichen Selbständigkeit: Motivation und Disziplin helfen dabei, die Doppelbelastung von Haupt- und Nebenjob durchzustehen. Umso mehr man bei seiner nebenberuflichen Tätigkeit mit Spaß bei der Sache ist, desto weniger empfindet man es überhaupt als Doppelbelastung. Vorteilhaft ist laut Dagmar in jedem Fall, dass man bei Schritt in die hauptberufliche Selbständigkeit nicht bei Null startet, ausreichend Zeit zur Content-Produktion, zum Kontakte knüpfen und Ausprobieren hat und man testen kann, ob das gewählte Thema von Dauer ist oder nicht.

Als größte Vorteile der hauptberuflichen Selbständigkeit sieht sie die verfügbare Zeit und Flexibilität, die sie heute in die Umsetzung vieler sinnvoller Ideen steckt. Außerdem: zeit- und ortsunabhängiges Arbeiten. Da kann schon einmal der Kletterpark oder die Terrasse zum Arbeitsplatz werden. Zur Entscheidung zwischen neben- oder hauptberuflicher Selbständigkeit, empfiehlt Dagmar jedem angehenden Gründer, ‘sich ganz ehrlich selbst über seine Erwartungen, Prioritäten, aber auch die persönlichen grenzen im Klare zu werden’.

fairgotiate.com
Erzieherin, studierte Bildungswissenschaftlerin, freie Dozentin und Mama. Stephanie startete kürzlich noch während ihrer Elternzeit in die nebenberufliche Selbständigkeit. Und zwar mit einem Herzensprojekt: fairgotiate.com, das sich hauptsächlich an Eltern und sozial engagierte Menschen richtet.

Ihr Ziel ist es mit diesem Projekt bedürftigen Menschen zu helfen. Dazu hat sie gemeinsam mit ihrem Mann eine Verkaufsplattform geschaffen, auf der Privatpersonen nicht mehr benötigte Kleidungsstücke und andere Dinge verkaufen können. Die mit dem Projekt erzielten Einnamen möchten die beiden dann direkt an Hilfsprojekte und Organisationen in Deutschland weiterleiten.

In ihrem Beitrag zur Blogparade berichtet sie, dass sie natürlich auch ihren Arbeitgeber zuvor informiert hat. Denn irgendwann möchte sie einmal dorthin zurückkehren.

Dank der Unterstützung ihrer Familie gibt es noch immer einen relativ geregelten und organisierten Tagesablauf. Und da ihr kleiner Sohn gerne schläft, hat sie täglich circa drei Stunden zur freien Verfügung. Ihre größte Herausforderung: Menschen für ihr Projekt begeistern.

Fortsetzung folgt…

Wie einleitend angekündigt, werde ich euch in der kommenden Woche die zweite Hälfte der Beiträge zur Blogparade ‘Neben- oder hauptberuflich selbständig machen’ präsentieren.

An alle Teilnehmer noch einmal ein ganz herzliches Dankeschön.

Bis zur nächsten Woche!

8 Gedanken zu „Neben- oder hauptberuflich selbständig machen? Die Antworten zur Blogparade – Teil 1“

  1. Hi,

    Tolle Beiträge. Ist immer wieder schön Erfahrungsberichte von Gleichgesinnten zu lesen.

    Eine Frage: war das Thema Wechsel von der kleinunternehmerregelung zur Regelbesteuerung bereits Thema oder wird dies noch behandelt?

  2. Hallo, ja die Geschichten kommen mir als Selbständiger bekannt vor. Es kommt rüber, das es keinesfalls einfach ist, mit der Selbständigkeit Geld zu verdienen, aber für die meisten ist die gewonnene Freiheit und das selbständige Arbeiten wichtiger. Das geht mir ähnlich!

    Herzliche Grüße Frank

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