15. Die 80/20 Regel – 52 Tipps für eine erfolgreiche Selbständigkeit

15. Die 80/20 Regel - 52 Tipps für eine erfolgreiche SelbständigkeitIm heutigen 15. Teil meiner Tipps-Serie geht es um ein Prinzip, welches ich mir seit meinem Studium zu eigen mache.

Das 80/20 Prinzip ist auch als Pareto-Prinzip bekannt und kann Selbständigen sehr gut bei der Steigerung der Produktivität helfen.

Was das genau ist und welche Erfahrungen ich damit gemacht habe, erfahrt ihr im Folgenden.

Dieser Artikel gehört zur Serie:
52 Tipps für eine erfolgreiche Selbständigkeit

Die 80/20 Regel

Die 80/20 Regel besagt, dass 20% der investierten Zeit (bzw. des Aufwandes) für 80% der Ergebnisse verantwortlich sind.

Das ist natürlich nur ein statistischer Wert, der in der Praxis so genau nicht vorkommt. Aber häufig ist es dennoch so, dass bestimmte Arbeiten einen großen Teil zum Gesamtergebnis beitragen, während andere das Gesamtergebnis nur wenig verbessern.

Während meinem Studium habe ich dies als “Kosten/Nutzen-Kurve” kennengelernt. Diese flacht immer mehr ab. Zu Anfang wird noch viel “Nutzen” durch eine Einheit “Kosten” erzielt. Mit jeder weiter eingesetzten Einheit “Kosten” wird der zusätzliche Nutzen aber geringer.

Natürlich ist es in der Praxis nicht so einfach. Manchmal sorgen auch 50% der Aufgaben für 90% des Ergebnisses oder es gibt eine andere Verteilung.

Aber es ist so gut wie nie so, dass es eine lineare Verteilung gibt und immer 10% der Arbeit auch 10% des Ergebnisses bringen.

Die richtigen 20%
Was man von diesem Prinzip unbedingt mitnehmen sollte ist die Erkenntnis, dass man mit den “richtigen” Arbeiten einen Großteil des Gesamtergebnisses erreichen kann.

Die Herausforderung ist, dass man herausfindet, welche Arbeiten die “richtigen” sind.

Das kann man nur, in dem man es selber ausprobiert bzw. teilweise auch von anderen lernt.

Als Webdesigner lernt man z.B. recht schnell, auf was es bei einem guten Design besonders ankommt. Und man lernt, welche Elemente so gut wie keinen Einfluss auf das Nutzerverhalten haben.

Will man mit seiner Website Geld verdienen, so sollte man zwar viel ausprobieren, sich am Ende dann aber auf die wichtigsten Einnahmequellen konzentrieren, die den größten Teil der Einnahmen bringen.

“Schwerpunkte setzen” lautet in der Praxis die Devise und sich nicht mit Kleinigkeiten lange aufhalten, die auf das Endergebnis kaum einen Einfluss haben.

Miese Qualität abliefern?
Ich habe dieses Prinzip erst kürzlich im Rahmen der Nischenseiten-Challenge erwähnt und ein Leser hat daraufhin in den Kommentaren geantwortet, wie ich denn mit schlechten Artikeln in Google nach oben kommen will.

Das ist natürlich ein Missverständnis. Nur weil man z.B. Artikel nicht 100% perfekt machen will, heißt das ja nicht, dass sie schlecht sind.

Wie gesagt, die Erkenntnis ist, dass man mit den wichtigsten 20, 30 oder 40 Prozent der Arbeiten das Ergebnis bereits sehr gut hinbekommt. Und das reicht meist auch.

Ein Beispiel:
Wenn man einen Artikel für eine Website schreibt, durchläuft man mehrere Phasen. Unter anderem gehören Recherche und Korrektur dazu.

Man könnte natürlich bei der Recherche alle Online-Artikel und Bücher lesen, die jemals zu dem Thema erschienen sind. Das wäre Perfektionismus und man würde wirklich jede Information haben und nutzen können. Doch ist das notwendig?

Wenn man ein paar wichtige Artikel dazu liest und sich vielleicht ein Buch anschaut, hat man schon 80-90% aller Informationen, die es dazu zu wissen gibt. In den allermeisten Fällen reicht das völlig aus, um ein Thema umfassend zu behandeln.

Man hat aber sehr viel Zeit gespart. Die zusätzliche Zeit, die man hätte investieren müssen, um alle zu dem Thema erschienenen Artikel zu lesen, hätte nur wenig zusätzlichen Informationsgewinn gebracht.

Ähnlich sieht dies bei der Korrektur des Artikels aus. Einmal Korrektur lesen sollte man auf jeden Fall. Man findet dabei schon einen Großteil der Fehler im Text.

Beim zweiten mal Korrekturlesen findet man schon deutlich weniger Fehler, braucht aber die selbe Zeit. Wer nun wirklich alle Fehler finden will, muss wahrscheinlich noch mehrmals Korrekturlesen. Aber ist es das Wert? In der Regel nicht.

Nach 1-2 mal Korrekturlesen ist der Artikel so gut, dass 98% der Leser daran nichts auszusetzen haben.

Meine Erfahrungen

Als ich begonnen habe zu bloggen, wollte ich meine Artikel so perfekt wie möglich machen. Ich habe teilweise tagelang daran gefeilt und immer wieder Details geändert.

Doch mit der Zeit merkte ich, dass dies nicht notwendig war. Wenn ich die wichtigsten Informationen recherchiert und einen Großteil der Fehler berichtet hatte, war das völlig ausreichend.

Und so gehe ich bei den meisten Arbeiten vor, die ich zu erledigen habe. Statt zu versuchen die Perfektion zu erreichen, reicht es ein sehr gutes Ergebnis abzuliefern. Die allermeisten merken da sowieso keinen Unterschied.

Aber man spart eine Menge Zeit und kann diese in andere wichtige Aufgaben investieren.

Ich hätte meine Selbständigkeit in dieser Form gar nicht aufbauen können, wenn ich nicht nach der 80/20 Regel handeln würde.

Fazit

Allen Existenzgründern und Selbständigen mit Zeitmangel kann ich das 80/20 Prinzip nur ans Herz legen.

Wenn man nicht mehr versucht alles perfekt zu machen, sondern wenn man sich auf die Arbeiten konzentriert, die den größten Nutzen bringen, wird man unter dem Strich sehr gute Arbeit abliefern und dennoch viel schaffen.

Peer Wandiger

14 Gedanken zu „15. Die 80/20 Regel – 52 Tipps für eine erfolgreiche Selbständigkeit“

  1. In einem Internet-Startup, in dem ich noch im letzten Jahrtausend gearbeitet habe, prangte an der Wand für jeden sichtbar groß der Spruch “Lieber 95% als 5 Minuten zu spät” – zusammengesetzt aus 6 oder 7 DIN A4-Blättern. War eine schöne Zeit, aber auch schön schnell und der Spruch hat funktioniert. Zumindest bis 2001..

  2. Vielen Dank für die tolle Erinnerung. Das Paredoprinzig habe ich schon “hundert mal” gehört und angefangen. Manchmal erwische ich mich, wie ich wieder zu perfekt an einen Detail arbeite, was so nicht notwendig ist.

    Ich glaube ich könnte es mir noch mehr verinnerlichen und täglich nutzen. Also Danke für den “Schubs” 🙂

    LG Enrico

  3. Das sehe ich genau so.

    Gerade anfangs sollte man sich mehr auf einen regelmäßigen Output konzentrieren anstatt alles zu 100% perfektionieren zu wollen.

    Allein durch die Erfahrung, die man mit der Zeit sammelt steigert man die Qualität der eigenen Beiträge bereits beachtlich.

  4. Ich selbst bin ein “glühender” Anhänger dieser Regel. Dabei ist es nicht eine Kurve mit der ich arbeite sondern das Bauchgefühl das sagt “Jetzt muß auch mal gut sein”.
    Dabei ist es egal ob es sich um meine Bloggerei handelt oder um Gartenarbeit.

    Ein Beispiel als ich versuchte ganz perfekt zu sein war als ich im Haus zwei Zimmer renoviert hatte. Jede alte Fuge wurde ausgekratzt, jede kleine Unebenheit beseitigt und verspachtelt und mit dem kleinsten Pinsel wurden die Fensterecken ausgetupft. Das Ende vom Lied “Du brauchst aber lange für ein bisschen malen”.

    Mitunter ist es auch absolut sinnlos die 100% zu erreichen. Zum Beispiel wenn man versucht den letzten Rückstand aus einem Fabrikschlot zu holen. Das wird so teuer dass man besser mit dem Geld andere Fabrikschlote (Entwicklungsländer) mit Filtertechnik ausstatten würde. Der Effekt auf das Weltklima wäre deutlich besser. Lieber dort 80% ausfiltern als hier nochmal 3% mehr.

  5. Gerade als Student ist das mit der Zeit immer so eine Sache.

    Ich persönlich habe noch keinen optimalen Weg gefunden. Ich versuche einfach mich nicht ablenken zu lassen und die Zeit so einzuteilen, dass ich jeden Tag was sinnvollen Schaffe. Am Ende ist es dann eher 70/30. 70% Arbeit/Lernen und 30% Unterhaltung und Spaß.

    Ich mache jedoch lieber was zuende, als bei 80% aufzuhören.

  6. Im großen und ganzen muss ich dir recht geben. ABER: Wenn man die Sachen nur zu X% fertig macht, ist es halt nicht komplett fertig. Bei einem Blogartikel ist das nachvollziehbar. Aber stell dir mal vor eine Autowerkstatt baut das Auto eben nur zu 98% fertig zusammen.
    Das Kabel für den Airbag zu verlegen dauert vielleicht nur 1% der Zeit, ist aber zu 100% notwendig.

    Von daher kann ich dir nur bedingt zustimmen. Für viele Projekte kann man die 80/20 Regel aber als Maßstab nehmen – vor allem, wenn man wie du gesagt hast, wenig Zeit hat.

  7. Interessantes Prinzip. Ich bin ebenfalls Student und schliesse mich Felix’ Kommentar an. Einerseits reichen 80% wirklich aus und alles, was darüber ist, merkt sowieso niemand. Doch zum Teil hat man erst 80% erreicht, wenn man meint, man habe endlich 100%. Doch diese Erkenntnis kommt erst, wenn man die vermeintlichen 100% hat 😀

  8. Perfektionismus ist aus meiner Sicht wenig produktiv, gerade in so einem dynamischen Umfeld, wie dem Internet bzw. der Suchmaschinenoptimierung. Natürlich sollte kein Müll, der sich ließt, wie outputs vom google-Übersetzer veröffentlicht werden. Oberste Prio hat bei mir aber erstmal eine solide Grundlage an Inhalten veröffentlicht zu haben, damit der Crawler etwas zu tun hat. Optimiern kann man dann, wenn man genauer weiß, in welche Richtung sich ein Ranking entwickelt.

  9. Zur Selbständig gehören noch andere Dinge. Neben der Idee zur Selbstständigkeit gehört noch der eigene Ehrgeiz sowie durchhalte vermögen und ein gewisse Portion Glück dazu. Aber die 80/20 Regel ist eine nette Hilfestellung.

    Gruß Stephan

  10. Die 80/20 regel entspricht in gewisser Weise dem perfekten Verähltnis zwischen Effektivität und Effizienz. Wer gerne mehr machen will, kann diese Tun. Das ergebnis wäre warscheinlich auch mit weniger Aufwand fast das selbe gewesen. Für mich hat die 80/20 Regel immer sehr gut funktioniert. Denn auch wenn es toll ist die 100% zu erreichen, so wird dies in den seltensten Fällen auch gelingen, da es immer wieder zu komplikationen kommt. Gerade im Internet, wenn es um Blogbeiträge usw. geht kann die 80/20 Regel zwischen Erfolg und Misserfolg entscheiden.

  11. Sehr guter Artikel, der wirklich sehr hilfreich ist. Mit diesem Prinzip kommt man durch das ganze Leben und vor allem im Web spart man sich dadurch eine Menge Zeit. Danke! 😉

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