Im Leben muss man ständig Entscheidungen treffen und auch als Selbständiger steht man tagtäglich vor vielen Entscheidungen.
Viele haben aber Probleme damit schnelle Entscheidungen zu treffen und schiebe diese lieber vor sich her.
Welche Probleme das mit sich bringt, warum schnelle Entscheidungen meist besser sind und wie man diese treffen kann, erläutere ich im Folgenden.
Entscheidungen als Selbständiger
Als Existenzgründer oder Selbständiger steht man immer wieder vor Entscheidungen.
Sei es die Gründung selbst, neue Kunden oder Aufträge, eigene Projekte und vieles mehr. Tagtäglich wird man vor mehr oder weniger Entscheidungen gestellt und viele warten lieber ab.
Das können große und wichtige Entscheidungen sein, aber auch die Frage, für welche Domain man sich entscheiden soll oder ob man einen neuen Text in dieser Form veröffentlichen kann.
Man sagt sich, dass man noch nicht alle notwendigen Fakten hat und schiebt die Entscheidung deshalb vor sich her.
Lieber Zeit lassen?
Immer wieder wird gerade im Netz propagiert, dass “Schnell sein” der wichtigste Erfolgsfaktor ist. Sofort ein neues Produkt veröffentlichen, der erste mit einer neuen Idee sein etc.
Ich sehe das nicht ganz so eng. Langsam zu wachsen hat auch was. So habe ich meine Blogs langsam aufgebaut und nicht versucht immer und überall mit etwas Neuem der erste zu sein.
Es bringt für einen selbst weniger Stress und kostet weniger Nerven, wenn man nicht immer Vollgas gibt. Gerade bei Alleinunterhaltern kann das sonst schnell auf Kosten der Gesundheit gehen.
Aber wenn ich eines in den Jahren meiner Selbständigkeit gelernt habe, dann wie wichtig es ist schnelle Entscheidungen zu treffen.



Entscheidungen schnell treffen
Früher habe ich Anfragen für Kooperationen und andere Angebote oft eine Weile vor mir hergeschoben. Ich wollte 100% sicher gehen, dass ich alle Fakten habe, um die richtige Entscheidung zu treffen.
Viele gehen davon aus, dass Entscheidungen oft schlechter sind, wenn diese sofort getroffen werden. Doch ist das wirklich so?
Nach meinen Erfahrungen nicht. Zum einem ist es in der Regel gar nicht möglich alle Fakten ganz genau zu kennen. Zudem gibt es meist gar nicht Richtig oder Falsch.
Die meisten Entscheidungen sind in ihrer Tragweite gar nicht so groß und die Alternativen gar nicht so unterschiedlich. Man entscheidet sich meist eher für 2 etwas unterschiedliche Richtungen, in die man gehen kann. Ein wirkliches “Falsch” gibt es da oft gar nicht.
Man sollte natürlich kurz an die Auswirkungen und Worst Case einer Entscheidung denken und ebenfalls die vorhandenen Fakten als Entscheidungsgrundlage durchdenken.
Aber dann ist es meist sinnvoll zeitnah eine Entscheidung zu treffen, da man oft nicht wirklich viel mehr Fakten bekommt und das eigene Bauchgefühl ebenfalls bei der Entscheidung hilfreich ist.
Es ist besser, unvollkommene Entscheidungen durchzuführen, als ständig nach vollkommenen Entscheidungen zu suchen, die es niemals geben wird.
Charles de Gaulle
Große Entscheidungen vs. Tagesgecshäft
Bei den anstehenden Entscheidung in der Selbständigkeit kann man grundlegend 2 Kategorien unterscheiden:
- Strategische Entscheidungen
Bei den strategischen Entscheidung handelt es sich um Entscheidung von großer Tragweite und langfristigen Auswirkungen. So z.B. die Entscheidung, ob man sich überhaupt selbständig machen will, ob man einen langfristigen Vertrag unterschreibt oder ob man ein externes Büro mietet.Solche Entscheidungen sollte man tatsächlich nicht übers Knie brechen, da sie nicht so einfach zu korrigieren sind und oft teuer werden können. Deshalb sollte man hier sicherstellen, dass man wirklich eine ausreichende Informationsbasis für die Entscheidung hat. Aber man sollte nicht versuchen eine perfekte Entscheidung zu treffen. Man wird nie 100% Sicherheit haben.
Deshalb kann man auch hier die 80/20 Regel anwenden. Wenn man die wichtigsten Faktoren kennt (und sich diese so schnell es geht besorgt hat), sollte man sich dann auch entscheiden.
Im Zweifel nochmal eine Nacht darüber schlafen, aber dann sollte man einen Entscheidung treffen. Durch Aufschieben wird diese weder einfacher, noch hilft einem das selbst weiter.
- Operative Entscheidungen
Die operativen Entscheidung sind die vielen kleinen Dinge, die einem tagtäglich begegnen. Es sind in der Regel Entscheidung von nicht so großer Tragweite, die zudem nicht so wirklich große Unterschiede bedeuten.Solche Entscheidung sollte man in der Regel sofort treffen. Gerade wenn man schon etwas Erfahrung in der Selbständigkeit sammeln konnte, ist der erste Impuls oft sehr gut und wie schon gesagt, so wirklich “falsch” kann man bei diesen Entscheidung auch nicht liegen.
Zumal die Erfahrung gezeigt hat, dass wenn man zögert, man eigentlich sofort Nein sagen sollte.
Falscher Anstand
Oft kommt das Zögern dadurch zustande, dass man sich nicht traut eine ehrliche Entscheidung zu treffen.
Absagen an eine nette Person, Entscheidungen bei Bekannten oder Freunden und ähnliches sind an sich meist gar nicht das Problem, aber man traut es sich nicht zu sagen.
In solchen Fällen sollte man die kurz die langfristigen Auswirkungen bedenken und ehrlich zu sich selbst sein. Dann fällt es einem dann doch meist einfach schnell eine Entscheidung zu treffen.
Meine Erfahrungen
Ich selber bin jemand, der sich bei strategischen Entscheidungen Zeit lässt, auch heute noch. So etwas muss reifen, aber ich versuche dennoch es nicht einfach vor mir herzuschieben, sondern so bald ich mir ziemlich sicher bin, mich auch zu entscheiden. Ich suche nicht mehr nach der 100% Sicherheit.
Bei den vielen kleinen Entscheidungen des Alltags habe ich früher vieles liegen gelassen. Ich habe mir gesagt, ich müsste erstmal alle Fakten sammeln und habe mir Sorgen gemacht die falsche Entscheidung zu treffen.
Teilweise habe ich mich auch vor einer Entscheidung gedrückt. Wenn z.B. ein Gastartikel einfach nicht gut genug war, fiel es mir schwer das dem Autor ins Gesicht zu sagen.
Doch ich habe mit den Jahren gemerkt, wie wichtig es ist schnell zu entscheiden. Heute entscheide ich das meiste sofort. Dabei spielt natürlich auch meine gesammelte Erfahrung eine Rolle, aber ich habe vor allem gelernt, dass “vor sich herschieben”, es in den meisten Fällen nicht besser macht.
Oft ist sogar das Gegenteil der Fall. Man verliert Zeit, die anstehenden Entscheidung häufen sich und man ist gestresst.
Zudem sind die meisten täglichen Entscheidung eben gar nicht so entscheidend, so dass man nicht wirklich etwas falsch machen kann.
Ein guter Plan, der sofort kraftvoll umgesetzt wird, ist besser, als ein perfekter Plan, der nächste Woche umgesetzt wird.
George S. Patton – General
Kopf frei
Es ist ein sehr gutes Gefühl keine Entscheidungen aufzuschieben.
Sofort Entscheidungen zu treffen lehrt nicht nur meinen Inbox-Ordner, sondern sorgt dafür, dass ich den Kopf frei habe für die wirklich wichtigen Dinge.
Das war auch eine wichtige Lektion, die ich in meiner Selbständigkeit gelernt habe. Keine Berge von Aufgaben, Entscheidungen und ähnliches anzuhäufen, sondern einen möglichst leeren Schreibtisch zu haben, sozusagen.
Falsche Entscheidung
Aber was ist, wenn man wirklich mal eine falsche Entscheidung getroffen hat? Das wird sich nicht völlig vermeiden lassen.
Meist sind diese aber wieder gutzumachen, machmal braucht es etwas mehr Aufwand. “Es wird selten etwas so heiß gegessen, wie es gekocht wird.”
Dennoch ist es zu 99% besser überhaupt eine Entscheidung zu treffen, als keine. Denn letzeres ist an sich schon ein Fehler.
Der schlimmste Weg, den man wählen kann, ist der, keinen zu wählen.
Unbekannt
Welche Erfahrungen habt ihr gemacht?
Mich würde natürlich sehr interessieren, welche Erfahrungen ihr hinsichtlich “Entscheidungen treffen” gemacht habt.
Ich freue mich über jeden Kommentar.
Martin Köpp meint
Hallo Peer,
das ist mal wieder ein echt klasse Artikel von dir. Mal wieder etwas nicht technisches aber doch mit viel Inhalt/Gewicht. Ich bin gerade auch an einem Punkt wo ich eine große strategische Entscheidung treffe. Hierbei gibt es viele Faktoren die ich bedenken muß, aber ich habe zumindest schonmal eine Entscheidung getroffen in welche Richtung es schonmal nicht gehen wird… Ich bin also quasi schonmal auf die Autobahn aufgefahren, dazu habe ich mich entschieden, nur welche Ausfahrt ich nehmen werde weiß ich heute noch nicht. Aber solange noch Sprit im Tank ist, ist ja auch alles gut.
Auf jeden Fall hat mich der Artikel weiter motiviert in die Zukunft zu schauen und neues auf mich zukommen zu lassen…
LG
Martin
Nina Köhler meint
Hallo Peer,
der Artikel passt zu meiner momentanen Lage, ich sehe für mich und meine Zukunft nur einen Weg, und dieser geht in Richtung Selbstständigkeit. Meine Erfahrung zu den verschiedensten Möglichkeiten wie man im Internet Geld verdienen kann ist mehr als ausreichend, nur muss es nun noch in der Praxis funktionieren … Da ich noch fest angestellte bin habe ich leider sehr wenig zeit unter der Woche doch nutze jede freie Minute aus … meine Erfahrung ist es, sich nicht zu viele Gedanken zu machen, sondern ZU HANDELN!
Den meistens ist der erste Gedanke der richtige, und wenn dies doch nicht der Fall ist, dann lernt man aus diesen Fehlern.
LG
Nina
Daniel meint
Mit diesem sehr persönlichen Artikel hast du ins Schwarze getroffen. Meine Erfahrung ist sogar, dass die wirklich “Großen” mit Entscheidungen lieber etwas warten anstatt sich sofort auf alles zu stürzen.
Ich selber kenne es auch wenn man guten Bekannten einen Deal abschlagen muss und weiß wie hart das manchmal sein kann.
Heike meint
Hi Peer,
Danke für den tollen Artikel.
Ich habe bei mir ganz viele Entscheidungsmethoden zusammengestellt, als Hilfe, wenn es mal nicht so klappt mit dem Entscheiden:
http://das-unternehmerhandbuch.de/entscheidungsmethoden/
Vielleicht interessieren dich ja ein paar davon :-)
LG
Heike
Manuel meint
Hallo Peer,
wieder ein super interessanter Beitrag.
Zum Thema Entscheidungen treffen hat mich ein Satz geprägt: “Auch keine Entscheidung ist eine Entscheidung. Nämlich die, alles so zu lassen wie es ist.”
Demnach kann ohne Entscheidungsfindung auch keine (positive) Veränderung eintreten.
In diesem Sinne ein schönes Wochenende.
Viele Grüße
Manuel
Till Otto meint
Hallo Peer,
das trifft genau meinen Nerv und ich stimme dir komplett zu. :)
Einen Aspekt möchte ich noch ergänzen. Das ist zwar schon eher ein Extremfall, aber diese sind oft die schwierigsten Entscheidungen.
Es gibt Entscheidungen, die nicht im klassischen Sinne strategisch sind, aber von großer Tragweite und Schwere. Ein Beispiel dafür wäre, wenn man verklagt wird, Steuerangelegenheiten u.ä.
Der erste Schock ist oft groß, wenn eine Klageschrift ins Haus flattert. Doch wie du schon erwähntest: “nichts wird so heiß gegessen…” Trotzdem kann man diese Entscheidungen nicht allzu lange reifen lassen.
In solchen Fällen ist es oft hilfreich, sich zu überlegen, was die schlimmste Konsequenz einer falschen (oder keiner) Entscheidung wäre. Damit gibt man sich einen Rahmen, in dem sich die Entscheidung hoffentlich etwas leichter treffen lässt. Bei Bedarf auch mit Unterstützung von Vertrauenspersonen oder Fachleuten.
Schönen Gruß
Till
Frank meint
Hallo Peer,
sehr interessanter Artikel, finde auch das man eine Entscheidung nicht überstürzen sollte, und auf der anderen Seite jede getroffene Entscheidung den Kopf frei macht.So kann man sich wieder auf andere wichtige Dinge kümmern. Man muß es einfach trainieren Entscheidungen nicht zu lange hinauszuzögern.
Viele Grüße
Frank
Daniel Lang meint
Hallo Peer,
klasse Artikel zum wohl wichtigsten Thema im Leben. Entscheidungen sind der erste Schritt zur Veränderung des Lebens. Ich versuche meine wichtigen Entscheidungen so früh wie möglich am morgen zu treffen, da ich dort noch klar im Kopf bin :)