Von der Hobby-Website zur Selbstständigkeit – Erfahrungen, Tipps und Einblicke

Mit Hobby-Website selbstständig gemacht - Erfahrungen, Tipps und EinblickeWer möchte nicht mit seiner Hobby-Website Geld verdienen und davon leben können?

Diesen Traum hat sich mein heutiger Interview-Partner erfüllt. Wie er überhaupt zum Erstellen von Websites gekommen ist, welche Erfahrungen er gesammelt hat und wieso er sich selbstständig gemacht hat, erfahrt ihr im Folgenden.

Zudem gibt es viele interessante Einblicke und Tipps.

Hallo Andreas. Bitte stell dich meinen Lesern vor.

Danke Peer. Mein Name ist Andreas Göbel. Ich bin 41 Jahre alt, mit einer großartigen Frau verheiratet und ich habe zwei wunderbare Söhne.

Studiert habe ich Informatik, später dann auch noch BWL. Eine gute Mischung, wie ich finde, um sich als Softwareentwickler erfolgreich durchs Berufsleben zu schlagen.

Was waren deine ersten Erfahrungen mit eigenen Websites?

Meine erste Webseite habe ich – lass mich kurz überlegen – im Jahr 1999 ins Netz gestellt. Ich war mitten im Studium und vermutlich nicht ausgelastet. 😉

Damals war alles Handarbeit: statische, im Texteditor geschriebene HTML-Seiten. Es gab so gut wie keine Unterstützung durch Werkzeuge und kaum Anleitungen.

Heute ist das alles undenkbar, aber immerhin konnte man so bereits viel über das Netz und seine Seiten lernen.

Wieso hast du dich überhaupt mit der Erstellung eigener Websites beschäftigt?

Ich habe schon immer gern programmiert und versucht mich darüber auszudrücken, und plötzlich konnte man sich übers Internet der ganzen Welt präsentieren. Das war absolut faszinierend.

Alles, für was ich mich interessierte, habe ich online gestellt. Sogar Spiele wie Tetris und 4-Gewinnt habe ich in JavaScript entwickelt und veröffentlicht.

Was hat sich seit damals für Website-Betreiber verändert? Was sind die größten Unterschiede von damals zu heute?

Am Beispiel meiner kleinen Spielewebseite wird das sehr gut deutlich. Damals war alles mehr oder weniger Spaß. Und das nicht nur für mich. Geschäftsmodelle für das Internet waren erst im Entstehen. Heute sind alle Felder abgesteckt, es gibt kaum noch weiße Flecken. Dort wo man Geld verdienen kann, wird auch Geld verdient.

Meine Spielewebseite steht mittlerweile weit abgeschlagen in den Suchergebnissen, hinter unzähligen professionellen Anbietern von Onlinespielen. Was ich damit sagen will: der Großteil des Netzes ist kommerzialisiert und wird davon dominiert. Ich finde das allerdings nicht schlimm, immerhin kann man davon ja auch profitieren.

Wie ist deine Website verbformen.de entstanden?

Es fing wie immer mit Neugierde und Ehrgeiz an. Ich wollte unbedingt ein Programm schreiben, das für eine beliebige Eingabe eines Verbs alle Konjugationsformen ausspuckt; also algorithmisch und ohne eine Datenbank im Hintergrund. Immerhin gibt es im Deutschen je nach Betrachtungsweise an die 150 verschiedene Formen für ein Verb.

Nachdem der erste Wurf stand, habe ich eine passende Domain verbformen.de registriert und alles fürs Web portiert. Das Ganze ist in Java geschrieben und sehr flexibel, sodass man beliebige Ausgabeformate wie HTML, PDF, WAV und natürlich auch sowas wie AMP generieren kann.

Wie hat sich diese Website bis heute entwickelt und wie viel Arbeit steckst du da rein?

Die Webseite wird 2018 10 Jahre alt. Ich habe zwischendurch immer mal etwas gemacht, aufgrund von Familie und Arbeit allerdings nur sporadisch. Im Laufe der Zeit wurde die Seite vor allem bei Deutschlernenden und -lehrenden beliebt. Übrigens weltweit, es kommen ca. die Hälfte der Besucher außerhalb der DACH-Region.

Die Zugriffe waren schlussendlich auf einem Niveau, bei dem man sich entscheiden musste, ob man es weiter nebenbei betreibt und riskiert sukzessive von anderen überholt zu werden oder ob man Gas gibt und alle Kraft da reinsteckt.

Ich habe mich für letzteres entschieden und bin Ende 2017 in die Selbstständigkeit gegangen. Aktuell stecke ich den Großteil meiner Arbeit in den Ausbau der Seite.

Du bist also jetzt selbständig. Wie verdienst du deine “Brötchen”?

Meine Haupteinnahmequelle war und ist Google Adsense. Das funktioniert für mich am besten. Ich habe bereits viel ausprobiert; über Affiliate Marketing bis hin zu Spenden. Aber ich habe wie bereits erwähnt einen sehr hohen Anteil an internationalem Traffic und Besucher, die – dem Thema geschuldet – ohne Kaufinteressen und -absichten auf meine Seite kommen. Das lässt naturgemäß kaum etwas anderes zu, als über Adsense individuelle Werbung auszuspielen.

Es sind allerdings weitere Projekte geplant. So möchte ich demnächst den Bereich der eBooks ausprobieren und auch eine App-Variante anbieten. Die Ideen und Konzepte dazu stehen bereits und werden demnächst angegangen.

Welche wichtigen Erfahrungen hast du beim Aufbau deiner Website gemacht?

Man braucht viel Geduld bzw. Zeit und muss Rückschläge einstecken können. Mit dem Kopf durch die Wand erreicht man überhaupt nichts. Das gilt im wahren Leben und erst recht im Netz. Es dauert Monate und Jahre, bis man eine entsprechende Sichtbarkeit erlangt hat. Und selbst dann muss man sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen.

Aktuell finde ich die ganze Thematik rund um die sprachgesteuerte Suche wegweisend. Gerade für meine Seite aus dem Bereich der Informationsauskunft. So biete ich bereits einen Sprachassistenten an, der Verben vollständig konjugiert. Zudem haben es bereits einige Seiten in die Featured Snippets geschafft und werden als Antworten einer Sprachsuche verwendet.

Wie reagieren deine Familie und Bekannten auf deine Tätigkeit und die Art, wie du Geld verdienst?

Prinzipiell sind die Reaktionen positiv. Ich kann vor allem die Arbeit so gestalten, dass ich entweder spontan oder geplant Zeit für Familie und Freunde habe, die ich als Angestellter nicht hatte. Gerade mit zwei schulpflichtigen Kindern kommt das sehr häufig vor.

Sobald ich dann aber bei der Art der Tätigkeit ins Detail gehe, ernte ich überwiegend skeptische Blicke. Es kann sich kaum einer vorstellen, wie und wo man im Internet Geld verdienen kann. 😉

Nutzt du Facebook und Co. für dein Online-Business und wenn ja, wie?

Ich nutze die sozialen Medien hauptsächlich, um Neuigkeiten zu verbreiten. Das beschränkt sich aber auf wenige, wenn nicht sogar auf nur eine Stunde pro Woche.

Derzeit plane ich gerade ein Facebook-Gewinnspiel, um meinen Google Home Sprachassistenten zu bewerben. Google hat mir dankenswerterweise dafür ein Google Home Gerät spendiert, dass ich gern verlosen möchte. Ich bin gespannt, wie die Reaktionen sind.

Welche Tipps kannst du Einsteigern geben, die ihre erste Website aufbauen wollen?

Ganz klar: Habt Spaß dabei. Sucht ein Thema, das Euch interessiert und erwartet nicht, dass ihr damit reich werdet. Ansonsten verliert ihr schnell die Lust und werdet enttäuscht. Nur wenn ihr eure Motivation über Monate und Jahre hinweg aufrechterhalten könnt, werdet ihr im Netz auch wahrgenommen und bekommt entsprechendes Gewicht.

Und was ebenfalls wichtig ist: ihr könnt auf dem Weg dahin wichtige Erfahrungen sammeln. Erst wenn das zusammen erreicht ist, solltet Ihr euch über so etwas wie Geld verdienen Gedanken machen.

Danke für das Interview

Peer Wandiger

13 Gedanken zu „Von der Hobby-Website zur Selbstständigkeit – Erfahrungen, Tipps und Einblicke“

    • Hallo Walter! Ja, man kann. Man benötigt bloß viele, viele Besucher 😉 Allerdings müssen es schon mindestens 7-stellige Besucherzahlen pro Monat sein. Zum Thema “einzige Einnahmequelle”: Es ist tatsächlich riskant, auf nur einen Kunden zu setzen. Für den Start meiner Selbständigkeit bin ich dieses Risiko aber eingegangen. Das Ziel ist es, nun weitere Einnahmequellen aufzubauen; und hier bin ich dran. Viele Grüße, Andreas!

      Antworten
      • Hast du mal über Affiliate-Programme zum Thema “Deutsch lernen” nach gedacht? Es gibt ja einige Anbieter zum Thema Sprachen lernen (Webseiten, Apps, Software, Bücher). Der eine oder andere Besucher deiner Seite, würde bestimmt über einen Affiliate-Link sowas kaufen / buchen.

        Antworten
        • Ich habe mehrfach probiert, entsprechende Programme zu bewerben. Bücher werfen leider preisbedingt nur eine sehr kleine Provision ab.Verglichen mit Adsense müssten dutzende Bücher pro Tag verkauft werden, um auf das gleiche Niveau zu kommen. Das schaffte ich nie. Auch entsprechende Kurse wurden eher spärlich gebucht. Ich schiebe das zu einem großen Teil auf den internationalen Traffic. Man findet meist nur länderspezifische Affiliate-Programme, was bedeutet, dass ich für jedes Land eine separate Kampagne aufbauen musste. Der Aufwand war letztendlich dem Ertrag (lag unter Adsense) nicht gerechtfertigt.

          Antworten
  1. Vielen Dank für den Einblick. Kam schon mal die Idee auf das Programm als Software oder App zu monetarisieren? Du sprichst ja das Thema Sprachassitent an, wie wäre es mit einem Alexa Skill?

    Antworten
    • Ja, eine App ist geplant. Im April wird ein erster Prototyp entwickelt und je nachdem dann auch als Vollversion ausgerollt. Meine Besucher fragen ständig nach einer App zur Webseite; ich gehe also davon aus, dass der Bedarf da ist 😉 Der Sprachassistent ist derzeit für Google Home und für alle Android-Geräte mit Google Assistant verfügbar. Hiermit möchte ich erste Erfahrungen sammeln. Sollte sich die Nutzung des Assistenten verstärken, ist auch ein Alexa-Skill denkbar.

      Antworten
  2. Vielen Dank für den aufschlussreichen Artikel. Nun muss man selber wieder ans Werk gehen. Dieser Beitrag regt beim lesen das Gehirn für einige neue Ideen an. Top!

    Antworten
  3. Sein Hobby zum Beruf machen, ist natürlich immer top. Interessant an der Geschichte finde ich vor allem, dass hier mit dem Einstieg 1999 ja quasi die gesamte Entwicklung des digitalen Zeitalters und der damit verbundenen Möglichkeiten, online Geld zu verdienen, mit begleitet wurde. Da ist bestimmt einiges an Wissen angesammelt worder, was ja vielleicht auch in einem skalierbaren Online-Produkt weitergegeben werden könnte? LG Enrico

    Antworten
    • Darüber hab ich noch gar nicht nachgedacht. Sollte es zeitnah nichts werden, heb ich das für meine Memoiren auf. Dann werden die vielleicht aus besagtem Grund ein Bestseller 😉

      Antworten
  4. Hallo Andreas,

    erstmal Glückwunsch zu der Nische. Auf diese Idee wäre ich nicht gekommen.
    Dass du mit Adsense dein Geld verdienst, finde ich gut, da ich das auch vorhabe. Kannst du uns deinen Adsense-TKP verraten? (Deine Umsätze sollen natürlich geheimbleiben.)
    Hast du bei den Werbeanzeigen viel ausprobiert oder hat es sofort geklappt? (z.B. die Zahl der Adsense-Fenster pro Seite oder Art der Anzeigen)

    Viele Grüße
    Pierre

    Antworten
  5. Sehr interessanter Artikel und eine hochwertige Nischen Webseite. Und macht Lust, selbst auch wieder etwas Neues zu gestalten.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar