Self Publishing ist viel Arbeit – Ein Buch bei Amazon veröffentlichen Teil 1

Self Publishing ist viel Arbeit - Ein Buch bei Amazon veröffentlichen Teil 1Willkommen in meiner Artikelserie zum Thema “Self Publishing mit Amazon”. Was mich qualifiziert, euch etwas über die Buchveröffentlichung, Create Space und Kindle Direct Publishing zu erzählen?

Vielleicht sollte ich mich dazu erst einmal vorstellen. Mein Name ist David und ich bin seit langem schon Blogger und Autor. Gemeinsam mit einem Verlag veröffentlichte ich bereits mehrere Fachbücher zum Thema Hundeerziehung. Dort lernte ich, was ein Verlag alles leistet, aber auch, wie wenig von einem Buch am Ende übrig bleibt, zumindest finanziell gesehen.

Das nächste Buch sollte meinen werbefreien Blog refinanzieren und so wollte ich als Self Publisher veröffentlichen, um zum einen Erfahrungen in diesem Bereich zu sammeln und zu lernen, zum anderen aber auch, um die möglichen Einnahmen zu maximieren und den Blog damit refinanzieren zu können, statt mit klassischer Werbung. Achso und meinen ersten Roman habe ich vor kurzem auch veröffentlicht, ebenfalls via Self Publishing. Reicht das als Erfahrung für eine umfangreiche Artikelserie?

Zumindest reicht es, um euch zu erklären, wie die verschiedenen Systeme funktionieren, was es beim Veröffentlichen zu beachten gibt und wo versteckte Probleme auf euch warten können. Fangen wir also einfach an. In mehreren Teilen leite ich euch vom Buch bis zur fertigen Veröffentlichung auf Amazon und zwar sowohl als Print-, als auch als Kindle-Fassung.

(Die Artikelserie basiert auf den Erfahrungen des Autors.)

Was auf euch zukommt und was ihr nicht unterschätzen solltet

Zunächst einmal muss ich klarstellen, dass ein Verlag wirklich viel für euch tut. Er wählt das Format, die Papierqualität und den Druck, macht den Buchsatz, designt das Cover und bespricht gemeinsam mit euch jegliches Detail des Werkes. Das ist eine ganze Menge und sollte nicht unterschätzt werden. Ohne Verlag müsst ihr all das schließlich selbst übernehmen.

Das klingt erst einmal gar nicht so viel, ist es aber, weil verschiedene Druckvorlagen eingehalten werden müssen und beim Erstellen eines Buches viele fiese Fallen auf euch warten. Außerdem seid ihr bei Amazon ziemlich stark eingeschränkt und je individueller das Buchformat am Ende tatsächlich sein soll, desto komplexer und aufwändiger werden Design und Anpassung.

Ohne Lektor ist ein Buch außerdem selten gut, zumindest ein Korrektorat ist also Pflicht vor der eigentlichen Veröffentlichung, um Leser nicht mit heftigen Rechtschreibfehlern zu nerven. Dazu kommen gesetzliche Vorlagen für das Impressum, die Pflichtexemplare für die Nationalbibliothek, Steuerfragen und eine ganze Menge mehr.

Ich sage es einfach mal so: Inzwischen verstehe ich sehr gut, warum der Verdienst bei einem Verlag deutlich geringer ausfällt, als bei Self Publishing. Der Verlag arbeitet sehr viel im Hintergrund, man bespricht vieles gemeinsam, neue Ideen entstehen aus dem Dialog, vor allem werden aber Lektorat, Design, Satz und Co ebenfalls übernommen. Und glaubt mir: Ihr wollt zwar alles selbst übernehmen, aber mindestens zwei Sachen davon müsst ihr dann doch auslagern und jemanden bezahlen, der wirklich etwas davon versteht. Und das wird teuer.

Eine Veröffentlichung ohne Verlag erfordert also Einsatz und zwar sowohl zeitlich, als auch mit dem eigenen Geld. Self Publishing hin oder her, es entstehen im Prozess eine Menge Kosten, die ihr bei einer Selbstveröffentlichung auch selbst übernehmen müsst. Das nur als Warnung vorab.

Ihr verdient mehr, tragt aber auch das Risiko

Doch all der Stress, die Arbeit, der Aufwand, die viele Zeit, die ihr in euer Buch steckt, lohnen sich dann, wenn ihr am Ende bei der Preisfindung angelangt seid.

Mal ein Beispiel für die Print-Version. Bei einem Verlag bekommt ihr als normaler, nicht schon erfolgreicher Autor, gerne mal so ungefähr 1,50 Euro pro Buch. Wenn überhaupt. Fachbuchverträge laufen oft mit 5-10 Prozent des Verkaufspreises. Wer Geld verdienen will, muss in Deutschland Thriller bzw. Krimis schreiben, sagte mir mal jemand aus der Branche und damit hat er im Grunde auch recht.

Im Vergleich verdient ihr bei Amazon deutlich mehr. 2,50 Euro sind pro verkauftem Buch für die typischen 9,99 Euro durchaus realistisch. Allerdings habt ihr dafür eben auch extreme Mehrkosten und geht in volles finanzielles Risiko und in die Vorfinanzierung. Wenn das Buch floppt, helfen euch auch 2,50 Euro pro Exemplar nicht weiter, denn die anfänglichen Kosten fallen da deutlich höher aus. Alleine der Lektor wird ein Großteil eures Budgets verschlingen.

Amazon bietet für Autoren also einen größeren Verdienst, aber auch ein höheres Risiko. Alle Kosten für Marketing, Design und Korrektur sind selbst zu tragen. Es gibt keinen Verlag, den ihr fragen könnt, keinen klassischen Buchhandel der mit Amazon zusammenarbeitet, keine Hilfe, die nicht teuer bezahlt werden will. Das ist einfach so und das solltet ihr wissen.

Bei einem Verlag bekommt ihr eine garantierte Vorauszahlung (Autorenhonorar), müsst euch um nichts außer den eigentlichen Inhalt kümmern und seit fein raus, wenn das Buch floppt.

Die Qualität des gedruckten Buches

Self Publishing ist viel Arbeit - Ein Buch bei Amazon veröffentlichen Teil 1Ein eBook ist ein eBook. Das Problem ist aber, dass in Deutschland, egal wie populär der Kindle inzwischen geworden ist, immer noch das gedruckte Buch herrscht.

Es ist sogar noch schlimmer. Während ihr mit einem Buch die gesamten Leser erreicht, beschränkt sich die Kindle Zielgruppe auf bestimmte Genres und bestimmte Altersgruppen. NUR für den Kindle zu schreiben, heißt also auch NUR für eine bestimmte Zielgruppe zu schreiben. Frei und kreativ sein, klingt ganz anders.

Deshalb ist das gedruckte Buch auch immer noch so wichtig, welches mit Amazon Create Space zum Glück ebenfalls problemlos realisiert werden kann. Von der ISBN bis hin zum Satz, übernimmt Create Space vieles direkt bei der Einrichtung und doch kommen Probleme auf euch zu, von denen ihr bislang nur träumen konntet. Schnell eingerichtet, schwer gemeistert – das gilt beim Self Publishing und deshalb auch bei Create Space.

Die Qualität des Buches ist dagegen nur okay. Für mein WordPress Performance Buch habe ich weiße Seiten und einen matten Umschlag gewählt. Die Seiten wirken 1:1 wie gutes Druckerpapier, was mir persönlich zu dick und schwer ist und sich nicht wie Buchpapier/Buchseiten anfühlt. Der Umschlag dagegen ist spitze. Er fühlt sich leicht gummiert an, sehr weich und tatsächlich hatte ich bei all den Büchern die ich bislang gekauft habe, noch nie so einen weichen, samtig matten Umschlag in der Hand. Dafür ist die Druckqualität nicht perfekt und bei weitem nicht vergleichbar mit Verlagsbüchern. Nicht einmal ansatzweise.

Nicht träumen, sondern ernsthaft bleiben

Wer ein Buch als Self Publisher veröffentlichen möchte, hat viel Arbeit. Buchsatz und Cover müssen strengen Vorlagen entsprechen, um als gedruckte Version immer noch gut auszusehen. Es gibt viel Arbeit und es muss auch vorab investiert werden, beispielsweise in einen Lektor, oder einen Designer, denn wenn Cover und Buch Mist sind, wird es niemand kaufen.

Das alles hat nichts mit dem Traum, den viele haben, zu tun, nämlich den Traum schnell mal ein eigenes Buch in den Handel zu bringen. Seid also nicht naiv. Ein Buch ist sehr harte Arbeit(!). Erst das Schreiben, dann die ständigen Kontrollen für Verbesserungen, die Durchgänge mit dem Lektor, die Covergestaltung, den Buchsatz, Druckvorlagen, Testexemplare zur Kontrolle und wenn dann irgendetwas nicht stimmt, beginnt die Arbeit teilweise oder sogar komplett wieder von vorne.

Artikelserie für angehende Autoren

Wer sich all dessen nun wirklich bewusst ist und trotzdem ein Buch veröffentlichen möchte, der darf nun weiterlesen. 😉

In dieser Artikelserie möchte ich euch nicht nur Schritt für Schritt erklären, wie genau Create Space und Kindle Direct Publishing funktionieren, sondern auch die typischen Tücken und Hindernisse genauer vorstellen, über die auch ich bei meiner ersten Veröffentlichung gestolpert bin.

In mehreren Teilen besprechen wir daher gemeinsam, wie genau die Einrichtung bei Create Space und KDP funktioniert, was ihr tun müsst und wie am Ende euer erstes Buch zu euch kommt und im Handel verfügbar wird. Ein harter Weg, weshalb es diese Einleitung gibt. Als Warnung. Doch wer dran bleibt und ernsthaft ein Buch veröffentliche möchte, mit Herz und Seele, ist hier nun richtig aufgehoben und bekommt nach bestem Wissen und Gewissen Tipps spendiert, von jemanden, der auch mal so anfing und über viele Probleme stolperte.

Zu Teil 2

14 Gedanken zu „Self Publishing ist viel Arbeit – Ein Buch bei Amazon veröffentlichen Teil 1“

  1. Wirklich toller Artikel über ein spannendes Thema. Man sollte nicht vergessen das man neben all diesen Punkten natürlich auch schreiben können sollte. Da überschätzen sich vielleicht so manche.
    Ich hab noch eine Frage lieber Peer und zwar warum gibt es dein Nischenseiten Buch nicht auf Amazon zu kaufen? Du kannst es doch auch als Kindle dort anbieten.

    MfG

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    • Können musst du es nicht 😉 das zeigen ja genügend Beispiele beim Self Publishing und deshalb gibt es in dem Bereich ja auch immer wieder Kritik. Verlage bürgen ja mehr oder minder für eine gewisse Qualität. Beim Self Publishing ist es dagegen oft Glücksspiel, auch weil es nicht zwangsläufig einen Lektor gibt, keinen vernünftigen Satz und so weiter und sofort, der Autor muss es eben selbst übernehmen bzw. bleibt es ihm überlassen wie viel Geld und Arbeit er vorab in sein Werk steckt. Der Verlag dient hier ja oft auch als Filter für all die Möchtegern-Autoren.

      Aber auch darüber kann man streiten, weil Verlage häufig eben auch nur Mainstream sind und verlegen was sich verkauft. Dementsprechend haben es ausgefallene Werke schwer, genau wie Nischen – Die große Chance beim Thema Self Publishing. Gerade diese lese ich persönlich zum Beispiel sehr gerne. Es gibt sie aber quasi kaum in der Verlagswelt.

      Letztendlich darf man es einfach nicht über den Kamm scheren. Es gibt geniale Indie-Spiele, Indie-Bücher und Indie-Produkte. Es gibt aber auch viel Schrott. Es gibt aber auch viel Schrott von Verlagen, von Videospiele Publishern oder von China-Herstellern. Qualität muss sich eben einen Namen machen.

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  2. Ein schöner Artikel zu einem spannenden Thema mit dem ich mich in Zukunft näher beschäftigen möchte, da kommt deine Serie gerade recht! Es hört sich schon mal “anstregender” an, als bei vielen anderen Berichten oder Ebooks, die sich mit dem Thema befassen. Ich bin gespannt wie es weitergeht.

    LG
    Sebastian

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  3. Klasse Insights. Ich bin auch schon einige Zeit am überlegen ob ich E-Books als zusätzliche Einnahmequelle einsetzen soll. Noch habe ich andere TODO’s, aber ich habs mir direkt mal notiert 🙂

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  4. Schöner Artikel!
    Das mit den Ebooks hat bei mir nie richtig geklappt. Ein gedrucktes Buch ist einfach immernoch etwas anderes und hat mehr flair. Dann doch lieber wieder zurück zu den guten alten Printmedien. 😉

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  5. Super Beitrag!
    Für ein zukünftiges Projekt sehr gut zu wissen, unterschätzt man doch sehr schnell welcher Aufwand hinter einem Buch steht.

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  6. Ich habe über Jahre Tagebuch geführt und als ich es in einer ruhigen Stunde (inzwischen 65+ geworden) jetzt gelesen habe, war ich selbst zu Tränen gerührt, aber auch mancher richtige “Lacher” kam aus meinem Bauch. Mit meinen Lebensgeschichten (Autobiographie) hatte ich bei so manchen esellschaftlichen Treffen immer viel Aufmerksamkeit geweckt und ohne Ausnahme rieten mir alle: Mach doch ein Buch daraus!Die Leute werden sicher sehr gut unterhalten beim Lesen. Na, ja, und bevor es zu spät ist und ich den (hoffentlich) Erfolg nicht mehr erlebe, will ich mich nun endlich disziplinieren und mit Geduld und Ausdauer mein turbulentes Leben niederschreiben. Ich habe sicher mehr zu erzählen wie so mancher Promi!
    Wenn ich aber lese, welch ein Aufwand es ist, bis so ein Buch erscheinen kann und man ein paar Euros damit verdient – was einer Rentnerin auch guttun würde – , möchte ich schon fast wieder aufgeben. Aber mein Vorsatz für 2017 soll nun wahr werden: Mein Buch soll im ersten Halbjahr sein Ende finden.

    Könnte mich ein erfahrener “Schreiberling” ein bisschen an der Hand nehmen in Bezug Buchveröffentlichung?

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    • Hallo Frau Weidenfels,

      Es ist inzwischen 2019 und ich möchte meine Käfergeschichte veröffentlichen, da fand ich u.a. Ihren Artikel und dass Sie eine Autobiographie schreiben und veröffentlichen wollten im Jahre 2017. Hat das wohl geklappt und wie haben “Sie es angestellt”, (mit welchen Kosten hatten Sie zu rechnen?), ein Buch bei Amazon zu veröffentlichen?

      Würde mich interessieren……

      Liebe Grüße

      D. Windus (82 J.)

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  7. Irene teilt mit:
    Ich bin ein wenig geschockt über diesen Artikel, im positiven Sinne gemeint,
    weil ich eigentlich mein Jugendbuch nur über E-Book veröffentlichen wollte, da ich mit
    meinem ersten Verlag (er musste Insolvenz anmelden) Pech gehabt habe und auch noch Schwierigkeiten mit meinen Urheberrechten mit meinem ersten Kinderbuch habe. Nach dem Lesen dieses Artikels muss ich aber feststellen, dass es wirklich nicht so einfach ist, ein Buch, geschweige denn ein E-Book zu veröffentlichen. Also werde ich mich erst einmal wieder auf das Buch konzentrieren, trotz der Kosten, die wohl anfallen werden. Da ich mein Jugendbuch in erster Linie in Englisch veröffentlichen möchte, weil Amanzon verspricht, dass es in der ganzen Welt zu erhalten ist, dachte ich, meine Chancen, Erfolg zu haben, sind größer. Es muss aber wohl auch jede Menge Werbung betrieben werden. Da habe ich noch Lernbedarf. Im Grunde genommen sehe ich mich schon noch als Anfängerin, aber aufgeben werde ich nicht, dazu schreibe ich viel zu gerne.

    MfG

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  8. Hallo David. Vielen herzlichen Dank für deine Offenheit und Ehrlichkeit deine Expertise in Buchveröffentlichung hier zu publizieren. Relativ schnell merkt man, dass du exakt weißt wovon du sprichst. Ein kluger Mann hat mal gesagt Zeit spart spart viel Geld ein. Daher möchte ich dich freundlich fragen, ob du bereit wärst, mich gegen ein faires Honorar zu beraten. Über deine Rückmeldung würde ich mich sehr sehr freuen. Vielen lieben Dank aus Hannover.

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  9. Hallo,
    wer legt eigentlich die Preise fest?
    z.B. gibt es gefühlte 100000 Berichtsbücher von Jakobswegpilgern bei Amazon. Manche sind sehr günstig zu haben, in der Regel als Ebook, andere widerum stehen als Taschenbuch von 20 Euro zum Verkauf, und beim Blick ins Buch schreien einen die Rechtschreibfehler und ein extrem spartanisches Layout an.
    Legt Amazon das fest oder überschätzt sich da ein Laienautor gewaltig?

    Beste Grüße
    Tom

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  10. Vielen Dank, dass du dein Wissen und deine Erfahrung mit uns Unwissenden teilst. Vielleicht schaffe ich es doch noch in diesem Leben einen Roman in die Tastatur zu hämmern und dann werde ich Self-Publishing auf jeden Fall im Hinterkopf behalten.
    Ich wünsch dir weiterhin eine erfolgreiche Arbeit als Autor 🙂

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