Vibe Coding: 6 KI-Tools & 7 Tipps zur No Code Entwicklung

Beim Vibe Coding kannst du mithilfe von KI-Hilfe komplexe Tools und Anwendungen bauen, ohne Kenntnisse der zugrunde liegenden Programmiersprache zu haben. Wir stellen dir die besten Tools fürs Vibe Coding vor – und geben Tipps, wie du mit der  Programmiertechnik echte Erfolge erzielen kannst.

Vibe Coding klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Kannst du mit ChatGPT & Co. tatsächlich alleine und ohne Vorkenntnisse komplexe Software bauen, für die hochqualifizierte Entwickler im Vor-KI-Zeitalter noch tausende Arbeitsstunden gebraucht hätten? Wie so oft gilt: Die KI-Tools sind nur so gut und so sinnvoll wie das, was du als Anwender mit ihnen anstellst.

Was Vibe Coding eigentlich ist

Was Vibe Coding eigentlich ist

Der Begriff Vibe Coding geht auf eine Kurznachricht bei X (ehemals Twitter) von Andrej Karpathy zurück, einem der Mitgründer von OpenAI, der später das AI- und Autopilot-Programm bei Tesla leitete.

Karpathy ist eine absolute Koryphäe im aktuellen KI-Zeitalter. Entsprechend groß war die Aufmerksamkeit, als der slowakisch-kanadische Informatiker im Februar 2025 postete:

Es gibt eine neue Art des Programmierens, die ich „Vibe Coding“ nenne: Man gibt sich voll und ganz den Vibes hin, akzeptiert Exponentiale und vergisst, dass der Code überhaupt existiert.

Das ist möglich, dass die LLMs (z. B. Cursor Composer mit Sonnet) immer besser werden. Außerdem spreche ich mit Composer nur über SuperWhisper, so dass ich kaum noch die Tastatur berühre. Ich bitte um die dümmsten Dinge wie „Verringere das Padding der Sidebar um die Hälfte“, weil ich zu faul bin, danach zu suchen.

Ich wähle immer „Alles akzeptieren“ und lese die Unterschiede gar nicht mehr. Fehlermeldungen kopiere ich einfach ohne Kommentar ein, was das Problem normalerweise behebt.

Der Code übersteigt mein übliches Verständnis, ich müsste ihn eine Weile gründlich durchlesen. Manchmal können die LLMs einen Fehler nicht beheben, also umgehe ich ihn einfach oder bitte um zufällige Änderungen, bis er verschwindet.

Für Wochenendprojekte ist das nicht so schlimm, aber trotzdem ziemlich amüsant. Ich erstelle ein Projekt oder eine Web-App, aber es handelt sich dabei nicht wirklich um Codierung. Ich sehe nur Dinge, sage Dinge, führe Dinge aus und kopiere und füge Dinge ein, und meistens funktioniert es.

Ein neuer Begriff war geboren und sogleich von höchster Entwickler-Stelle legitimiert. Wobei Karpathy genau genommen nur eine Praxis „getauft“ hat, die bereits mit der Einführung von ChatGPT im November 2022  ermöglicht wurde und zwischenzeitlich boomende KI-App-Baukästen wie Bubble und Replit hervorgebracht hat.

In seinem Posting zu Vibe Coding berührt Andrej Karpathy bereits die wesentlichen Vorzüge und Nachteile der Programmiertechnik mittels Prompting und visueller Unterstützung – und ohne die Notwendigkeit, den Programmiercode tatsächlich zu verstehen.

  • Iterieren statt planen: Vibe Coding ermöglicht eine vielfache zeitliche Beschleunigung des Entwicklungsprozesses, indem du dich mit trial & error vorwärts bewegst.
  • Prompt statt Syntax: mit Vibe Coding kannst du auch ohne Kenntnisse der zugrunde liegenden Programmiersprache eigentätig Projekte und Web-Apps realisieren, für die du unlängst zehntausende Euro für externe Entwickler hättest bezahlen müssen
  • Kreativität vor Technik – mit allen Konsequenzen. Der Fokus liegt auf Idee und Funktion, nicht auf der technischen Perfektion (oder auch nur auf dem Verständnis). Modifizierungen und Erweiterungen kannst du zwar ebenfalls mittels Vibe Coding vornehmen, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. An dem dir die vernachlässigte Code-Basis um die Ohren fliegen kann.

Vibe Coding ist ein Spektrum

Vibe Coding ist damit eng verwandt mit No-Code-Plattformen, wo du dir schon seit vielen Jahren Web-Apps oder auch Websites über eine visuelle Oberfläche zusammen klicken kannst. Genannt seien hier Homepage-Baukästen wie Wix, Jimdo und Squarespace.

KI-App-Baukästen sind im Vergleich natürlich deutlich flexibler. Bei der Art der Anwendungen gibt es genauso wenig Grenzen wie beim Funktionsumfang. Die Idee von Webentwicklung ohne Programmierkenntnisse gab es aber eben auch schon vor ChatGPT & Co.

Vibe Coding multimedial

Im weiteren Sinne beschränkt sich Vibe Coding nicht aufs KI-Prompting von Programmiersprachen, sondern umfasst auch die KI-gestützte Erstellung anderer Inhalte ohne Wissen (oder Anwendung) der fundamentalen Technik.

So kannst du mit Prompts bekanntermaßen nicht nur Programmier-Code erstellen, sondern auch Bilder, Videos und von Audio. Und auch hier gibt es neben (respektive: über) den eigentlichen LLMs längst Online-Plattformen, welche dich bei der Generierung herausragender Inhalte unterstützen. Mit denen du sogar noch schneller und unkomplizierter online Geld verdienen kannst, als das bei Web-Apps der Fall ist.

Die besten Tools für Vibe Coding

Die besten Tools für Vibe Coding

Vibe Coding ist ein Spektrum, entsprechend vielfältig sind die beliebtesten Tools.

Auf der einen Seite der Tools zur Programmierung stehen smarte Code-Editoren wie Cursor (von Andrej Karpathy in seinem Posting namentlich genannt, im Verbund mit dem LLM Claude 3.X Sonnet), wo die Programmiersprache noch allgegenwärtig ist. Auf der anderen Seite hast du Tools wie Replit, bei denen du komplexe Software bauen kannst, ohne überhaupt zu wissen auf welcher Code-Basis.

Hinzu kommen KI-Tools zum „Vibe Coding“ von multimedialen Inhalten.

Replit

Replit

Replit erlaubt dir „echtes“ Vibe Coding, sprich die Entwicklung komplexer Software ganz ohne Programmierkenntnisse. Innerhalb von 10 Minuten kannst du nur mit Prompts eine komplette Web-App mit Frontend und Backend bauen, so das Versprechen.

Auf Wunsch kannst du deine App dann sogar direkt bei Replit hosten. Für die Funktionalität und nicht zuletzt die Monetarisierung gibt es Integrationen zu Google Apps, LLMs und natürlich Paypal und Stripe.

Eingeschränkt kostenlos. Willst du deine App auch deployen, fallen mindestens 20 Euro monatlich an.

Bubble

Bubble

Bubble bietet einen sehr ähnlichen Funktionsumfang wie Replit, geht aber sogar noch ein Stück weiter und ergänzt das Prompting mit einem Drag-and-Drop-Editor zur visuellen Gestaltung deiner Web-App. Hier entwicklst du also mit einer Kombination aus Prompt Engineering und klassischem Baukasten.

Auch Bubble ist nur solange kostenlos, wie du mit der Entwicklerversion deiner App vorlieb nimmst. Um die App ins Netz zu stellen, brauchst du einen Premium-Tarif für mindestens 30 Euro monatlich.

GitHub Copilot

Github CoPilot

Das Coding-Tool der Microsoft-Tochter beschleunigt die Entwicklung unter anderem mit einer mächtigen KI-gestützten Autovervollständigung. Dazu wird inzwischen auch Prompt-to-Code unterstützt.

Zum Start war der GitHub Copilot nur mit OpenAI nutzbar (woran Microsoft bekanntlich ebenfalls beteiligt ist), inzwischen kannst du auch Claude auswählen. Eingeschränkt kostenlos, Premium ab 10 Euro monatlich.

Cursor AI

Cursor AI ist die Nummer 1 für Prompt-to-Code. Die Implementierung von LLMs in den umfangreichen Editor erlaubt die Modifizierung von Code ohne den „Umweg“ ChatGPT.

Eingeschränkt kostenlos (aber sehr langsam). Premium ab 20 Euro monatlich.

Windsurf

Windsurf

Windsurf ist sehr ähnlich zu Cursor AI, aktuell basiert das Tool ebenfalls auf Basis von Claude 3.X Sonnet. Im direkten Vergleich etwas weniger funktionsstark, aber aufgeräumter und zugänglicher.

Eingeschränkt kostenlos. Premium ab 15 Euro monatlich.

invideo AI

invideo ist der beste Text-To-Video-Editor wandelt deinen Prompt beziehungsweise dein Script – das du KI-unterstützt direkt im Tool erstellen kannst – in ein Video um. Die Vertonung kann durch einen Klon deiner Stimme erfolgen. Bei den verwendeten Clips handelt es sich sowohl um „echtes“ hochwertiges Stockmaterial als auch um KI-Videos.

Im Vergleich zu Web-Apps ist das Geld verdienen hier weniger voraussetzungsreich, weil dir mit YouTube eine riesige Distributionsplattform mit eingebautem Partnerprogramm offen steht. Das Verdienstpotenzial einzelner Videos ist aber natürlich tendenziell limitierter, als wenn du dein eigenes Online-Tool baust.

Begrenzt kostenlos, Premium-Pläne ab 25 Euro monatlich.

Tipps zum Vibe Coding

Tipps zum Vibe Coding

Spielerisch programmieren lernen, Entwickler-Kosten sparen, das Erlernen von auf dem Arbeitsmarkt wertvollen Skills, Geld verdienen mit KI – es gibt viele gute Gründe fürs Vibe Coding. Dein eigenes „Warum“ zu kennen ist essentiell, um dein Vibe Coding Projekt richtig anzugehen.

Mach dir vorweg klar, was du eigentlich willst

Wenn du Code-Verständnis erlangen oder verbessern willst, brauchst du ein Tool, dass dir diesen Code auch ausgibt und dich direkt darin arbeiten lässt. Willst du umgekehrt komplett no code bauen, orientiere dich in Richtung visueller Plattformen.

Auch ob du erst einmal nur einen Prototypen bauen willst oder mit deinem Projekt schnell an den Markt und dort Geld verdienen willst, beeinflusst die Tool-Auswahl. Und die Planung.

Sei dir der Möglichkeiten bewusst – und der Limitierungen

KI-No-Code-Plattformen stellen zweifelsohne einen gewaltigen Entwicklungssprung dar und ermöglichen den Bau mächtiger Web-Apps. Der Vergleich mit Homepage-Baukästen oder auch visuellen Content-Management-Systemen wie Shopify oder WordPress hinkt entsprechend.

Andererseits gibt es auch Gemeinsamkeiten, vor allem bei den Beschränkungen. So baust du mit Bubble und Replit Anwendungen, deren Code-Basis längst nicht so sauber, gut dokumentiert und in der Folge unkompliziert erweiterbar ist wie von menschlichen Entwicklern erstellt. Noch, versteht sich.

Ob du mit diesen Tools bereits ernstzunehmende Software bauen kannst oder sie nur zum Prototyping taugt, dazu gehen die Meinungen naturgemäß weit auseinander.

Fakt ist, mit Bubble und Replit wurden bereits tausende Anwendungen erstellt, die es innerhalb kurzer Zeit auf siebenstellige Umsätze brachten und teilweise sogar Wagniskapital anzogen. Aber mach dich darauf gefasst, dass du ab einem gewissen Punkt ohne händischen Eingriff nicht weiterkommen wirst. Und schau dich gegebenenfalls frühzeitig nach Hilfe um.

Arbeite iterativ

Versuche nicht alles auf einmal zu machen, sondern starte klein mit dem Basiscode und erweitere ihn Stück für Stück. Wenn dir etwa ein Online-Shop vorschwebt, fange mit einer einzigen Landing Page an.

Denke in Prompts und sei präzise

Das Prinzip Shit In = Shit out trifft auf viele Lebensbereiche zu. Und in besonderem Maße auf Prompt Engineering.

Du brauchst dazu keine exzessiven Prompt Engineering Kurse (sage ich dir als Dozent für Prompt Engineering an der TH Köln), sondern try and error und eine klare und detaillierte Ausdrucksweise. Geize nicht an Details.

Lebe das Vibe Coding

Denk an die Grundprinzipien des Vibe Codings. Hab keine Angst vor Fehlern und lasse dich in deiner Kreativität nicht von einem übermäßigen Perfektionsdrang bremsen.

Nutze KI von A bis Z

Beschränke den Einsatz von KI beim Vibe Coding nicht „nur“ auf die Ausarbeitung des Codes, sondern nutze Tools wie ChatGPT für den gesamten Prozess. Dadurch verbessert sich das Ergebnis und du verschaffst dir zusätzliches Knowhow.

Du weißt nicht, was für ein Tool du überhaupt bauen sollst? Nutze ChatGPT als Sparringspartner. Du willst deinen Code verbessern? ChatGPT hilft dir. Der Code funktioniert nicht? Hilfe in Form eines Chatbots ist nur ein Copy and Paste entfernt. Und so weiter.

Verständnis hilft

An diesem Tipp führt kein Weg vorbei. Bei allen Versprechungen der No-Code-Plattformen: Wenn du deinen Code und seine Struktur zumindest grundlegend nachvollziehen kannst, profitierst nicht nur du, sondern auch deine Projekte.

Das beste ist, dass du dir beim Vibe Coding diese rudimentären Programmierkenntnisse spielerisch aneignen kannst. Indem du den Chatbot deiner Wahl zu deinem Coding-Mentor machst.

Johannes Haupt

Schreibe einen Kommentar