Die Digitalagentur von Martin Brosy beschäftigt aktuell 15 bis 20 Menschen. Mittelfristig hätte er gern 10x mehr Angestellte – aber nicht um mehr Geld zu verdienen. Was Martin zu XXL-Arbeitszeiten antreibt und worum er die renommierte afs Akademie wenige Jahre nach der Übernahme schon wieder verkaufen möchte.
Martin Brosy ist Geschäftsführer der SEO-Agentur ImpulsQ, die neben dem Kundengeschäft auch noch einen Linkmarktplatz und die afs Akademie betreibt, eine Weiterbildungsplattform für Online Marketer.
Im neuen Selbständig im Netz Podcast erfährst du,
- wie genau Martin nach dem frühzeitigen Ausscheiden aus der Bundeswehr ein Online Business mit 5.000-10.000 Euro Monatsverdienst aufgebaut hat
- welche Lehren er aus dem Scheitern seiner ersten SEO-Agentur gezogen hat und warum er im gleichen Themenfeld noch einmal gründete
- warum er sich an weiteren Digital-Agenturen beteiligt
- was für Kunden ihm 70.000 Euro monatlich und mehr überweisen. Und was passieren kann, wenn solche Kunden unzufrieden mit den Ergebnissen sind
- warum die ImpulsQ GmbH von derzeit 15-20 Mitarbeitenden auf 100-200 Mitarbeitende wachsen soll (Spoiler: Es geht nicht ums Geld)
- wie innerhalb von zwei Jahren 608.000 Euro in den Ausbau seiner Weiterbildungsplattform geflossen sind
- warum er der Meinung ist, dass viele angehende Selbständige die falschen Vorbilder haben und sich nicht ums Mindset kümmern sollten
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- Wie genau kamen erfolgreiche Selbständige dahin, wo sie sind?
- Was für Fehler haben sie unterwegs gemacht?
- Wie organisieren sie sich und ihre Arbeit?
- Was für Tools und Techniken – mit und ohne KI – kommen zum Einsatz?
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Geschichte, Gründer, Angebot
Martin Brosy (38) schlug nach dem Abitur zunächst eine Offizierslaufbahn bei der Bundeswehr ein, die er aber nach einigen Jahren abbrach.
Mit Mitte 20 ging er anschließend direkt in die Selbständigkeit. Martin startete ein Online-Börsenspiel, das in Hochzeiten 5.000-10.000 Euro monatlich abwarf – über Online-Werbung und vor allem über den Verkauf von Links.
Als nach einem Google-Update der Besucherfluss versiegte, machte Martin die vorige Einnahmequelle zum Hauptgeschäft und gründete zusammen mit seinem Bruder eine Linkbuilding-Agentur, die sich auf den Verkauf von Links spezialisierte.
Die Agentur skalierte er relativ schnell auf 25-30 Mitarbeiter, war mit dem Geschäft aber zunehmend unzufrieden. Martin gefiel weder, wie die Agentur mit Kunden umging noch mit den eigenen Mitarbeitern. Am Ende stand ein Notverkauf.
Weil Martin aber ans grundsätzliche Geschäftsmodell glaubte, gründete er 2019 mit der ImpulsQ GmbH eine weitere Linkbuilding-Agentur, die dazu einen Self-Service-Marktplatz mit 300.000 Linkquellen betreibt. Außerdem hält die ImpulsQ GmbH Minderheitsanteile an zwei weiteren Digital-Agenturen.
Ende 2022 kaufte Martin für 142.000 Euro die afs Akademie, viele Jahre eine absolute Institution in der Weiterbildungslandschaft im Online Marketing. Inzwischen flossen 608.000 Euro in die nun komplett digitale Bildungsplattform.
In der afs Akademie können sich Interessierte mit Online-Videos und -Dokumenten zum SEO Manager (1.500 Euro) oder KI Manager (500 Euro) weiterbilden lassen. Daneben gibt es ein Streaming-Abo-Angebot (500 Euro pro Jahr), das vor allem die Aufzeichnungen von Online-Marketing-Fachmessen beinhaltet.
Umsätze, Aufwand und Team
Die ImpulsQ GmbH wuchs innerhalb von wenigen Jahren auf 5 Millionen Euro Jahresumsatz im Jahr 2023, bevor es im Jahr 2024 einen Rückgang auf rund 4 Millionen Euro gab. Martin führt das neben der angespannten Wirtschaftslage vor allem auf eigene Fehler beim Recruiting und bei der Personalentwicklung zurück.
Gegenwärtig hat die 15-20 Mitarbeitende. Gearbeitet wird wahlweise in einem der fünf Firmenstandorte (ImpulsQ + Holding-Beteiligungen) oder im Home Office. Es gibt eine 35-Stunden-Woche und 40 Urlaubstage.
Martin selbst arbeitet deutlich mehr und kommt nach eigenen Angaben eher auf 70 bis 80 Stunden pro Woche. Dabei ist er selbst nicht Geschäftsführer, sondern Managing Partner der ImpulsQ GmbH, in den letzten Monaten aber auch operativ wieder sehr stark eingebunden.
An der afs Akademie arbeiten derzeit täglich vier ImpulsQ-Mitarbeitende plus Freiberufler. Nach zweieinhalb Jahren Aufbau liegt der Fokus hier jetzt zunehmend auf dem Vertrieb.
Wachstum und Kundenherkunft
Die Kunden der ImpulsQ GmbH kommen vorwiegend aus Bereichen wie Gambling (Casino & Co), „die sehr margenträchtig sind“. Das minimale Budget liegt bei 5.000 Euro monatlich, einige Kunden geben aber auch 70.000 Euro und mehr monatlich bei ImpulsQ aus.
Für die afs Akademie sind die Zielgruppe den eigentlichen Content-Nutzern auch Agenturen und Konzerne, die ihre Mitarbeitenden über die Kurse weiterbilden. Für Martin eine attraktive Zielgruppe, weil hier Volumenpakete angeboten werden können.
Beim Vertrieb setzt Martin ganz auf persönliche Kontakte aus Branchenveranstaltungen wie Gambling-Messen fürs Link Building oder Online Marketing Events wie die OMR für die afs Akademie. „Menschen kaufen von Menschen“, der persönliche Kontakt steht über allem.
Tools und Techniken
ImpulsQ gibt mehrere tausend Euro pro Monat für Tools aus. Als essentielle SEO-Tools nennt Martin ahrefs, majestic, moz, Sistrix und Semrush. Beim E-Mail-Outreach unterstützt Instantly AI.
Learnings und Ausblick
Was Martin in den letzten Jahren gelernt hat und angehenden Selbständigen mit auf den Weg geben möchte:
- probiere eine Gründung erst einmal alleine, bevor du im Team gründest. Und solltest du im Team gründen, achte unbedingt darauf, dass auch kleinste Details schriftlich abgeklärt sind.
- Vorsicht bei der schnellen Übertragung von Verantwortung beim Recruiting. Erstelle vorher ein Framework, damit der Mitarbeiter nicht nur nach seinen persönlichen Vorstellungen einstellt.
- bleibe maßvoll bei der Anmietung von Büros. Die ImpulsQ hat Ende 2023 zwei neue Flächen für jeweils 5.000 Euro mit 5-Jahres-Verträgen gemietet, die in der Krise eine enorme wirtschaftliche Belastung mit sich brachten.
- priorisiere dein Umfeld und umgib dich mit den Menschen, zu denen du werden willst. Orientiere dich eher an Unternehmern, die etwas weiter sind als du, als an Steve Jobs oder Elon Musk.
- lass dich nicht ablenken und fokussiere dich aufs aufs Geschäft.
- verliere dich nicht in Selbstoptimierung mit Journals und Life Coachings, sondern erlene echte Fähigkeiten wie Controlling.
- trenne Privates von Beruflichem. Deine Mitarbeitende sind nicht deine Freunde.
Martin fühlt sich persönlich unwohl mit dem Kundenstamm der ImpulsQ GmbH (Gambling, riskante Finanzgeschäfte, …), das aktuelle Kerngeschäft „Linkbuilding“ gibt aber keine Abkehr her. Entsprechend arbeitet er daran, die Agentur zur Full-Service-Digitalagentur zu transformieren – auch über die Beteiligungen.
Von aktuell 15-20 Mitarbeitenden will Martin seine Agentur auf 100-200 Mitarbeitenden wachsen, um als guter Arbeitgeber möglich vielen Menschen ein erfüllendes Berufsleben zu begleiten. Ein wesentlicher Antrieb für ihn.
Die afs Akademie will Martin verkaufen, möglichst bereits Ende 2025 oder Anfang 2026. Als mögliche Käufer hat er Tool-Anbieter identifiziert, die die Akademie zur Kundenakquise nutzen können.
Angesichts der hohen Aufbaukosten braucht es einen Verkaufspreis im siebenstelligen Bereich. Entsprechend viel Energie fließt hier aktuell in den Vertrieb, um diese Bewertung auch zu rechtfertigen.
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