Freelancer oder Agentur beauftragen – Was ist besser für Selbstständige?

Freelancer oder Agentur beauftragen - Was ist besser für Selbstständige?Wer selbstständig ist, kommt immer wieder an einen Punkt, wo es allein nicht weitergeht. Egal ob es um das Design, den Content, die SEO-Optimierung oder eine geplante Werbekampagne geht. Nicht alles kann allein gestemmt werden, manchmal braucht es einen Dritten zur Unterstützung.

Doch wen solltet ihr dann beauftragen?

Freelancer oder Agentur? Was ist besser für Selbstständige?

Freelancer oder Agentur?

Manche Themen liegen mir am Herzen und dies hier ist so ein Thema. Nach mehr als zehn Jahren im Content Management und als SEO habe ich eine Vielzahl an Kunden kennenlernen dürfen. Für sie alle gab es Vor- und Nachteile während der Zusammenarbeit, doch am Ende war oft ein großer Aha-Effekt zu spüren.

Gleich vorweg und als Disclaimer: Ich bin Freelancer und möglicherweise ein wenig voreingenommen, was die Sache angeht.

Dabei möchte ich hier aber keinesfalls Agenturen schlechtreden. Vielmehr ist mir durch Kundenfeedback kürzlich noch einmal bewusst geworden, warum Freelancer für manche Bereiche wirklich von Vorteil sind. Genau darüber handelt dieser Artikel.

Großaufträge sind bei Agenturen nur Kleinvieh

Der erste Punkt, der häufig genannt wird, ist die Tatsache, dass Agenturen sehr viele oder sehr große Aufträge benötigen, um ihre Kosten zu decken. Selbstverständlich reden wir hier von richtigen Agenturen und nicht von den Ein-Mann-WordPress-Agenturen. Sie brauchen somit Umsatz, um Kosten zu decken und den Betrieb aufrecht zu erhalten.

Großkunden sind bei einer Agentur daher bestens aufgehoben, doch was ist mit Selbstständigen oder KMUs? Die sollten eher in Richtung Freelancer blicken, denn für den ist der vermeintlich kleine Auftrag (was er für die Agentur wäre) oft ein Großauftrag, um den er sich dann mit vollem Elan kümmern kann.

Selbstständige und KMUs haben Aufträge in einem Rahmen zwischen 5.000 und 15.000 Euro. Für viele Agenturen ist das eher Kleinvieh. Überhaupt sind sie vielmehr an einer Langzeitbetreuung interessiert als an einem einzelnen Job. Für den Freelancer hingegen ist es eine Menge Geld. Er kann mit dieser Summe wirksam planen und sich entsprechend Zeit nehmen, wobei er spielend seine Kosten deckt.

Puma oder Nike sind mit einer Agentur hervorragend beraten, doch der Friseur oder Schreiner von nebenan meist weniger. Ihre Aufträge sind zu klein für eine Agentur, die, selbst wenn sie diese annimmt, deutlich weniger an Arbeit liefern wird als der Freelancer, der mit der Summe eben viel besser zurechtkommt.

Spezialisten sind oft als Freelancer aktiv

Hinzu kommt, dass Freelancer häufig Spezialisten auf ihrem Gebiet sind und somit entsprechende Erfahrung in ihrem Bereich mitbringen. Sie sind Experten und oft schaffen sie nur den Schritt in die Selbstständigkeit, weil sie sich abheben und etwas bieten können, was es eben Wert ist, sie zu engagieren.

Natürlich kann ich hier kein Beispiel nennen und möchte auch absolut nicht wertend erscheinen. Nur verstehen Kunden bei einem Freelancer sehr genau, was dieser zu leisten vermag. Sie kennen seine bisherigen Arbeiten und sie wissen, in welchem Bereich er seine Fähigkeiten besitzt. Er kann nicht alles, muss er aber auch nicht. Er wird beauftragt für das, was er eben entsprechend gut beherrscht.

Freelancer sind also oft Spezialisten, die sich selbstständig gemacht haben, um nicht mehr für andere, sondern auf eigene Rechnung zu arbeiten. Das ist Vor- und Nachteil gleichermaßen. Einige Freelancer sind dadurch ein wenig arrogant geworden und nennen Fantasiepreise, aufgrund ihrer bisherigen Erfahrung. Davon bin ich dann natürlich auch kein Freund und von solchen Ausnahmen rede ich hier gar nicht.

(Tipp: Portale, um Freelancer zu finden)

Die Extrameile ist schon inbegriffen

Vielmehr geht es um Freelancer, die sich für das Budget, welches eine Agentur dankend ablehnt, voll und ganz in ihre Arbeit hineinknien und gewillt sind, Großartiges zu vollbringen. Egal ob das ein Design, ein Logo oder ein Text ist. Der Kleinauftrag für die Agentur ist immer auch der Großauftrag für den einzelnen Freelancer.

Kleines persönliches Beispiel: Ich hatte vor einigen Jahren einen Kunden, der wollte nur ein paar Shop-Texte kaufen. Die bekam er und stellte mir im Nachgang ein paar SEO-Fragen. Weil der Umfang der Shop-Texte aber entsprechend groß war und die Kommunikation äußerst angenehm, beantwortete ich ihm diese. Selbst wenn das für gewöhnlich unter »Beratung« gefallen wäre, also Geld gekostet hätte. Macht nichts, dachte ich mir, denn das war so eine nette Zusammenarbeit, dass ich die Extrameile gerne noch gelaufen bin.

Heute meldet sich der Kunde immer wieder mit neuen Aufträgen und im Grunde bin ich der einzige, der bei ihm als SEO und Content Manager aktiv wird. Ich bin mir sicher, dass auch die kulante und freundliche erste Zusammenarbeit damit zu tun hatte. Für mich war die Extrameile damals jedenfalls kein Problem. Eine Agentur hätte das vermutlich streng nach Stundensatz abgerechnet, wie auch ich es für gewöhnlich handhabe.

Was ich sagen möchte, ist, dass die Extrameile und der Mehraufwand für Freelancer oft kein Problem darstellen, wenn das Budget grundsätzlich fair war und die Zusammenarbeit angenehm. Es ist alles etwas familärer als mit einer Agentur zusammenzuarbeiten.

Agenturen sind keineswegs schlecht

Nun soll das auf gar keinen Fall zu negativ klingen. Viele Agenturen leisten eine tolle Arbeit und sind gar nicht so teuer, wie manch einer vermuten mag. Kenne ich selbst. Darum geht es aber auch gar nicht. Was ich mit diesem Artikel sagen wollte, ist, dass eine Agentur nicht immer die erste Wahl sein sollte.

Wie am Anfang des Beitrags bereits erwähnt, geht es mir eher darum, dass für viele Selbstständige oder KMUs der Freelancer die logischere und oft bessere Variante darstellt. Weil er für das gleiche Geld mehr liefert und häufig engagierter ist.

Auch hier sage ich aber nicht, dass das immer der Fall sein muss. Schwarze Schafe gibt es genug, genau wie angebliche Experten, die unfassbar viel berechnen, weil sie sich für etwas ganz Besonderes halten. Diese Ausreißer lassen wir außen vor.

Agenturen sind zudem wichtig, wenn es um viele verschiedene Bereiche geht. Der Freelancer ist Profi in seinem Gebiet, aber nicht darüber hinaus. Wenn es um SEO und Content Management geht, bin ich erfahren, doch von Apps und klassischer Werbung verstehe ich ebenso wenig wie von großen Kampagnen oder 3D Animationen. Agenturen decken also viele Bereiche auf einmal ab, was wichtig ist, wenn ihr überall aktiv werden wollt. Das leistet ein Freelancer natürlich nicht.

Agentur oder Freelancer?

Das Fazit lautet demnach, dass Freelancer versierte Experten sind und Agenturen viele versierte Experten auf einmal beschäftigen. Wenn ihr also vorab wisst, dass ihr ein Logo benötigt, kann der Designer oft mehr bieten als die Agentur. Wenn zu dem Logo aber noch eine Werbekampagne hinzukommt oder eine App für die Website, stößt der Freelancer an seine Grenzen, selbst wenn er ein Multitalent sein sollte.

Außerdem sind die kleinen Aufträge, die Agenturen nicht sonderlich mögen, für Freelancer oft im idealen Budgetrahmen. Entsprechend motiviert, engagiert und sorgfältig werden sie für euch arbeiten. Sehr häufig ist auch der Kontakt angenehmer, da persönlicher und weniger kühl bzw. professionell. Für ein KMU oder einen Selbstständigen kann das den Unterschied ausmachen.

Wer also einen Auftrag in einem speziellen Gebiet zu vergeben hat, sucht sich einen Freelancer des Vertrauens. An diesen kann er sich dann auch in Zukunft unkompliziert wenden. Wer hingegen eine ganzheitliche Beratung benötigt und in vielen Bereichen auf einmal aktiv werden will, der braucht eine Agentur. Nur die hat mehrere Experten im Team, die auch ausufernde Projekte umsetzen können.

Hast du schon mal einen Auftrag outgesourced?

Ergebnis anschauen

6 Gedanken zu „Freelancer oder Agentur beauftragen – Was ist besser für Selbstständige?“

  1. Hallo David,
    das deckt sich auch mit meinen Erfahrungen.

    Ich möchte noch ergänzen, dass Agenturen auch mit Freelancern zusammenarbeiten.
    Bestes Beispiel ist die SEO-Agentur, die immer wieder Texte braucht und dafür oft mit externen Textern zusammenarbeitet. Das kann sich für einen Freelancer sicherlich auch lohnen, wenn die Agentur anständig zahlt.

    Beste Grüße
    Erkan

    Antworten
  2. Hallo David,

    das von dir angesprochene Kriterium zur Auswahl zwischen Agentur oder Freelancer bzgl. der Spezialisten kann ich in einen anderen Bereich unterschreiben. Wenn Schulungen in Unternehmenssoftware benötigt werden bieten einige größere Firmen umfangreiche Schulungskataloge an die dann aber auch tatsächlich nur die Merkmale enthalten, die eben im Katalog enthalten sind. Im Gegenzug dazu gibt es bei Freelancern oftmals Gespräche vorab wie die Bedürfnisse vor Ort sind und welche Schulungsinhalte benötigt werden und welche Prozesse im Unternehmen vorhanden sind bzw. abgebildet werden sollen.

    Gerade bei Schulungen von Keyuser:innen ist hier immer eine Abwägung zu treffen, ob eine Katalogschulung direkt übertragen werden kann oder ob nicht doch ein Freelancer eine individuelle Schulung anbieten soll.

    Beide Schulungsmodelle haben ihre Stärken und Schwächen und neben den anfallenden Kosten, die nicht zwangsläufig voneinander abweichen müssen sind Anforderungen vor Ort, Zeit und Qualität noch wichtigere Anforderungen bei der Einholung von Angeboten (ganz abgesehen von der Extrameile :-)).

    Viele Grüße
    Andreas Unkelbach

    Antworten
  3. Hallo David,

    du triffst den Nagel auf den Kopf. Genau deshalb bin ich Freelancerin — ich schreibe in einem sehr speziellen Bereich. Spezialisieren kann ich mich nur, weil ich keine Agentur im Rücken habe.

    Danke dir, es tat gut, deinen Beitrag zu lesen.

    Katharina

    Antworten
  4. Ich habe selbst einige Jahre in Agenturen gearbeitet und mich jetzt als “einsamer Wolf” selbstständig gemacht. Ich betreue jetzt vor allem die Kunden, die wir aufgrund mangelnden Budgets in der Agentur erst gar nicht angenommen haben. Der kleine lokale Dienstleister der bei einem monatlichen SEO Budget von 500€ schon das zittern bekommt oder die Welt nicht mehr versteht wenn man ihm mitteilt, dass er für Google Ads alleine für die Klicks 2-3K einplanen muss (schließlich soll ja auch das Verhältnis von Betreuungspauschale zu Ad-Spending stimmen). Es gibt zwar auch viele Agenturen, die diese ganzen 300€ Kunden annehmen aber sind wir doch mal ehrlich: wo bleibt da die Liebe? Das ist jetzt der Unterschied bei mir als Freelancer. Auch einem kleinen Kunden mit wenig Budget kann ich dafür die maximale Liebe geben 🙂 Ohne iwelche Meeting, Teambesprechungen, externe Dienstleister etc. kann man mit der geringen Zeit zumindest ein bisschen was erreichen. In der Agentur verpufft das doch einfach. Außerdem habe ich den Überblick über alle Kanäle und kann den Kunden ganzheitlich beraten, In einer Agentur schwierig, wenn es für SEO, SEA, Website, Social usw. jeweils einen eigenen Ansprechpartner gibt und der eine nicht weiss, was der Andere macht, Aber klar, bei Brands wie Nike o.ä. wäre der Freelancer komplett überfordert. Noch dazu würde er sich in eine sehr große Abhängigkeit von 1-2 großen Kunden begeben, was gefährlich sein kann. Das ist ja auch ein sehr wichtiger Punkt, wenn auch aus der anderen Perspektive. Aber ich sollte mir, als Freelancer, auch Gedanken über mein eigenes Geschäftsmodell machen und wie ich bei diesem die Risiken gering halte.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar