Mehr Besucher möchte eigentlich jeder Website- und Blog-Betreiber haben. Aus diesem Grund wird viel für gute Inhalte, eine aktive Vermarktung und die optimale Suchmaschinenoptimierung getan.
Es gibt aber neben den absoluten Traffic-Werten noch ein paar andere interessante Kennzahlen, die man nicht aus den Augen verlieren sollte. Dazu gehört unter anderem der “Seiten pro Besuch”-Wert.
In diesem Artikel gehe ich darauf ein, was das genau ist, warum dieser Wert wichtig ist und welche Faktoren diesen beeinflussen.
Zudem schaue ich mir an, wie sich verschiedene Website-Typen diesbezüglich unterscheiden.
Seiten pro Besuch
Der Wert “Seiten pro Besuch” (oder auf englisch: PageViews per Visit) ist relativ selbsterklärend.
Er gibt an, wie viel Seiten pro Besuch im Schnitt angeschaut werden. Dabei geht es um den “Besuch” und nicht um “eindeutige Besucher”. Kommt also ein und dieselbe Person dreimal am Tag auf meinen Blog, dann sind das 3 Besuche (Visits), aber nur ein eindeutiger Besucher (Unique Visitor).
Im Normalfall ist es natürlich umso besser, je höher dieser Wert liegt, denn das bedeutet, dass sich die Besucher relativ viele Seiten bei ihren Besuchen anschauen. Ein niedriger Wert wird dagegen meist als eher negativ angesehen.
Doch ganz so einfach ist es nicht. Darauf gehe ich später noch ein.
Warum ist dieser Wert wichtig?
Der “Seiten pro Besuch”-Wert ist direkt eigentlich gar nicht wirklich wichtig. Er hat also keine direkten Auswirkungen.
So spielt es zum Beispiel für Werbebanner, die über TKP abgerechnet werden, oft gar keine Rolle, ob die 100.000 Seitenaufrufe in 50.000 oder 70.000 Visits zustande gekommen sind. Das liegt allerdings auch daran, dass Werbebanner sehr unterschiedlich geschaltet werden und sich eine hohe Zahl an Seiten pro Besuch manchmal positiv und manchmal negativ auswirkt.
So ist es natürlich an sich erstrebenswert, möglichst viele Seitenaufrufe zu generieren, da auf diese Weise mehr Banner eingeblendet werden können. Deshalb versucht man die Zahl der Seitenaufrufe pro Besuch zu steigern. Allerdings werden viele Banner heute mit Frequency Capping ausgeliefert, was bedeutet, dass ein Banner z.B. in einer Stunde nur einmal einem eindeutigen Besucher angezeigt wird, egal wie viele Seiten dieser bei seinem Besuch aufruft.
Allerdings kann man den “Seiten pro Besuch”-Wert als einen Indikator für gute Inhalte und/oder zufriedene Leser sehen. Schließlich sind viele Leser doch recht sprunghaft und wenn sie sich im Schnitt viele Seiten anschauen, dann können die Inhalte nicht so schlecht sein.
Umstritten ist, ob Google in irgendeiner Form den “Seiten pro Besuch”-Wert ins Ranking einfließen lässt. Ich gehe eher nicht davon aus, denn Google kann dies ja nicht direkt messen. Google Analytics nutzen zwar viele, aber insgesamt in der Anteil doch recht gering. Zumal ich bezweifle, dass Google wirklich Werte aus Google Analytics in das Ranking einfließen lässt.
In der Regel ist es zudem so, dass eine hohe Absprungrate mit dem “Seiten pro Besuch”-Wert korreliert. Also je höher die Absprungrate, umso niedriger dieser Wert und umgekehrt.
Faktoren
Unter anderem haben die folgenden Faktoren Einfluss auf die Seitenaufrufe pro Besuch:
- Inhalte
Die eigentlichen Inhalte einer Website oder eines Blogs sind natürlich ein wesentlicher Faktor bei der Entscheidung eines Besuchers, ob er sich noch weitere Artikel anschaut. Gefällt ihm/ihr der Stil und findet er/sie den Artikel lesenswert, auf den er/sie von Google aus gelangt ist, dann ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass ein weitere Artikel aufgerufen wird.Aber auch interaktive oder besondere Elemente können das Interesse des Besuchers wecken, so dass weitere Seiten aufgerufen werden.
- Usability
Ist die Navigation umständlich zu bedienen, unklar oder schwer zu finden, werden sich viele Leser nicht die Mühe machen danach zu suchen. Gleiches gilt für die Anzeige verwandter Artikel oder ähnlichen Elementen.Die Folge ist, dass weniger weitere Artikel/Seiten angeschaut werden.
- Ladezeit
Nicht unterschätzen sollte man die Ladezeit. Wenn diese zu hoch ist, dass verlassen viele Leser die Website schon bevor sie den Artikel wirklich gelesen haben. Diese hohe Absprungrate resultiert in der Regel in niedrigeren Seitenaufrufen pro Besuch. - interne Verlinkung
Um weitere Inhalte konsumieren zu können, muss der Besucher erstmal wissen, dass es diese überhaupt gibt.Wenn man keine ähnlichen Artikel anzeigt, im aktuellen Artikel keine Verlinkungen einbaut und auch sonst nicht dafür sorgt, dass der Leser zwangsläufig auf weitere interessante Inhalte stößt, dann wird es auch nicht viele Leser geben, die danach suchen.
- Layout
Ein überladenes Layout, zu viel Werbung und ähnliche Layout-Probleme führen dazu, dass ein Teil der Leser abgeschreckt wird und nicht auf der Website bleibt. - nicht die richtige Zielgruppe
Ein wesentlicher Faktor ist auch dieser Punkt. Egal wie gut die Inhalte sind, wie gut die interne Verlinkung ausgebaut ist usw., wenn die Leser nicht das auf der Seite finden, was sie eigentlich gesucht haben, dann werden sie wieder gehen.Das bedeutet z.B., dass man mit dem Title bzw. der Überschrift keine falschen Erwartungen wecken sollte. Auch bei Werbeschaltungen und ähnlichem sollten nur die Besucher angelockt werden, die auch wirklich am eigenen Thema interessiert sind.
Gleiches gilt für das Social Web, wo man mit cleveren Aktionen sicher viel Aufmerksamkeit erzielen kann, aber diese Personen sind dann größtenteils wahrscheinlich dennoch nicht an den Inhalten der eigenen Site interessiert.
Verschiedene Website-Typen
Doch die Bedeutung und die Aussagekraft des “Seiten pro Besuch”-Wertes hängt auch vom Website-Typ ab.
- Blog
Bei einem Blog ist es meist so, dass ein guter Teil der Besucher Stammleser sind. Diese kommen regelmäßig wieder und schauen sich dann oft nur den aktuellsten Artikel an. Damit ziehen sie den “Seiten pro Besuch”-Wert natürlich etwas nach unten. Das ist aber ganz normal. - Shop
In Shops wird oft nach Produkten gesucht und verschiedene Varianten verglichen. Dadurch gibt es in der Regel viel mehr Seitenaufrufe pro Besuch. - Affiliate Website
Dies ist ein Spezialfall. Hier geht es in der Regel nicht um viele Seitenaufrufe, sondern darum, den Leser zum Klicken eines Affiliate-Links oder -Banners zu bewegen.Entsprechend wird es eher weniger Seitenaufrufe pro Besuch geben, wenn man gut gearbeitet hat. Ist der “Seiten pro Besuch”-Wert dagegen auf einer Affiliate-Site sehr hoch, hat man tendenziell eher was falsch gemacht.
- Forum
In einem Forum geht es um Austausch und Diskussion. Die Besucher sind hier in aller Regel um sich mit anderen zu “unterhalten”. Deshalb tendiert dieser Website-Typ zu eher höhere “Seiten pro Besuch”-Werten.Aber auch hier kommt es darauf an, wie hoch der Anteil der wirklich aktiven Nutzer ist. Besteht der Großteil aus Google-Besuchern, die nur einen Thread lesen, dann gibt es eher weniger Seitenaufrufe pro Besuch.
- “normale” Website
Normale Website, z.B. Firmenwebsites, liegen meist zwischen den Extremen. Ein Teil der Leser springt wieder ab, weil nicht das gefunden wird, was erwartet wurde. Andere wiederum schauen sich mehrere Seiten an.
Sicher gibt es auch Schwankungen bei den Website-Typen und Überschneidungen sind ebenfalls nicht unüblich (so habe ich in meinem Blog z.B. viele Affiliate-Links). Dennoch sollte man bei der Beurteilung des eigenen “Seiten pro Besuch”-Wertes den eigenen Website-Typ beachten und nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.
Dass die Bandbreite aber sehr hoch ist, zeigt unter anderem eine Auswertung von onestat.com. Nach dieser Studie haben mehr als die Hälfte aller Websites zwischen 1 und 2 Seitenaufrufe pro Besuch.
Immerhin rund 16% haben zwischen 2 und 3. Mehr Seitenaufrufe pro Besuch haben dann aber deutlich weniger Websites.
Fazit
Die Seitenaufrufe pro Besuch sind für Selbständige im Netz kein uninteressanter Wert. Zum einen kann dieser, neben anderen Werten, zur Beurteilung der Zufriedenheit der eigenen Besucher herangezogen werden.
Je nach Website-Typ und -Ziel kann es aber auch sinnvoll sein, diesen Wert aktiv zu steigern, in dem man bestimmte Faktoren positiv beeinflusst.
Im zweiten Teil dieser kleinen Serie schaue ich mir diverse Praxisbeispiele genauer und vergleiche diese.
- Danke für 16 tolle Jahre - 13. Juli 2023
- So erstellst du deine erste Newsletter-Mail in 10 Schritten mit CleverReach - 13. Juli 2023
- Die 5 besten Features des Amazon Affiliate WordPress Plugin – AAWP - 12. Juli 2023
Ich stimme dir im Großen und Ganzen überein.
Bei Affiliate-Seiten allerdings muss ich ein wenig einhaken. Natürlich ist das Ziel (sehr einfach ausgedrückt) den Leser/Besucher aus Google abzuholen damit er recht schnell einen Affiliate-Link klickt.
Allerdings kann das heute ein negatives Signal für Google bedeuten, das man meiner Ansicht nach immer weniger außer Acht lassen sollte.
Daher sollte man eine gesunde Mischung finden: Den Anreiz zum Verlassen über einen Affiliate-Link so groß machen, dass die Schnell-Entscheider auch schnell klicken. Den anderen Besuchern aber auf jeden Fall auch Möglichkeiten bieten, die PI´s zu erhöhen.
Dann sollte ein guter Schnitt dabei rumkommen. Zuviel darf man aber nicht erwarten, es ist und wird immer eine Gratwanderung sein.
Die Seitenaufrufe bei einem Shop kann ich nur bestätigen. Ist tendenziell deutlich höher als 2-3. Liegt meistens (bei uns) zwischen 5 und 15.
LG
Spannend ist in diesem Zusammenhang auch die Messung der Ströhme – also nachdem ja mittlerweile Google das “Woher kam ein Besucher” leider nicht mehr preisgibt, dann sollte man auf jeden Fall das “wohin geht ein Besucher wenn er auf der Seite XX gelandet ist” genauer betrachten – dies lässt auch Auf- und Rückschlüsse zu, und ist ein wichtiger Faktor um die PageViews per Visit schlussendlich zu optimieren.
Die Auswertung von onestat ist über 9 Jahre alt. Deren Wert und Aussagekraft für heute geht wohl gegen Null.
Ich finde auch, dass man den Seiten/Besucher-Wert immer ins Verhältnis von anderen Werten setzen sollte. Denauso wie die Abrsprungrate bei einzelnen Seite.
Als einen sehr wichtigen Bezugswert sehe ich die Verweildauer an. Die oben genannten Werte können ruhig etwas niedriger sein, wenn die Verweildauer entsprechend hoch ist. Auf unserer Seite haben wir einen Seiten/Besucher-Wert von etwa 2. Die Verweildauer liegt bei den einzelnen Seiten liegt im Schnitt bei 2,5-3min.
Genauso sieht es mit der Absprungrate aus. Ist diese etwas höher, aber die Verweildauer gut (Es sei denn, es sind nur kurze News o.ä.), dann habe ich mein Ziel erfüllt. Der Leser hat sich lange mit meiner Seite/dem Inhalt auseinander gesetzt und sehr wahrscheinlich das gefunden, was er gesucht hat.
Sehr interessant ist auch der Punkt von Ben (Kommentar 3). Hier kann man gut ansetzen, wenn man seine Usability und weiter Inhalte optimieren will.
Ich finde auch die Anazhl der Wiederkehrer interessant. Wenn diese mit der zeit immer größer wird, dann scheint man auch nicht so viel falsch zu machen. Denn sonst würde aus den Eintagsfliegen kein Wiederkehrer werden.
@TobiD: Das ist auch ein interessanter Ansatz die Werte zu verbinden. Ich finde den Ansatz sehr sympathisch. Man sollte wohl doch nicht so auf einzelne Werte sondern die Gesamtaussage achten.
Gruß,
Jens
Stimmt Jens – die Wiederkehrer sind auch nicht ohne – leider gibt mir das grosse G bei den Wiederkehrern zu wenig Infos – mich würde ja wirklich interessieren WARUM sie Wieder da sind – ist es ein Bookmark oder ist die Seite so gut, oder kommen sie über das Suchergebnis (und somit eher durch Zufall…) – aber mir ist der Interpretationsrahmen zu gross um aussagekräftige Details erkennen zu können..
Was mich als Anfänger in diesem Bereich hierzu einmal interessieren würde: Was ist der Unterschied zwischen Absprungrate und %-Ausstieg?
Du hast eine Art von Webseiten vergessen: Onlinespiele. Ich programmiere selbst Rollenspiele und dort ist diese Kennzahl wirklich extrem hoch. Ich denke so um den Wert 50 dürfte sie dort liegen.
@ Lars
Absprungrate:
Wieviele Leute kommen auf deine Seite, schauen sich diese eine Seite an, und gehen sofort wieder ohne eine andere Seite aufzurufen
Ausstiege:
Die Besucher verlassen auf dieser Seite deine Website. Können also vorher auch mehrere Seiten aufgerufen haben
naja das mit der Absprungrate kommt wohl auf die Branche an und wie man gefunden wird, wenn die falsche Zielgruppe die Seite findet, sind die logischerweise wieder weg. Das ist dann eine Sache der Relevanz
@TobiD
Aha, vielen lieben Dank! Mal sehen, ob ich damit etwas anfangen kann 🙂