Zugegeben: Corporate Blogs gehören noch lange nicht zur Selbstverständlichkeit in der Unternehmenskommunikation.
Dennoch entschließen sich immer mehr Unternehmen ein Blog zur externen und teilweise auch zur internen Kommunikation zu nutzen.
Trotz der Gefahren, die das Führen eines Unternehmensblogs zweifelsfrei birgt, überwiegen bei gut gemanagten Blogs die Vorteile.
Wie gekonnt geführte Corporate Blogs aussehen können, zeigen die folgenden deutschsprachigen Beispiele.
10 lehrreiche Beispiele für gelungene Corporate Blogs
Audi
Dass sich ein Unternehmensblog auch an eine ganz spezielle Zielgruppe richten kann, beweist Audi. Das Blog vom ingolstädter Autobauer trägt den Untertitel “Einblicke für Medienprofis” und genau das ist Programm.
Insbesondere Journalisten, aber auch Bloggern und anderen Online-Multiplikatoren soll Einblick hinter die Kulissen gewährt werden.
Im Hauptaugenmerk stehen die Produkte, die Technik und das Design von Audi. Aber auch Karriere, Nachhaltigkeit und Sport kommen zur Sprache.
Wie bei dieser Zielgruppe zu erwarten sind die Inhalte auf Hochglanz getrimmt, Kommentare oder andere Interaktion gibt es kaum.
Zudem wird der Blog nicht offensiv beworben, sondern ist nur vom Pressebereich aus verlinkt.
Frosta
Das Frosta Mut hat, bewies das Unternehmen bereits im Jahr 2003. Damals, in einer Zeit als biologische und zusatzstofffreie Lebensmittel noch nicht so beliebt waren wie heute, krempelte der Produzent von Tiefkühlkost sein Sortiment komplett um. Alle Produkte wurden fortan gänzlich ohne irgendwelche Zusatzstoffe hergestellt.
Vor Einführung der neuen Produktpolitik sahen die Zahlen von Frosta glänzend aus. Nach der Umstellung, die natürlich auch mit Preiserhöhungen einherging, ging der Umsatz so sehr zurück, dass das Unternehmen kurz vor dem Ruin stand. Mittlerweile jedoch hat Frosta seine Position im Markt gefunden und die Zahlen können sich wieder sehen lassen.
Wichtiger Teil der Produkt- und Unternehmenspolitik ist vollständige Transparenz. Auf den Produktverpackungen steht so detailliert was in den Tiefkühlspeisen enthalten ist, dass die Konkurrenz keine Mühe hätte diese nachzumachen. Wesentlicher Bestandteil der Transparenzstrategie ist das Unternehmensblog, das 2005 als erstes Blog eines deutschen Lebensmittelherstellers online ging.
Frosta nutzt sein Blog um seine Leser über neue, aber eben auch ausgelistete Produkte und die Gründe dafür zu informieren. Die Kunden werden beispielweise zu Jahresbeginn gefragt, welche neuen Gerichte sie sich wünschen und welche man wie verbessern könnte. Hintergrundberichte klären auf, wie das Unternehmen seine Lieferanten auswählt.
Den direkten Kundenkontakt nutzt Frosta auch um sich erste Meinungen über neue Werbekampagnen einzuholen. Statt Pressemitteilungen zu schreiben werden Stellungnahmen, zum Beispiel zu aktuellen Marken- oder Produktprüfungen in den Medien, im Blog veröffentlicht und damit auch ganz bewusst zur Diskussion gestellt.
Greenpeace
Gerade Organisationen, die auf Spenden angewiesen sind, müssen sich über eine gute Kommunikationsstrategie Gedanken machen. Nur wem es gelingt potentielle Geldgeber von seinen Zielen und Zielerreichungsmethoden zu überzeugen, der kann auf Unterstützung hoffen.
Greenpeace kommuniziert diese Dinge unter anderem über sein Blog. Das ist nicht nur ein günstiger, sondern auch nachhaltiger Informationsweg. Kann die Umweltschutzorganisation so doch einen ganzen Batzen Papier für Broschüren und ähnliches einsparen.
Alle Spendertypen wird man mit einem Blog zwar nicht erreichen können, dafür aber vielleicht den einen oder anderen, den man am Stand in der Fußgängerzone nicht zu Gesicht bekommen hätte.
Hans Freitag
Das Keksblog von Hans Freitag ist nicht nur hübsch, es zeigt auch gekonnt, wie man sich als industrieller Gebäckproduzent als liebenswürdiges Familienunternehmen in Szene setzt.
Dass das Unternehmensblog mit Ernsthaftigkeit und Leidenschaft geführt wird, würdigten Marketingexperten, indem sie dem Keksblog den Deutschen Preis für Onlinekommunikation 2012 verliehen.
Dass das Blog auch bei den Kunden gut ankommt beweisen die Kommentarzahlen. Ein Artikel, in dem Entwürfe für neue Verpackungen zur Abstimmung gestellt wurden, erzielte fast 1.000 Kommentare. Sicherlich hat auch das damit verbundene Gewinnspiel dazu beigetragen.
Malermeister Deck
Wenn man an Corporate Blogs denkt, dann denkt man meist an große Unternehmen, aber selten an Handwerksbetriebe. Dabei kann das Bloggen auch bei einem regional begrenzten Kundenkreis erfolgreich sein, wie Werner Deck beweist.
Der zweifelsfrei internetaffine Malermeister berichtet in seinem Blog von den täglichen Erlebnissen als Handwerker. Das Kundenfeedback, dass er in anonymisierter Form ebenfalls veröffentlicht, ist eine einfache wie erfolgreiche Marketingstrategie.
Werner Deck gelingt es mit seinen Beiträgen nicht nur seine Fachkompetenz zu beweisen, sondern auch Vertrauen und Sympathie zu wecken. Letzteres ist nicht zuletzt den privaten Blogeinflüssen geschuldet.
Twittern tut Deck übrigens auch. Mit fast 20.000 Followern bestreitet er diesen Kommunikationsweg nicht minder erfolgreich.
OTTO
Was aussieht wie von einem hippen Fashionblogger ist in Wahrheit das Blog vom Versandhändler OTTO. In Two for Fashion geht es um alles, was die modebegeisterte Jugend interessiert.
Weil OTTO im Vergleich zu Zalando nun aber nicht unbedingt im Verdacht steht besonders trendig zu sein, lässt man im Corporate Blog unter anderem beliebte Modeblogger schreiben. Den Lifestyle-Themen widmen sie sich bewusst subjektiv, um die klar definierte Zielgruppe optimal anzusprechen.
Ein Schwerpunkt liegt auf den bei der jungen Zielgruppe populären Videos. Mit rund 1.000 Stück ist das Unternehmensblog von OTTO nach eigenen Angaben das Modeblog mit der höchsten Videodichte in Deutschland.
Rechtsanwalt Schwenke
Wenn Rechtsanwälte bloggen, was ja durchaus keine Seltenheit mehr ist, dann ist das immer einer Mischung aus Fach- und Unternehmensblog.
Neben Anekdoten aus dem Kanzleialltag, nicht selten spezielle Kunden betreffend, geht es thematisch vor allem um den Fachschwerpunkt.
So auch bei Thomas Schwenke, der sich auf Datenschutz-, Marketing-, Medien- und Onlinerecht spezialisiert hat.
Als Rechtsanwalt gibt es wohl kaum einen besseren Weg um seine Fachkompetenz unter Beweis zu stellen. Auch wenn das strikte Werbeverbot für Anwälte gelockert wurde, ist ein Corporate Blog gerade für diese Zunft eine gute Möglichkeit auf sich aufmerksam zu machen.
Ritter Sport
Ein Blog lebt von der Interaktion mit seinen Lesern. Ein guter Corporate Blog gibt ihnen deshalb die Gelegenheit sich einzumischen.
Genau das tut Ritter Sport. Auf einer eigens eingerichteten Seite des Blogs können Kunden Sortenvorschläge einreichen. Andere Kunden können diese bewerten und kommentieren.
Aber auch im Blog selbst ist regelmäßig die Meinung der Käufer gefragt, beispielsweise wenn uns um neue Werbemotive geht.
Wie dankbar Kunden dafür sind, mitreden zu dürfen, zeigt zum Beispiel der Artikel vom 10. September 2014, in dem mittels einer Umfrage nach der Meinung eines kürzlich auf den Markt gebrachten Produkts gefragt wird.
Unabhängig davon, wie viele die fünf kurzen Fragen tatsächlich beantwortet haben, lassen sich aus den bisher 240 Kommentaren wertvolle Informationen für die Verbesserung des Produkts und die zukünftige Produktstrategie ziehen. Andere Unternehmen müssen für ein solches Meinungsbild teure Meinungsforscher beauftragen.
Yello Strom
Ohne Strom geht in unserer digitalisierten Welt nichts mehr, das weiß auch Yello Strom. Das Unternehmen, das nach der Liberalisierung des Energiemarktes entstand und mit dem Slogan “Gelb. Gut. Günstig.” bundesweit auf sich aufmerksam machte, bloggt zu diesem vielfältigen Thema.
Jochen Mai zeichnete sich als Social Media Manager auch für den Aufbau des Markenblogs verantwortlich. Thema ist im Grunde alles, was mit Strom zu tun hat. Und weil dies eben immer mehr wird, geht es auch schon mal um Elektrofahrräder. Entgegen dem Unternehmensinteresse stehen sogar Stromspartipps auf der Themenliste.
Eine persönliche Note erhält das Blog zum Beispiel dadurch, dass Mitarbeiter (“Yellos”) und ihre Hobbys vorgestellt werden.
TUI
Reiseblogs erfreuen sich großer Beliebtheit, doch selten sind es Reiseveranstalter selbst, die bloggen. Bei TUI ist das anders. Rein inhaltlich jedoch unterscheidet sich das Blog nicht wesentlich von denen reisebegeisterter Privatleute.
In Kategorien wie Beach, Lifestyle und Vital schreiben unabhängige Autoren (zum Beispiel populäre Blogger und Reiseexperten) über Destinationen und Hotels, Ausflugstipps und Kulinarisches.
Sogar Prominente wie Eva Habermann, Rainer Calmund und Raul Richter hat man zum Bloggen verpflichtet. Ein Corporate Blog, der sich vor allem an die zahlenden Endkunden, aber sicher auch an Online-Multiplikatoren richtet.
Weil in diesem Themenmix nicht wirklich Platz fürs dennoch wichtige Personalmarketing ist, gibt es noch einen AzubiBlog.
Fazit
Schon anhand dieser zehn Beispiele kann man wunderbar sehen, wie viele Möglichkeiten Corporate Blogs bieten.
Während einige Unternehmen sie ‘nur’ als zusätzliche Werbeplattform nutzen, schöpfen andere das ganze Potential aus.
Ist ein Unternehmensblog gut gemacht, nützt es nicht nur der Marke, sondern auch ihren Anhängern.
(31 Tipps für Inhalte von Firmenblogs)
Es muss nicht immer das Corporate Blog sein!
Es kann auch das “Hausmagazin Blog” sein – wertvolle Informationen für die eigene Zielgruppe. Wir von VersaCommerce haben dazu unser “Hausmagazin” neztaktiv.de ins Leben gerufen.
Die steigenden Besucherzahlen bestätigen uns. Gerade für “Selbständige” und StartUps zählt: Schreibt über das, was ihr liebt!
Ich denke so langsam begreifen alle Unternehmen, dass ein Blog fürs Online Marketing nicht fehlen darf. Gerade Ritter Sport finde ich sehr ansprechend, gutes Design und regelmäßig + aktuelle Beiträge.
Hat McDonalds eigentlich auch einen Blog? Konnte so auf Anhieb nur einen aus der Schweiz finden, der nicht gerade aktuell ist. Naja schade 😀
Ein Blog fürs Online Marketing darf nicht fehlen sehe ich auch so. Mir gefällt der Blog von AUDI sehr gut! 🙂
Mir gefällt vor allem (wie mein Vorredner schon gesagt hat) der Blog von Ritter Sport. Sehr gelungen und proffessionell! Vielen Dank für die Auflistung!
Unser Blog hat gefehlt 😉
Wir schreiben über Geldanlagethemen, Versicherung und Kredit. Dabei haben wir Themenblöcke. Letzter Themenblock war zum Thema Pensionskonto Neu.
Sehr gute Beispiele! Besonders im Handwerk sind Blogs sicher noch ein unzureichend genutzter Weg um mit seinen Kunden in Kontakt zu treten, besonders weil schlicht und einfach die Zeit dafür fehlt. Obwohl doch schon online einige Tipps zur Selbsthilfe einen Kunden zufrieden stimmen und man damit zeigt, worauf es wirklich ankommt : Kundenzufriedenheit.
Ich befasse mich erst seit kurzem damit und habe nun mal angefangen einen Blog zu betreiben.
Bin mal gespannt ob ich das auch so wie gewollt umsetzen kann.
lg aus Würzburg
Ich denke, dass viele Firmen ihre Blogs als SEO-Schleuder sehen und so viel Potenzial verschenken. Die Blogs der meisten Onlineshops stehen z.B. oft viel zu weit im Hintergrund, statt sie aktiv in den Shop einzubinden. Wer denkt, dass hier ein link im Footer genügt, ist halt selbst schuld.
Sehr interessante Beidpiele! ICh persönlich verfolge selber schon seit längerem den Blog von Audi, da ich die Möglichkeit ‘hinter die Kulissen zu gucken’ klasse finde und diese demenstprechend gerne nutze.
Gruß
Vielen Dank für die Erwähnung! Wir freuen uns immer über Lob und versuchen derzeit unser Bloghaus noch weiter auszubauen.
Viele Grüße
Can Struck
Yello Strom Bloghaus
Ein Blog kann für ein Unternehmen ein sehr interessantes Marketing Instrument sein.
Wirklich interessante Blogs dabei, im ersten Moment würde man eher das Gegenteil denken.
Ein Blog ist nie schlecht, aber man sollte auch die Muse und den Ehrgeiz haben diesen zu pflegen.
Klar kann man Mitarbeiter dazu anstellen, aber diese können einen Blog oftmals nie so authentisch rüber bringen. Für mich zählt einfach immer noch bei einem Blog der Bezug zum Autor.
Hi Denis,
das sehe ich genauso, dass die Blogs zu weit im Hinergrund stehen. Viele Shops haben erkannt, dass Sie mit einem Blog in Ihrem Shop besser ranken. Aber richtig nutzen tun sie ihn nicht.
Gruß
Hallo zusammen!
Ich hätte da mal eine allgemeine Frage: Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Webseite, auf dem regelmäßig neue Textbeiträge erscheinen und einem Blog, auf dem der Autor seine Erlebnisse schildert etc.?
Gruß
Lars
Ich frage mich bei KLeinunternehmer – Blogs: Was bringt es? Bestimmt verbessern Blogs das Ranking in Suchmaschinen. Einige Blogger lassen auf ihren Blogs Tracker mitlaufen. Die Besucherzahlen sind mehr als bescheiden, wenn die Robots nicht gezählt werden. Außerdem stelle ich bei den Modebloggern fest, dass diese zunehmend Marken und Produkte empfehlen. Ich vermute, es wird für Produktplacement bezahlt. Zusammengefasst sind Blogs derzeit eine effektive Link- und Werbeschleuder, wenn man es richtig macht. Wie lange dies noch funktioniert wird die Zukunft zeigen.
@Tobo: man sollte nicht nur die SEO sondern auch den Mehrwert für deine Kunden durch Blogartikel im Hinterkopf behalten.