Arme Gründer? Eure Erfahrungen und Meinungen zum Mindestlohn für Selbstständige

Oft wird mit der Selbstständigkeit automatisch finanzieller Erfolg verbunden. Doch die Realität sieht leider oft anders aus, so dass man diese Ansicht sicher zu den Mythen der Selbstständigkeit zählen kann.

Ich habe 2 Umfragen hier im Blog zum Thema Mindestlohn durchgeführt und möchte diese im Folgenden auswerten.

Eure Erfahrungen und Meinungen zum Mindestlohn für Selbstständige

Als zum 1.Januar 2015 der Mindestlohn in Deutschland eingeführt wurde, wurde das als Erfolg gefeiert. Allerdings waren davon natürlich nur Angestellte betroffen, während Selbstständige selber sehen müssen, wo sie bleiben.

Das ist grundsätzlich natürlich auch gut so, denn die Unsicherheit auf der einen Seite bedeutet aber auch viele Freiheiten und Möglichkeiten auf der anderen Seite.

Dennoch zeigen Studien, dass ein Teil der Selbstständigen relativ wenig verdient und unter dem Mindestlohn liegt. Dazu habe ich euch 2 Fragen gestellt.

Verdienst du mehr als den Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde?

Mich hat natürlich sehr interessiert, wie die Situation unter meinen Lesern aussieht. Deshalb wollte ich von euch wissen, ob ihr mehr oder weniger als den Mindestlohn verdient.

Das Ergebnis der Umfrage seht ihr hier:

Verdienst du mehr als den Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde?

  • Ja, deutlich mehr. (49%, 76 Stimmen)
  • Leider weniger. (33%, 51 Stimmen)
  • Ja, etwas mehr. (11%, 17 Stimmen)
  • Ziemlich genau so viel. (8%, 12 Stimmen)

Teilnehmerzahl: 156 (max. 1 Stimmen)

Das Ergebnis ist etwas schlechter ausgefallen, als erwartet. Erstmal positiv ist allerdings zu erwähnen, dass gut die Hälfte (49%) der 156 Umfrage-Teilnehmer deutlich mehr als den Mindestlohn verdient.

Das ist natürlich eine gute Nachricht, die zeigt, dass man sich mit einer Selbstständigkeit eine positive Zukunft aufbauen kann, auch wenn natürlich Geld nicht das einzige Kriterium dafür ist.

Nicht so gut ist allerdings die Tatsache, dass ein Drittel (33%) der Umfrage-Teilnehmer nach eigenen Angaben weniger als den Mindestlohn verdient. Das ist ein höherer Anteil, als erwartet. Wie allerdings in meinem Artikel schon thematisiert muss man hier auch den Einzelfall betrachten. Das bedeutet nicht, dass diese 33% gescheitert sind.

So liegen z.B. die meisten Gründer unter dem Mindestlohn pro Stunde, da diese sich erstmal ein Einkommen aufbauen müssen. Des Weiteren gibt es viele Selbstständige, die ordentlich verdienen, aber eben weit mehr als 40 Stunden in der Woche arbeiten. Und auch dann ist der rechnerische Stundenlohn natürlich relativ niedrig.

Auf Dauer muss man sich als Selbstständiger natürlich fragen, wie die eigene Situation zu bewerten ist. Gibt es eine positive Entwicklung? Kann ich gut von meinen Einnahmen leben, auch wenn ich viele Überstunden mache? Wäre ich in einem Job wirklich besser dran?

11% der Teilnehmer haben angegeben, dass sie etwas mehr als den Mindestlohn verdienen (natürlich nach Steuer, Versicherungen …). Auch das muss man natürlich in Relation zur Arbeitszeit setzen. Wer dabei 60 Stunden in der Woche arbeitet, verdient nicht so schlecht.

Die restlichen 8% geben an, dass sie ziemlich genau den Mindestlohn verdienen. Auch hier muss man differenzieren. Ist die Arbeit der Traumjob und kann man sich nichts schöneres vorstellen, so ist das Geld sicher eher zweitrangig. Auch wenn man Gründer ist und die Selbstständigkeit sich gut entwickelt, muss man sich keine Sorgen machen. Hängt man allerdings schon viele Jahre auf diesem Niveau fest oder sind die Einnahmen sogar gesunken, so sollte man sich ernsthafte Gedanken machen.

Sind Mindestlöhne für Selbständige sinnvoll?

Aus manchen Politikerreihen wurde im Zuge der Mindestlohneinführung die Forderung laut, dass die Mindestlöhne auch für Selbstständige gelten sollen.

Mal abgesehen von der Umsetzbarkeit, die meiner Ansicht nach nicht machbar ist (wer kontrolliert die wirklich gearbeiteten Stunden…), ist es dennoch eine interessante Frage. Wollen das Selbstständige überhaupt?

Deshalb habe ich auch dazu eine Umfrage erstellt, an der 80 Leser teilgenommen haben:

Sind Mindestlöhne (Mindesthonorare) für Selbständige sinnvoll?

  • Nein (63%, 50 Stimmen)
  • Ja (24%, 19 Stimmen)
  • Müsste man mal ausprobieren (11%, 9 Stimmen)
  • Keine Ahnung (3%, 2 Stimmen)

Teilnehmerzahl: 80 (max. 1 Stimmen)

Die Tendenz ist hier recht deutlich. Nahezu zwei Drittel (63%) halten Mindestlöhne für Selbstständige nicht für sinnvoll. Gründe hierfür gibt es sicher viele. Die schon angesprochene Kontrollierbarkeit sehe ich als ein Problem. Nur weil ein Selbstständiger angibt, dass er für einen Kundenauftrag 10 Stunden braucht, heißt das nicht, dass er nicht doch 20 oder 30 Stunden dann wirklich arbeitet. Aus dem Preisdumping würde dann in Zukunft ein Stundendumping werden. Denn wer könnte es kontrollieren?

Dagegen ist ein Viertel (24%) der Meinung, dass das durchaus Sinn machen kann. Der Wunsch nach angemessenen Bezahlungen ist also vorhanden. Das Problem liegt aber meist nicht beim Preisdumping oder den “bösen” Kunden, sondern bei der eigenen Positionierung. Fehlende Spezialisierung führt häufig dazu, dass man gegen viele gleichartige Mitbewerber antritt und dann geht es halt meist über den Preis.

Man hat es also zu guten Teilen selbst in der Hand, ob man sich dem Preiskampf aussetzt oder eben nicht. Und auch wenn das nicht einfach ist, bietet es gute Chancen mehr zu verdienen.

11% sind dafür, dass man den Mindestlohn zumindest mal ausprobieren sollte, während 3% zugeben, dass sie nicht wissen, was besser wäre.

Fazit

Einen Mindestlohn für Selbstständige halte ich persönlich für problematisch, der in der Realität nicht ohne großes Mißbrauchspotential und Schlupflöcher umsetzbar ist.

Da finde ich das in letzter Zeit immer öfter ins Gespräch gebrachte bedingungslose Grundeinkommen für realistischer. Doch auch da sind noch viele Fragen offen.

Was haltet ihr davon gerade in Bezug auf die Selbstständigkeit? Lohnt es sich dann noch zu gründen oder ist es gerade für Gründer perfekt?

Ich freue mich auf eure Kommentare.

Peer Wandiger

3 Gedanken zu „Arme Gründer? Eure Erfahrungen und Meinungen zum Mindestlohn für Selbstständige“

  1. Ich glaube, dass es vielen Gründern geht wie mir. Mir steht mein “Idealismus” momentan im Weg um richtig Geld zu verdienen.

    Ich nehme nur Aufträge an, die sich lohnen. Dafür aber wenige, um an meinen eigenen Projekten zu arbeiten. Würde ich das durchziehen, könnte ich wohl relativ entspannt finanziell leben.

    Aber man macht sich doch nicht selbständig um dann doch das gleiche zu tun wie in einem Großunternehmen? Oder bin ich mit der Meinung doch ein Exot? 😀

  2. In vielen Bereichen kanibalisieren sich die Anbieter ja selbst. Wenn ich sehe das z.B. Texter sich für 2 Cent / Wort die Arbeit machen kann man gar nicht auf einen lebenswerten Lohn kommen. Wenn ich in der Selbständigkeit dann noch die Kosten wie KV und Altersvorsorge dazu rechne passt es vorne und hinten nicht. Hier sollten sich einmal die Berufsgruppen zusammen schliessen und unter einen gewissen Lohn erst gar nichts anbieten.

  3. Bei vielen Website Projekten zahlt sich die Arbeit ja meinst erst später aus. Daher denke ich man kann das pauschal gar nicht sagen. Wenn ich heute intensiv an meine Seite feile kann ich das Ergebnis vielleicht in 2-3 Monaten erst messen.

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