Schon einmal darüber nachgedacht, ob ein CDN die Rettung für die Performance eures Blogs ist? Oder stolpert ihr vielleicht ständig über den Begriff CDN, ohne dabei so richtig zu verstehen, was er eigentlich bedeutet?
Wenn eins von beiden zutrifft, ist dieser Artikel wie für euch gemacht.
Hier möchte ich euch erklären, was es mit einem CDN genau auf sich hat.
Gleich danach schauen wir uns an, warum ein CDN zwar viel Leistung mit sich bringt, die Technik selbst aber für die wenigsten da draußen relevant sein dürfte.
Seid gespannt und lasst uns am besten sofort einsteigen.
Was ist eigentlich ein CDN?
Zunächst einmal muss klargestellt werden, dass der Begriff CDN nichts anderes als die Kurzform von Content Delivery Network ist. Übersetzt also so etwas wie »Netzwerk zur Bereitstellung von Inhalten«. Das beschreibt es auch ganz gut, denn ein CDN speichert oft nur besonders wichtige Inhalte, kommt häufig für einzelne Dateien zum Einsatz, nicht für das gesamte Projekt. Wobei auch das möglich ist, gerade wenn es in den Bereich der Headless CMS geht. Aber greifen wir nicht vor.
Ein Content Delivery Network besteht aus verschiedenen sogenannten Points of Presence. Bei den PoPs handelt es sich grob gesagt um Server, die in der ganzen Welt verteilt sind. Überall dort, wo es Sinn ergibt (große Städte und Knotenpunkte) wird also ein Server platziert.
Ruft nun jemand die Inhalte eurer Website auf, finde die Übertragung nicht zwangsläufig aus Deutschland statt, sondern eben von dem Server, der ihm am nächsten gelegen ist.
Der Zweck eines CDNs ist es also, Dateien weltweit möglichst schnell abrufbar zu machen. Das gelingt, indem die Dateien auf der ganzen Welt verteilt werden und somit von überall her angefragt werden können. Diese Technik wählt dann stets den Standort aus, der besonders nah beim jeweiligen Benutzer liegt. So wird die Latenz drastisch reduziert, denn wenn jemand in den USA eine Verbindung nach Deutschland aufbauen muss, um an die Inhalte zu gelangen, dauert das logischerweise deutlich länger, als wenn sich die Dateien schon in Amerika befinden.
Ein CDN ist also grob gesagt ein Serververbund, der bestimmte Teile eurer Website über die ganze Welt hinweg speichert und dann dafür sorgt, dass Nutzer einem Server zugewiesen werden, der sich möglichst nah an ihrer aktuellen Position befindet.
Es gibt allerdings noch einen anderen Zweck für ein CDN, den ich euch im nächsten Absatz erklären möchte.
Wofür ist ein CDN gut?
Genau das habe ich gerade schon angedeutet. Für Angebote, die weltweit gelten, ist ein CDN enorm wichtig. Nur so kann auf einfache und effektive Weise dafür gesorgt werden, dass Inhalte keine digitale Weltreise absolvieren müssen, sondern quasi direkt beim Empfänger liegen bzw. in dessen Land.
Ein anderer Grund für ein CDN ist, dass die Server gnadenlos auf Performance optimiert sind. CDN-Anbindungen sind schneller und näher am Benutzer. Die Auslieferung von Inhalten ist daher bedeutend direkter. Deshalb kommen Content Delivery Networks oft bei Bildern und Videos zum Einsatz.
Beispiel: Habt ihr schon einmal versucht, ein MP4 Video auf dem eigenen Server zu speichern? Vermutlich habt ihr euch anschließend gefragt, warum die Bandbreite stark begrenzt war und warum das Video relativ langsam heruntergeladen wurde und nicht so gut abgespielt werden konnte wie beispielsweise bei YouTube.
Nun, ein Server ist eben kein CDN und ein CDN ist immer auf die direkte Auslieferung von Inhalten ausgelegt, also dementsprechend effektiv angebunden. Außerdem würde es den Server massiv blockieren, wenn mehrere Nutzer auf einmal das Video herunterladen und ansehen möchten. Ein CDN hingegen dient bei so etwas immer auch als einfache Lastenverteilung.
Wann ihr kein CDN benötigt
Nun mögen die meisten von euch denken, dass das doch eine tolle Sache ist. Stimmt! Doch ein Content Delivery Network ist auch eine teure Sache. In der Regel wird ein CDN zudem pro übertragene Daten bezahlt und nicht pauschal mit allem Traffic inklusive, wie das bei eurem Hoster der Fall ist. Ihr zahlt also pro Gigabyte Summen im Cent-Bereich und weil relativ viel übertragen wird (nicht nur von Nutzern, auch von Bots und Crawlern), gehen die Kosten schnell in die Höhe. Gerade wenn Bilder und Videos vom CDN gesendet werden, geht es also um viele Terabyte, je nach Anwendungsfall.
Die reinen Kosten sprechen also normalerweise gegen ein CDN. Viel wichtiger ist aber, dass euer Blog in der Regel auf Deutsch geführt wird. Eure Leser kommen aus Deutschland. Wenn das Hosting entsprechend gut ist, reicht die Geschwindigkeit meist vollkommen aus – kein CDN notwendig.
Mach einer denkt nun, dass er viele Bilder und Videos auf seinem Blog hat und gerade die Videos langsam laden, ein CDN also Abhilfe schaffen würde. Ja, würde es, es würde aber auch unverhältnismäßig viel Aufwand beanspruchen, das CDN korrekt einzurichten. Die Kosten sind auch nicht zu unterschätzen. Macht es da nicht eher Sinn, die Videos einfach auf YouTube oder Vimeo zu hosten?
Über all die Jahre und auch früher, als ich noch aktiver WordPress Blogger war, kam immer wieder die Frage nach dem Content Delivery Network auf. Nach wie vor vertrete ich hier die Ansicht, dass die Mehrheit schlichtweg kein CDN benötigt. Ihr braucht es einfach nicht. Alle wollen es, doch die wenigsten haben es nötig.
Wann ihr ein CDN benötigt
Fangen wir mal mit einer ganz einfachen Regel an. Wenn ihr ein CDN benötigt, dann lest ihr nicht so einen Artikel wie diesen hier, sondern wisst es, weil ihr euch auskennt. Oder aber ihr habt jemanden, der sich darum kümmert, weshalb die Entscheidung eh nicht mehr bei euch liegt.
Ihr agiert weltweit in vielen Ländern, habt unglaubliche hohe Aufrufzahlen und viele Ressourcen, die ständig übertragen werden wollen. Instagram benötigt beispielsweise ein CDN für die Bilder und Videos. Klingt logisch, nicht wahr? Seid ihr so groß wie Instagram? Habt eine derartige Nutzerzahl und ein Angebot, was darauf ausgelegt ist, blitzschnell allerlei Bilder und Videos anzeigen zu können, ohne zwischenspeichern oder Wartezeiten? Vermutlich nicht.
Sinn macht ein CDN eventuell, wenn ihr auf hohe Übertragungsraten angewiesen seid. Das könnte eine Firmenseite sein, die sich in mehreren Videos präsentiert, die nicht auf YouTube und Co landen sollen. Diese möglichst schnell und direkt zu übertragen, erfordert in der Regel ein CDN, weil Server so etwas nicht stemmen können. Es sind auch immer mehrere Anfragen gleichzeitig, ein normaler Server oder Webspace geht da sofort in die Knie.
Auch beim Thema Load Balancing könnte das CDN somit eine Rolle spielen. Wenn ihr wirklich so viele Aufrufe habt, dass ihr all diese Daten logisch umleiten und übertragen müsst.
Aber wie gesagt: Wenn dem so wäre, würdet ihr diesen Artikel nicht lesen. Ihr würdet es bereits wissen und das CDN wäre längst gebucht.
Fazit und Anbieter
Bevor ihr über ein CDN nachdenkt, gibt es noch unzählige Optimierungsmaßnahmen, die ihr umsetzen könntet, da bin ich mir sicher. Bilder können komprimiert werden, Videos bei Video Hostern gehostet und Ressourcen verkleinert oder optimiert ausgeliefert werden. Erst wenn jegliches Optimierungspotenzial ausgenutzt wurde, kann über ein CDN nachgedacht werden.
Selbst dann macht dies aber nur für die wenigsten wirklich Sinn. Außerdem wird die Technik durch ein CDN nicht automatisch schneller und einfacher, sondern eher komplizierter. Auch das muss schließlich eingerichtet und sinnvoll integriert werden. So etwas geht nicht wie von selbst. Hinzu kommt, dass Deutschland strenge Regelungen bezüglich Datenschutz hat, was problematisch werden könnte, da ein CDN seine Server weltweit verstreut. Auch wenn hier sicherlich ein berechtigtes Interesse besteht, wäre die Frage mit dem Datenschutz genauer zu klären.
Als Anbieter kommen dann Amazon AWS, KeyCDN, Cloudflare und Akamai (High-End CDN für große Firmen) infrage. Aber noch einmal: Ihr braucht vermutlich kein CDN. Wer ihr nicht weltweit agiert, Downloads anbietet oder Videos selber hostet, kann getrost auf ein CDN verzichten.
Oft wird das Content Delivery Network als heiliger Gral gesehen. Genau das ist es aber nicht. Es dient nur zur Umgehung von Lastspitzen und macht in der Regel auch nur dann Sinn, wenn Inhalte unglaublich häufig und von überall her abgerufen werden. Bei eurem Blog ist das im Normfall nicht so und ein CDN scheint somit eher Geldverschwendung, als rettende Maßnahme zu sein.
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Hallo David,
für eigenen Content stimme ich absolut der Ausführung zu würde hier aber eine Einschränkung sehen, bei der ein CDN durchaus Sinn machen kann (nicht muss). Für umfangreiche Bibliotheken, wie bspw. jquery, kann ein CDN interessant sein, da dieses meistens schon durch andere Seiten geladen ist und damit im Browsercache liegt und so nicht extra geladen werden muss.
Wesentlcih sparsamer kann es allerdings sein sich technisch von solchen Bibliotheken zu trennen.
Hier hat sich bei mir positiv ausgewirkt, dass ich statt der 2Klick für Mehr Datenschutz Lösung oder socialsharesheriff nun eine wesentlich sparsamere Variante als Option zum Teilen von Artikeln verwende aber auch die Bildoptimierung ist ein Thema dass sich wesentlich mehr auf Pagespeed ausgewirkt hat als das Auslagern von Inhalten auf ein CDN :-).
Eine Ausnahme ist in meinen Augen noch, das von dir angesprochene Einbinden von Videos. Gerade wenn ein Onlinekurs geplant ist mit diversen Schulungsvideos kann es interessanter sein hier eine spezialisierte Plattform (vimeo, youtube, …) zu verwenden und eben nicht auf den eigenen Webspace diese abzulegen. Aber in einen solchen Fall dürften ohnehin einige andere Überlegungen relevant werden :-).
Viele Grüße
Andreas
Hehe. “so groß wie Instagram”. Made my day. ?
Kleine Anmerkung: Hinzu kommt, dass Deutschland strenge Regelungen bezüglich Datenschutz hat, was problematisch werden könnte, da ein CMS seine Server weltweit verstreut.
Ist da wirklich cms gemeint?
Das muss natürlich CDN heißen. Habe es angepasst. 🙂
Gib zu, das war ein Test, ob wir deine Artikel lesen oder nur überfliegen.
Ich musste schon wieder schmunzeln. So groß wie Instagram ?
Du hast mich erwischt 😉
Hallo David,
am meisten gefällt mir hier die Aussage “Du brauchst kein CDN. Außer du weißt, dass du eines brauchst.” Das klingt irgendwie nicht rund, in diesem Fall stimmt es aber für eigene Inhalte.
Ansonsten hat Andreas noch eine wichtige Ergänzung geliefert: fremde Inhalte wie Fonts oder Bibliotheken. Aber auch da macht es für technische versierte Seitenbetreiber Sinn, zu prüfen ob diese externe Inhalte wirklich nötig sind oder ob man sich davon trennen kann. Das Thema Datenschutz an dieser Stelle mal außen vor gelassen.
Schönen Gruß