Was verdienen Webdesigner? Einkommen, Arbeitsstunden und Zukunft

Auch wenn ich selbst nicht mehr als Webdesigner für Kunden arbeite, so verfolge ich doch aufmerksam, was sich in diesem Berufzweig tut. Zudem bekomme ich hin und wieder mal Anfragen von Lesern, was ein Webdesigner denn heute so verdienen kann.

Lohnt es sich noch, sich als Webdesigner selbstständig zu machen?

Um diese Frage zu beantworten, habe ich mir zwei aktuelle Studien angeschaut, die sich genau mit dieser Frage beschäfigten und interessante Einblicke bieten. So erfahrt ihr im Folgenden unter anderem, wie viel Webdesigner wirklich verdienen, wie es mit den Arbeitsstunden aussieht und wie zufrieden diese sind.

Was verdienen Webdesigner?

Vor 15 oder 20 Jahren war es meist eine lukrative Idee sich als Webdesigner selbstständig zu machen. Vor den großen Social Networks und den vielen Website-Baukästen, die es heute gibt. Es gab keine große Alternative dazu, sich von einem Webdesigner ein Website erstellen zu lassen. Entsprechend viel Geld konte man damals verlangen.

Doch die Zeiten haben sich geändert und so sind eigene Websites heute gar nicht mehr unbedingt notwendig, um online aktiv zu sein. Und es gibt neben automatisierten Möglichkeiten zur eigenen Website zu kommen vor allem sehr viel Konkurrenz durch andere Webdesigner.

Das hat sich natürlich auch darauf ausgewirkt, was Webdesigner verdienen. Laut einer Studie von HostEurope aus diesem Jahr sahen die Einkommen von Webdesignern wie folgt aus:

weniger als 20.000 Euro im Jahr 23,5 %
20.000 bis 40.000 Euro im Jahr 37,9 %
40.000 bis 60.000 Euro im Jahr 22,7 %
60.000 bis 80.000 Euro im Jahr 7,5 %
über 80.000 Euro im Jahr 8,4 %

Der Großteil verdient also relativ wenig. Nur ein kleiner Teil konnte sich dagegen wirklich gute jährliche Einnahmen aufbauen.

Das spiegelt sich auch in den Stundensätzen wieder. 18,8 % der Webdesigner rechnen weniger als 40 Euro die Stunde ab. Bei nur 12,4 % liegt der Stundensatz höher als 80 Euro pro Stunde. Ein wichtiger Grund dafür ist die große Konkurrenz. Das macht in vielen Bereichen die Preise kaputt.

Gerade bei kleinen Kunden, die einen großen Teil der Auftraggeber für Webdesigner ausmachen, sind keine hohen Stundensätze durchsetzbar. Das Problem hatte ich vor vielen Jahren auch, als ich noch als Webdesigner gearbeitet habe. Die Aufträge waren hier in der Region nicht groß und die Stundensätze haben immer mehr gelitten.

Laut Moz.com gehört Webdesign sowieso zu den am schlechtesten bezahlten Jobs im Online Business. Schaut man sich diese Verteilung an, auch wenn das Daten aus den USA sind, dann ist das schon ernüchternd.

Man muss aber dazu sagen, dass es starke Schwankungen nach Alter und Erfahrung gibt. Wer schon länger dabei ist, kann sich auch ein besseres Einkommen aufbauen.

Nicht überall verdienen Webdesigner gleich viel

Doch man kann nicht alle Regionen über einen Kamm scheren. Es gibt starke regionale Unterschiede.

Auf gehaltsvergleich.com kann man sich die Gehälter von Webdesignern anschauen. Hier geht es zwar um Angestellte, aber das spiegelt mit Sicherheit auch das Potential für selbstständige Webdesigner in der Region wieder.

Während des Gehalt für Webdesigner in Bayern zwischen 23.808 – 47.343 Euro pro Jahr liegt, ist es in Brandenburg mit 17.372 – 36.369 Euro pro Jahr deutlich geringer.

Es hängt also stark davon ab, wo man tätig ist. In München liegt das Einkommen von Webdesignern z.B. laut diesem Portal bei 25.953 – 75.466 Euro pro Jahr.

Arbeitsstunden und Zufriedenheit

Ein guter Verdienst ist für Webdesigner also durchaus möglich, aber rosig sieht es sicher nicht für jeden aus. Aber Geld allein ist keine ausreichende Bewertungsgrundlage. Deshalb hat man in der Studie von HostEurope auch die Arbeitszeit ausgewertet. Dabei sind die folgenden Werte herausgekommen.

bis 35 Stunden 32,4 %
zwischen 36 und 45 Stunden 45,6 %
mehr als 46 Stunden in der Woche 22 %

Das sind zum eine deutlich weniger Überstunden, als ich gedacht hätte. Natürlich sind Überstunden gerade für Gründer oft nicht zu vermeiden und auch später ist das, je nach aktuellem Projekt, manchmal notwendig. Entgegen anderslautenden Sprüchen wie “Selbst und Ständig” sind permanente Überstunden aber weder sinnvoll, noch ein Zeichen einer gut laufenden Selbstständigkeit. Stattdessen ist es gerade anders herum. Wer eine gut laufende Selbstständigkeit hat, muss später nicht mehr permanent Überstunden schieben, sondern hat halbwegs normale Arbeitszeiten.

Eine andere Erkenntnis aus diesen Zahlen könnte aber auch sein, dass ein Teil nur nebenberuflich als Webdesigner tätig ist. Auch das ist natürlich interessant und dann sind auch die teilweise geringen Einkünfte womöglich anders zu bewerten.

Erstaunlich und auch erfreulich ist der hohe Anteil der Webdesigner, die ziemlich zufrieden oder sehr zufrieden mit ihrer Tätigkeit sind. 71 Prozent haben dies angegeben. Geld ist eben nicht alles, um glücklich zu sein. Dagegen sind nur 5,9% weniger oder gar nicht zufrieden. Das ist ein relativ kleiner Anteil, wenn man sich mal die Unzufriedenheit von vielen Angestellten anschaut.

Laut einer GoDaddy-Studie aus diesem Jahr, arbeiten weltweit 57% der Webentwickler zu Hause. Angeblich sind es in Deutschland weniger, aber meine Umfrage liegt in einem noch höheren Bereich:

Hast du ein externes Büro?

  • Nein (71%, 239 Stimmen)
  • Ja (15%, 51 Stimmen)
  • Nein, aber ich plane den Umzug in ein externes Büro. (14%, 48 Stimmen)

Teilnehmerzahl: 338 (max. 1 Stimmen)

Klar ist, dass Webdesigner relativ problemlos vom Homeoffice aus arbeiten können. Das habe ich viele Jahre gemacht und es hat wunderbar funktioniert.

Die Zukunft der Webdesigner

Mit der Frage, wie es mit der Zukunft für Webdesigner aussieht, habe ich mich schon mal beschäftigt.

Die Daten, die ich oben zusammengetragen habe, zeigen, dass es nicht DEN Webdesigner gibt. Stattdessen sind alle möglichen Facetten vorhanden und deshalb kann man auf diese Frage auch keine pauschale Antwort geben.

Klar ist, dass Website-Baukästen, Apps und Social Networks am klassischen Webdesign nagen. Dafür braucht man nicht wirklich einen Webdesign-Dienstleister. Im Gegenzug verzichten immer mehr Firmen auf eine eigene Website oder nutzen zumindest Baukästen oder Vorlagen.

Nichtsdestotrotz werden Webdesigner auch in Zukunft in vielen Bereichen gebraucht. Es geht halt nur weg von der klassischen statischen Firmenwebsites, hin zu mehr diffenzierten und integrierten Lösungen. Deshalb ist Spezialisierung sehr wichtig.

Aber auch harte Arbeit ist für Webdesigner in Zukunft wichtig für den Erfolg, denn Neukundenakquise, das Mithalten bei technischen Entwicklungen, die Preisgestaltung und viele andere Punkte gehören zu den täglichen Aufgaben. Generell haben viele Webdesigner damit zu kämpfen, dass sie viele verschiedene Aufgaben erledigen müssen. Webdesign ist nur eine davon.

Laut einer Umfrage, die ich vor einer Weile in meinem Blog durchgeführt habe, seht ihr dies ähnlich. Webdesign kann immer noch ein lukratives Geschäftsmodell sein, aber einfach ist es nicht.

Ist Webdesign noch ein sinnvolles Geschäftsmodell?

  • Wenn man es richtig anpackt, kann man als Webdesigner sehr wohl erfolgreich sein. (56%, 409 Stimmen)
  • Ganz bestimmt. Gerade heute brauchen Firmen wirklich gute Webdesigner. (21%, 154 Stimmen)
  • Nein, der Markt ist kaputt. Es sind zu viele Billiganbieter unterwegs. (17%, 124 Stimmen)
  • Darüber möchte ich nicht reden. 😉 (5%, 39 Stimmen)

Teilnehmerzahl: 727 (max. 1 Stimmen)

Mehr Infos findet ihr übrigens in dieser übersichtlichen Infografik.

Was ist eure Meinung oder Erfahrung?

Am Ende dieses Artikels würde mich natürlich interessieren, welche Erfahrungen ihr als Webdesigner gemacht habt.

Könnt ihr davon gut leben? Wie sieht es mit eurer Arbeitszeit aus? Was erwartet ihr von der Zukunft?

Ich freue mich über euer Feedback.

Peer Wandiger

13 Gedanken zu „Was verdienen Webdesigner? Einkommen, Arbeitsstunden und Zukunft“

  1. Für viele Webdesigner werden eventuell die immer besser werdenden Baukästen zur Konkurrenz – als Webdesigner muss man sich überlegen, wie man sich künftig diversifizieren kann.

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    • Da Baukästen nur “einfach” sind, am Ende aber eigentlich nur Müll-Code produzieren, ist das nicht das Problem. Bei WordPress merken die meisten zum Glück irgendwann, dass ihr Super-Dupa-Theme doch eher schwierig mit SEO und Performance im Einklang zu bringen ist. Der eine Kunde lernt es früher, der andere später.

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  2. Ich glaube nicht das Homepage Baukästen den Webdesignern langfristig den Rang ablaufen. Wenn man eine Webseite brauch, nur um halt eine für das Unternehmen zu haben mag ein Baukasten fein sein. Aber sobald es darum geht mit der Webseite auch Kunden zu gewinnen wird man von den Möglichkeiten der Baukästen extremst limitiert.

    Mein ehemaliger Ausbilder der ebenfalls nebenberuflich als Webdesigner tätig war, hat sich tagtäglich über Google beschwert und dem Unverständnis seiner Kunden SEO, Seitengeschwindigkeit etc. so wichtig ist. Worauf ich aber auch immer antworten musste: Dann vermittelst du den Kunden deine Leistung, deinen Wert nicht richtig. Und ich denke das ist ein Problem dass die meisten Webdesigner haben. Und sich damit auch letztlich unter Wert verkaufen.

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  3. Hallo Peer,
    die Konkurrenz in Form von (guten) „Baukästen“ wird größer, die Möglichkeiten sich online zu präsentieren außerhalb einer eigenen Website auch. So gesehen wird der Bedarf kleiner.

    Aber: Die Webseitenerstellung ist einfacher geworden. Das Umfeld aber komplexer!

    Es reicht ja nicht einfach nur eine hübsche Website mit einem Tool zu erstellen. Konzeption, Inhalte/IA, SEO, Vermarktung usw. sind wichtiger geworden, um überhaupt wahrgenommen zu werden, effektiv zu kommunizieren. Hier kann der Webdesigner „angreifen“ und Expertise aufbauen. Also nicht nur als reiner Umsetzer, sondern – sofern er selbständig arbeit – auch als Berater.

    Ich bin mal so frei hier einen Artikel zu verlinken, den ich vor kurzem zu dem Thema geschrieben habe: „Der Status quo im Webdesign“ –
    webdesign-journal.de/status-quo-webdesign

    Gruss
    Martin

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  4. Jaja die Homepagebaukästen. 😉 Technisch betrachtet werden die vielleicht irgendwann mal was Vernünftiges liefern. Derzeit ist das ja eher Müll-Code. Aber selbst wenn die technische Hürde mal genommen ist: Geschmack kann man nicht kaufen oder programmieren.

    Bei mir passiert es in letzter Zeit immer häufiger, dass Kunden bereits Divi installieren und dann die Sachen von mir machen lassen, die sie selbst nicht machen können. Da muss ich dann halt viel am CSS und PHP rumschrauben.

    Ich denk mal, wenn man Geschmack hat und die Technik versteht, wird es immer was zum Tun geben. Webdesigner, die nur Seiten zusammenklicken, werden irgendwann mal aussterben. 😉

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    • Wobei die meisten Endkunden keine Ahnung von der Technik haben und nie bemerken, dass der von Homepage-Baukästen erzeugte Code Müll ist.

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  5. als Webdesigner hat man heute noch eine Chance, wenn man wie ich zumindestens eine IT-Ausbildung zum Fachinformatiker mit Schwerpunkt Anwendungsentwicklung absolviert hat, alles andere ist Müll und Spielerei, da die Materie sehr komplex geworden ist.

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  6. Ich freue mich dass ich den Beruf ausgewählt habe. Die Arbeit macht mir Spass, ist kreativ und man kann gut verdienen. Ich würde sagen den Nachteil wäre dass die Endkunden manchmal zu anstrengend sind, wissen mehr als wir usw.

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  7. Mediengestalter/in verdienen heutzutage mind. ca. EUR 60,00 bis EUR 80,00 Stundenlohn, wenn Sie anständige Leistung erbringen ! 🙂

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  8. Ich bin nebenberuflich als Webdesigner tätig und profitiere davon, dass der Webdesigner-Markt übersättigt ist.
    Einige meiner Kunden haben bereits günstige Webdesigner angeheuert und waren vom Ergebnis schockiert und haben dann mir die Aufträge erteilt.

    Natürlich gibt es da draußen viele Baukästen, allerdings ist es auch immer die Frage nach dem zeitlichen Aufwand. Meine Erfahrung zeigt, dass Unternehmen entweder keine Zeit investieren möchten um sich das nötige Know-How anzueignen und daher auf einen Profi setzen.

    Andere haben sich an Baukästen versucht und nur mittelmäßige Ergebnisse erzielt und dann doch einen Auftrag erteilt. Spätestens wenn es um die kleinen aber feinen CSS Anpassungen geht, sind viele Kunden verständlicherweise überfordert.

    Die wichtigsten Eigenschaften eines Webdesigners sind aus meiner Sicht Zuverlässigkeit, KnowHow, Geschwindigkeit und Flexibilität. Sobald das Ergebnis den Vorstellungen des Kunden entspricht (im besten Fall übertrifft) und der Kunde zufrieden ist, profitiert man von seinen Weiterempfehlungen. Der Aufbau und die Pflege eines Kundenstamms ist wichtiger denn je.

    Es ist sicher nicht einfach Fuß zu fassen, aber in welchen Bereichen ist das schon so?

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    • Das bemerke ich auch immer wieder. Viele nehmen erstmal den Billigsten, aber nach ein paar schlechten Erfahrungen, gehen sie dann nicht mehr nur nach dem Preis. Die Frage ist, ob man als Dienstleister den langen Atem hat, auf diese Kunden zu warten.

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  9. Ich bin auch der Meinung das der Markt von Billiganbieter tot ist. Aber man kann durchaus noch erfolgreich werden. Ja, das Geld ist auch wichtig aber auch der Spaß an der Arbeit ist auch wichtig. Ein Webdesigner ohne Spaß an der Arbeit ist nicht so erfolgreich wie ein Webdesigner der die Arbeit liebt, auch die Qualität ist davon abhängig.

    LG

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  10. Also ich sehe in Websitebaukästen keine Bedrohung für gute Webdesigner. Dieser Markt hat meiner Meinung nach sogar seine Daseinsberechtigung. Es gibt Kleinstunternehmer die haben einfach kein Budget von mehreren Tausend Euro zur Verfügung für eine Website. Entsprechend ihrem Preis spiegeln diese Websites halt auch die Größe des Unternehmens wieder und das sind auch nicht die Zielgruppe die langfristig interessant sind.

    Auch wenn die Vorlagen und Themes professionell sind, das macht noch immer keine erfolgreiche Website aus. Wir wissen wie viele Faktoren zusammenspielen müssen damit eine Website erfolgreich und professionell wird. Und wenn ich während meiner Keyword Recherche zu Webdesign so sehe was meine Zunft als gutes Webdesign hält, ist schon ein bisschen gruselig … 

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