Google schafft Cookies ab – Ist das wirklich das Ende des Trackings?

Google schafft Cookies ab - Ist das wirklich das Ende des Trackings?Cookies sind seit den frühen Tagen des Internets ein wichtiges Tracking-Instrument gewesen, aber nun könnte deren Ende bevorstehen. Google hat angekündigt das sogenannte Cookie-Tracking abzuschaffen und im eigenen Chrome Browser entsprechende Änderungen einzuführen.

Was damit genau gemeint ist, was das generell für Cookies bedeutet und ob dies auch das Ende des Trackings im Internet ist, erfahrt ihr im heutigen Artikel.

Zudem gehe ich darauf ein, was das Ende der Third Party Cookies für Website-Betreiber, für andere Werbe-Firmen und für die verschiedenen Einnahmequellen von Website-Betreibern bedeutet.

Google schafft Third Party Cookies ab

Schon länger stehen die Cookies nicht nur im Fadenkreuz von Datenschützern, sondern gerade die Third Party Cookies werden schon länger zurückgedrängt. Dabei handelt es sich um Cookies, die eben nicht von der Website selbst gesetzt werden, auf der ein Nutzer oder eine Nutzerin gerade unterwegs ist, sondern von Dritten.

Das ermöglicht vor allem ein Website-übergreifendes Tracking und das ist in den letzten Jahren ein Eckpfeiler für die Werbeindustrie gewesen. Stichworte: Remarketing, Retargeting, Profilbildung und so weiter.

Allerdings setzen auch normale Statistik-Tools bisher häufig auf Third Party Cookies und auch einige Einnahmenquellen haben diese im Einsatz.

Anbieter wie Apple oder auch der Browser Firefox haben schon länger Maßnahmen gegen Third Party Cookies umgesetzt und bereits letztes Jahr hat Google beim hauseigenen Chrome-Browser stärkere Datenschutz-Maßnahmen angekündigt, die auf diese abgezielt haben.

Nun hat Anfang März 2021 Google verkündet, dass man in Zukunft nicht mehr auf Third Party Cookies setzen wird. In diesem Artikel spricht man ganz ehrlich an, dass man selbst (und viele andere Firmen) es mit den Cookies und dem Tracking übertrieben hat. Das Vertrauen der Nutzer sei dadurch stark gesunken. Demnach fühlen sich 72% der Nutzer im Internet ständig verfolgt, während sogar 81% der Meinung sind, dass die Vorteile nicht die Nachteile des Trackings überwiegen.

Ob das wirklich eine eigene Einsicht ist oder der Druck der Datenschutzbehörden und der Nutzer einfach zu groß geworden ist, lasse ich mal offen.

Ist das wirklich das Ende des Trackings?

Deshalb wird Google nach dem Ende der Third Party Cookies, welches im Chrome Browser in diesem Jahr geschehen soll, keine Einzeltracking-Alternative entwickeln. Bedeutet das aber wirklich das Ende des Trackings?

Kaum vorstellbar, denn schließlich basiert das ganze Geschäftsmodell von Google auf Werbung.

In Zukunft will man keine einzelnen Personen mehr tracken, sondern stattdessen sogenannte Federated Learning of Cohorts, also das zusammengefasste Analysieren von Gruppen nutzen. Es werden also nur noch anonyme Daten erfasst und daraus Gruppen mit gemeinsamen Interessen gebildet.

Was das genau bedeutet und wie man diese Gruppen am Ende dennoch identifiziert, hat Google nicht so genau beschrieben. Auch wenn keine Cookies mehr dafür zum Einsatz kommen, gibt es mittlerweile viele andere Möglichkeiten Nutzer zu identifzieren und irgendwie muss man diese ja auch in diese Gruppen einordnen können, auch wenn man sie nicht mehr einzeln “verfolgt”.

Anscheinend wird man dafür wohl im Browser das Nutzungsverhalten analysieren und den Nutzer darauf basierend in Gruppen einordnen. Die einzelnen Analysen bleiben aber im Browser des Nutzer und sowohl Google, als auch deren Partner, erfahren nur, in welcher Gruppe der Nutzer ist. Es gibt keinen Einzelbezug mehr.

Das neue Google Analytics macht schon einen Schritt in diese Richtung und ich bin mir sicher, dass Google lange und gut nachgedacht und getestet hat, um einen adäquaten Ersatz für ihre Tracking-Cookies zu finden.

Dominiert Google damit das Tracking?

Auch wenn es kein Tracking durch Cookies von einzelnen Personen gibt, so kann Google durch die neue Technologie dennoch ganz gut passende Werbung anzeigen.

Doch wie sieht es mit anderen Firmen aus? Diese können ebenfalls keine Third Party Cookies mehr nutzen, haben aaber auch keinen eigenen weit verbreiteten Browser, mit dem sie eine Alternative umsetzen können.

Es scheint so, dass Google durch diesen Schritt seine Marktmacht sogar noch verstärkt, da man selbst die Hoheit über den Chrome Browser hat und andere Firmen diese Daten eben nicht bekommen.

Das könnte dazu führen, dass Google in Zukunft sogar noch dominanter auf dem Werbemarkt wird und durch das Abschaffen von Third Party Cookies in Chrome weniger den Nutzern hilft, als der Werbe-Konkurrenz schadet.

Cookie-Ende und Einnahmequellen

Natürlich werden durch den Schritt von Google nicht alle Cookies abgeschafft. Sowohl in Firefox, als auch in Chrome können in Zukunft zwar keine Third Party Cookies mehr genutzt werden, aber sogenannte First Party Cookies.

First Party Cookies, die von der Website selbst gesetzt werden, sind weiterhin möglich und werden auch erstmal wichtig bleiben. Schließlich nutzen z.B. Online-Shops Cookies, um neuen Besuchern zu ermöglichen Produkte in den Warenkorb zu legen, ohne eine vorherige Anmeldung. Auch andere Einsatzzwecke von Cookies sind nicht schädlich, sondern helfen dabei eine Website fehlerfrei zu betreiben oder z.B. Betrug zu verhindern. So setzt die VG Wort z.B. Cookies ein, um den Missbrauch einzuschränken, was wichtig und richtig ist.

Wie lange es diese noch geben wird und ob man sich dafür irgendwann ebenfalls Alternativen überlegen muss, ist derzeit völlig offen.

Doch was bedeutet das Ende der Third Party Cookies für einzelne Einnahmequellen?

Affiliate Marketing

Das Affiliate Marketing setzte in der Vergangenheit stark auf Third Party Cookies. Mittels verschiedener Werbemittel wurden von den Partnerprogrammen bereits auf den Websites der Affiliate Cookies gesetzt. Das haben leider viele Affiliates auch missbraucht, um jedem Besucher ihrer Websites massig Cookies “unterzuschieben”.

Das funktioniert dann in Zukunft nicht mehr, aber das stört mich wenig, denn ich setze schon seit langem auf Affiliate Marketing ohne Cookies auf meiner Website. Hier beschreibe ich, wie ich meine eigenen Blogs und Affiliate Websites nur mit normalen Text-Affiliatelinks nutze und dennoch sehr gutes Geld verdiene (unter anderem durch AAWP). Wie man in WordPress diverse Cookies los wird, habe ich ebenfalls schon erklärt.

Dass dann in dem betreffenden Online-Shop ein Cookie gesetzt wird, damit der Shop weiß, dass dieser potentielle Käufer von meiner Website kam, ist weiterhin möglich.

Google AdSense

In der bisherigen Form dürfte Google AdSense so nicht mehr funktionieren. Man hatte schon einen neuen Modus (“nicht personalisierte Anzeigen”) eingeführt, der keine Cookies mehr von Werbekunden auf der eigenen Website setzt.

Allerdings setzt Google selbst weiterhin Cookies, um Klickbetrug zu verhindern und aus anderen Gründen. Das sind aber auch Third Party Cookies und dürften so in Zukunft nicht mehr möglich sein. Ich bin gespannt.

VG Wort

Die schon angesprochene VG Wort muss ebenfalls den Einsatz des Cookies überdenken. Das ist zwar kein Tracking Cookie, sondern soll Missbrauch verhindern, aber dennoch sollte dieser in Zukunft nicht mehr möglich sein im Google Chrome. Da wird aber sicher eine Lösung gefunden werden, zumal das ganze ja auch schon jetzt ohne Cookie (wenn dieser z.B. durch manuelle Browser-Einstellungen blockiert wird) funktioniert.

Sonstige Einnahmequellen

Die meisten Einnahmenquellen funktionieren gut ohne Third Party Cookies und deshalb bin ich sehr zuversichtlich, dass man auch in Zukunft mit stärkerem Datenschutz Geld verdienen kann.

Bei welchen Einnahmequellen siehst du das größte Risiko durch den verschärften Datenschutz?

Ergebnis anschauen

Verzichtet ihr auf Cookies?

Die Entwicklung im Datenschutz geht also weiter voran und wie ich schon vor ein paar Jahren vermutet habe, werden Schritt für Schritt schärfere Vorschriften durchgesetzt.

Deshalb halte ich es immer noch für eine gute Idee auf Minimalismus zu setzen und von vornherein auf vieles zu verzichten, was kritisch ist und was nicht zwingend notwendig ist. Das hat bei mir nicht nur dazu geführt, dass meine Websites schneller sind und z.B. die neuen Google Core Web Vitals gut erfüllen, sondern ich dennoch weiterhin sehr gute Einnahmen erziele.

Mich würde interessieren, wie ihr das handhabt. Nutzt ihr weiterhin alles, was nicht wirklich verboten ist und umgeht sogar bestimmte Vorschriften (z.B. Cookie-Einwilligung bei Google AdSense und Analytics)?

Oder verzichtet ihr lieber heute schon auf alles nicht notwendige und seid damit für die wahrscheinlich noch strengere Datenschutz-Zukunft vorbereitet?

Peer Wandiger

9 Gedanken zu „Google schafft Cookies ab – Ist das wirklich das Ende des Trackings?“

  1. Hi Peer, vorerst ein Danke für deine Erklärungen. Ich hatte das bislang noch gar nicht so genau auf dem Schirm, was Google da umsetzen möchte. Grundsätzlich versuche ich es eh so zu handhaben, so wenig wie möglich und so viel wie nötig einzusetzen. An manchen Dingen kommt man nur schlecht vorbei, möchte man gewisse Funktionen ermöglichen. Ich bin auf jeden Fall gespannt, wie sich diese Entwicklung auch auf andere Anbieter (VG Wort und Co) auswirken wird. Definitiv wird es da größere Veränderungen geben. VG Jasmina

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  2. Du zitierst hier das neue von Google geplante FLC. Meines Wissens nach hat doch ein Gericht in der EU entschieden das verstoße gegen die DSGVO. Zumindest habe ich das so im Hinterkopf. Ich weiß nicht ob das wirklich ein Zukunftsmodell sein kann.

    Aber Cookies sind ja schon lange so gut wie tot. Ich nutze die schon länger nicht mehr. Bis auf beim VG Wort Zählpixel. Ansonsten verweigere ich mich da etwas. Hab z.B. vor Jahren deswegen Analytics deaktiviert und bin umgestiegen.

    Viele Grüße
    Ronny

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  3. Ich denke, dass Google und so voraus ist und so viel Macht und Input hat, dass die Cookies zwar abgeschafft werden, aber durch etwas anderes ersetzt werden. Google lebt ja auch selbst von Cookies und den Werbeeinnahmen.

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  4. Ich habe Google Analytics erst vor kurzem über Bord geworfen. Ausschlaggebend war für mich dabei der Usability-Faktor dieser Cookiebox – ich finde das wird grundsätzlich unterschätzt.

    Mit Matomo im Cookieless-Mode und vermisse beim Tracking meines Blogs eigentlich kaum etwas. Wenn man Marketing im großen Stil, inklusive Retargeting etc. betreiben will, sieht das aber mit Sicherheit nochmal anders aus.

    Auch die Sache mit den Affiliate-Cookies hatte ich aber tatsächlich nicht auf dem Schirm. Das ist dann ja nochmal eine ganz andere Dimension.

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    • Matomo ist aber auch im Cookieless-Mode nicht ganz unproblematisch. Es gibt durchaus die Ansicht, dass aufgrund des Device Fingerprinting eine Einwilligung notwendig ist.
      Als halbwegs sichere und nicht einwilligungspflichtige Variante bleibt also nur Statify & Co mit seinen eingeschränkten Möglichkeiten.

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  5. Tja was soll man machen, irgendwann ist eben alles einmal vorbei oder geht zu Ende! Bin gespannt wie die Affiliate Netzwerke das dann regeln werden ;-))

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  6. Hallo Peer,

    ich nutze tatsächlich Google Analytics ohne Cookie wie unter https://www.andreas-unkelbach.de/blog/?go=show&id=1206#gacookies beschrieben mit einer am Server generierten clientID. Technisch ist dieses etwas aufwändiger aber für mich eine praktische Lösung.

    Bei Adsense habe ich die personenbezogene Werbung im EWR Raum komplett deaktiviert und ein wenig orientiere ich mich hier auch an https://datenschutz-generator.de/cookies-datenschutz-ratgeber/ und den hier vorgeschlagenen Vorgehensweisen.

    Interessant an Google Adsense ist übrigens, dass sie nun DSGVO-konform ein Consent Banner für die Werbeanzeigen von sich aus anbieten, womit eine personenbezogene Werbung nach Zustimmung tatsächlich durch einen Klick ohne Anpassung der Adsense Codes möglich ist.

    Problematisch sehe ich noch immer die Rechtsauffassung dass auch Afilate Links ein Tracking sind (systembedingt) und auch klassische Werbebanner die nicht lokal gehostet werden können hier problematisch sein.

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    • Interessant, aber wie lange wird GA so funktionieren? Ich verzichte da lieber ganz drauf, als irgendwelche Workarounds zu nutzen, die dann irgendwann wieder nicht mehr funktionieren.

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