Die Selbstständigkeit wird oft nur in einem positiven Licht dargestellt, aber es gibt auch viele Herausforderungen, Risiken und Probleme. In diesem Beitrage listet ich 10 Gründe gegen die Selbstständigkeit auf.
Damit will ich niemanden davon abhalten sich selbstständig zu machen, denn ich bereue es nicht, aber man sollte sich darüber bewusst sein, dass die Selbstständigkeit kein Zuckerschlecken ist und sich in vielen Dingen vom Leben eines Arbeitnehmers unterscheidet.
Es gibt weit mehr Herausforderungen, Probleme und Aufgaben, um die man sich kümmern muss und das persönliche Risiko ist ebenfalls höher. Warum es sich dennoch lohnt, habe ich in meinem Artikel 10 Gründe für die Selbstständigkeit – Lohnt es sich noch, sich selbstständig zu machen? bereits geschildert.
Ich freue mich sehr über eure Erfahrungen in der Selbstständigkeit, gerade wenn ihr vielleicht sogar gescheitert seid. Hinterlasst gern einen Kommentar.
10 Gründe gegen die Selbstständigkeit
Aktuell ist der Gang in die Selbstständigkeit nicht ganz so attraktiv für viele, denn der Arbeitsmarkt ist leergefegt und sehr viele Unternehmen suchen Arbeitskräfte. Das sah vor 15 Jahren, als ich mich selbstständig gemacht habe, ganz anders aus.
Damals bewarben sich auf eine freie Stelle dutzende Personen und die Selbstständigkeit war für viele ein Ausweg aus der Arbeitslosigkeit, auch wenn das meiner Meinung nach nicht der Hauptgrund für eine Existenzgründung sein sollte. Doch heute sieht es wie gesagt anders aus und es ist viel einfacher einen Job zu finden.
Hinzu kommt, dass eine Selbstständigkeit zwar viele Chancen bietet und man im Idealfall deutlich mehr Geld verdienen kann, als in einem Job, aber dafür gibt es mehr Herausforderungen und ein höheres Risiko.
Herausforderungen, Risiken und Probleme in der Selbstständigkeit
Im Folgenden liste ich 10 Gründe gegen die Selbstständigkeit auf. Das sind zwar keine pauschalen K.O. Kriterien, da man damit natürlich umgehen lernen kann und ich das nun seit mehr als 15 Jahren auch gut hinbekomme.
Allerdings sind die im Folgenden aufgelisteten Gründe gegen die Selbstständigkeit für den einen oder anderne Leser sicher Grund genug lieber doch nicht zu gründen.
Ich halte es zwars für sinnvoll, die nebenberufliche Selbstständigkeit einfach mal auszuprobieren, um herauszufinden, ob es einem liegt, aber wer bei den folgenden Punkten schon Schweißausbrüche bekommt, sollte vielleicht lieber gleich die Finger davon lassen.
- Eigene Verantwortung
Während man in einem Job “nur” die fachliche Verantwortung trägt, die sicher recht hoch sein kann, sieht das in einer Selbstständigkeit nochmal ganz anders aus.
Man trägt die Verantwortung für jede Business-Entscheidung und muss ggf. sowohl finanzielle, als auch strafrechtliche Konsequenzen tragen. Sei es die Verantwortung gegenüber dem Finanzamt oder rechtliche Probleme, die leider häufig mit Abmahnungen oder Bußgeldern einhergehen.
Wer Selbstständig ist, muss sich eben um alles kümmern und trägt dann auch für alles die Verantwortung. Nicht zu vergessen die möglichen Angestellten, um deren Zukunft man sich ebenfalls sorgt und am Ende auch die eigene Familie und die eigene Zukunft.
So frei und eigenverantwortlich man in einer Selbstständigkeit auch ist, die auf den eigenen Schultern lastende Verantwortung ist nicht zu unterschätzen und nicht jeder kommt damit so gut klar.
- Viel Unsicherheit
Hinzu kommt eine latente Unsicherheit, die einfach zu einer Selbstständigkeit dazugehört. Als Arbeitnehmer kann man sich in der Regel darauf verlassen, dass am Ende es Monats das Geld auf dem eigenen Konto landet. Zudem ist der Job oft doch recht sicher, gerade in der heutigen Zeit.
Für Selbstständige gibt es dagegen keine Sicherheit. Man ist selbst dafür verantwortlich das eigene Business am Laufen zu halten und einfach mal über einen längeren Zeitraum krank zu sein, kann die Existenz gefährden.
Hinzu kommt die ständige Unsicherheit wie es weitergeht, wie des um die Mitarbeiter bestellt ist (die gerade aktuell auch mal gern wechseln), wie treu Kunden und Lieferanten sind und mehr. Die Unsicherheit gehört zur Selbstständigkeit dazu, was ein Grund dafür ist, dass viele Selbstständige ständig arbeiten. Schließlich will man sich nicht auf dem bisherigen Erfolg ausruhen, denn es kann auch ganz anders laufen.
Corona hat vielen Selbstständigen knallhart vor Augen geführt, wie äußere Umstände das eigene Busines beeinflussen können. Sicher ist man hier nie.
- Kein stabiles Einkommen
Eine der Sachen, an die ich mich als Gründer wirklich erstmal gewöhnen musste, war das instabile Einkommen. Als Angestellter hatte ich einmal im Monat genau den Betrag X auf dem Konto, was die Planung sehr vereinfacht hat.
Als Selbstständiger sieht das ganz anders aus. Hier gibt es in der Regel kein stabiles Einkommen, wobei das natürlich sehr von der Art der Selbstständigkeit abhängt. Wer für Kunden arbeitet und größere Projekte umsetzt, kann in einem Monat viele Rechnungen schreiben und in einem anderen Monat vielleicht gar keine.
So erging es mir am Anfang meiner Selbstständigkeit als Webdesigner, was ein Grund dafür war, dass ich nach und nach auf eigene Websites gewechselt bin. Das hat mittlerweile durch viele verschiedene Einnahmequellen den Vorteil, dass mein monatliches Einkommen weit weniger stark schwankt.
Es ist also wichtig, sich mehrere Standbeine als Selbstständiger aufzubauen, aber wirklich stabil wird das eigene Einkommen dadurch dennoch nicht. Für viele ist das sicher ein wichtiger Grund gegen die Selbstständigkeit.
- Lange Arbeitszeiten
Immer wieder sieht man angeblich extrem erfolgreiche Selbstständige, die am Strand in der Sonne liegen und nur eine Stunde am Tag arbeiten müssen. Wer erwartet, dass eine Selbstständigkeit so abläuft, der muss sich auf eine große Überraschung gefasst machen.
Selbstständig zu sein bedeutet in der Regel mehr zu arbeiten, als jeder Arbeitnehmer. Gerade in der Anfangszeit arbeiten viele Gründer rund um die Uhr, um das Business erstmal zum Laufen zu bekommen. Aber auch später ist es für viele ganz normal, mehr als 8 Stunden pro Tag zu arbeiten. Da hilft es natürlich sehr, wenn man liebt, was man tut.
Natürlich gibt es Möglichkeiten und Tipps gegen zu viele Überstunden, aber es sollte einem bewusst sein, dass das oft einfach mit dazugehört.
- Alleine alles stemmen
Eng mit dem Punkt der Verantwortung ist die Tatsache verbunden, dass viele Selbstständige Einzelkämpfer sind. Gerade Gründer müssen oft alles alleine stemmen und das wird ebenfalls oft unterschätzt.
Da ist die eigentliche Tätigkeit, die man für Kunden macht, nur ein Teil der Arbeit. Man muss sich um so viele andere Dinge kümmern und kann oft nicht mit jemandem reden oder Arbeiten deligieren. Deshalb ist es wichtig Kontakt zu anderen Selbstständigen zu halten und später Aufgaben an Externe und/oder Mitarbeiter abzugeben.
Dennoch ist man für viel mehr verantwortlich, als sich das viele Arbeitnehmer vorstellen können. Allein der Kampf um neue Aufträge bzw. Kunden nimmt viel Zeit in Anspruch, die man dann nicht hat, um die eigentliche Arbeit zu erledigen.
Deshalb muss man mit Leidenschaft und Spaß bei der Sache sein, um das auch auf lange Sicht durchhalten zu können.
- Zusätzliche Verwaltung
Ich habe eben schon geschrieben, dass man viel mehr macht, als nur die eigentliche Arbeit. Eine dieser zusätzlichen Tätigkeiten ist die Verwaltung, die nicht ohne ist. So müssen sich Selbstständige um die Buchhaltung und die Steuern kümmern.
Hat man Angestellte, muss man sich auch da um sehr viel kümmern, und viele Kunden sind nicht einfach und kommen immer wieder mit Fragen, Problemen und Wünschen auf einen zu. Meine Frau kann da während der Corona-Zeit ein Lied von singen. Was da an zusätzlichen Fragen und Wünschen kam, war echt krass.
Die rechtlichen Anforderungen, Stichwort DSGVO und je nach Art der Selbstständigkeit noch viele andere Gesetze und Vorschriften, kosten ebenfalls viel Zeit.
Gerade im späteren Verlauf der Selbstständigkeit ist es nicht ungewöhnlich, dass man nur 50-60 % der eigenen Zeit wirklich mit produktiver Arbeit verbringt. Das muss man bei der Kalkulation der Stundensätze natürlich beachten und in die eigene Zeitplanung einfließen lassen.
- Bürokratie Windmühlen
Bei meiner Selbstständigkeit im Netz ist die Bürokratie zwar weniger ein Problem (wobei es gerade durch die DSGVO und die GoBD stark zugenommen hat), aber viele andere Selbstständige müssen gegen die Windmühlen der Bürokratie kämpfen.
Umweltschutz, Denkmalschutz, Arbeitssicherheit und vieles mehr sind Themen, die man im Auge behalten muss, je nachdem, was man vorhat. Und leider sind die Ämter nicht gerade flexibel und schnell (was zum Teil sicher auch dem dortigen Personalmangel geschuldet ist).
Auch für den Umgang mit der Bürokratie geht viel Zeit drauf und für manch einen spricht auch das gegen die Selbstständigkeit. Gerade die rechtlichen Aspekte wären für mich mit die wichtigsten Gründe gegen eine Selbstständigkeit, aber die positiven Dinge wiegen das für mich mehr als auf.
- Eigene Absicherung
Als Arbeitsnehmer ist man in der gesetzlichen Altersvorsorge und in der Krankenversicherung. Das sieht bei Selbstständigen ein wenig anders aus.
Die Krankenversicherung ist seit geraumer Zeit auch für Selbstständige Pflicht, was ich gut finde, denn niemand weiß, wann er oder sie mal wirklich schwerer krank wird. Gut ist dabei, dass die Krankenversicherung für Gründer günstiger geworden ist.
Bei der Altersvorsorge gibt es aktuell aber noch keine Plicht, auch wenn das geplant ist, denn die Altersarmut droht vielen Selbstständigen, weshalb eine Rentenversicherung auf jeden Fall sinnvoll ist.
Auch andere Absicherungen, wie die Berufshaftpflicht, sind zu überlegen, kosten aber natürlich Geld. Hier muss man als Selbstständige/r selbst gut abwägen, welche Versicherungen sinnvoll sind und welche nicht.
Neben vielen anderen Dingen kommt das zu den Kosten der Selbstständigkeit hinzu.
- Kein Feierabend
Es gibt immer viel zu tun und als Selbstständiger versucht man meist noch mehr zu machen, als gerade dringend notwendig ist. Das liegt, wie oben schon geschildert, an der Unsicherheit. Man versucht das eigene Business weiter auszubauen und fit zu machen, um mögliche problematische Zeiten in Zukunft besser zu überstehen.
Das führt aber oft dazu, dass es vielen Selbstständigen schwer fällt Feierabend zu machen. Das wird natürlich zusätzlich erschwert, wenn man das eigene Büro oder Geschäft in oder direkt neben der eigenen Wohnung oder dem eigenen Haus hat.
So schön und bequem ein Homeoffice auch ist, gerade da gibt es oft Probleme mit dem Feierabend. Es ist aber wichtig Freizeit zu haben und abzuschalten, da sonst die eigene Gesundheit darunter leidet.
- Auswirkungen auf das Privatleben
All die vorher genannten Punkte wirken sich bei vielen Selbstständigen auf das Privatleben aus. Wer gestresst ist, Existenzängste hat, zu lange arbeitet und so weiter, wird oft auch Probleme mit Partner und Familie bekommen.
Natürlich ist es da hilfreich, wenn man einen verständnisvollen Partner hat, aber dennoch ist es wichtig eine gute Work/Life-Balance hinzubekommen. Es ist eine Gradwanderung zwischen Selbstständigkeit und Familie, die man gerade am Anfang nicht so einfach managen kann.
Wer also sehr viel Wert auf Freizeit legt und nach Feierabend nicht mehr an die Arbeit denken will, für den ist die Selbstständigkeit wohl eher nichts.
(Nicht) abschrecken lassen von den Gründen gegen die Selbstständigkeit
Ich weiß, dass dieser Artikel nicht gerade hochmotivierend ist, was den Schritt in die Selbstständigkeit angeht.
Dennoch halte ich es für wichtig, die wichtigsten Gründe gegen eine Selbstständigkeit zu kennen. Entsprechend besser kann man sich vorbereiten, sich selbst dahingehend einschätzen und früh bei Problemen gegensteuern.
Unter dem Strich ist eine Selbstständigkeit in meinen Augen dennoch sehr lohnend.
Würdest du dich heute wieder selbstständig machen?
Mich würde nun interessieren, wie eure Erfahrungen als Selbstständige aussehen und ob ihr heute nochmal gründen würdet, mit dem Wissen, dass ihr heute habt.
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