15 Gründe, warum Selbstständige scheitern … und wie du das verhindern kannst!

15 Gründe, warum Selbstständige scheitern ... und wie du das verhindern kannst!In diesem Teil meiner Selbstständig machen Serie geht es um Fehler, die Existenzgründer und Selbstständige immer wieder machen und dadurch scheitern.

Man hört und liest ja immer wieder, dass die ersten 3 Jahre am schwierigsten sind. Das habe ich auch so empfunden. Neben ganz normalen Anlaufschwierigkeiten liegt das oft aber auch daran, dass einer oder mehrere schwerwiegende Fehler gemacht werden.

Sicher ist kein Existenzgründer perfekt, aber man sollte versuchen, so wenige Fehler wie möglich zu machen und sich den Problemfeldern bewusst sein, um frühzeitig gegensteuern zu können und nicht zu scheitern.

15 Gründe, warum Selbstständige scheitern

Im Folgenden liste ich 15 Gründe auf, warum Selbstständige häufig scheitern.

Manche der Punkte reichen allein aus, um zu scheitern. Bei anderen sind sie zumindest ein großer Faktor und sorgen zusammen mit anderen Fehlern für ein Scheitern der Selbstständigkeit.

Doch ich gebe natürlich auch Tipps, wie du das verhindern kannst.

  1. Schlechte Vorbereitung

    Ein Punkt ist sicher eine schlechte Vorbereitung. Es ist schon erschreckend, wie wenig Gedanken sich manche Existenzgründer zu ihrer vagen Geschäftsidee gemacht haben.

    Marktanalyse, die Beurteilung der eigenen Qualifikation und Fähigkeiten, Zielgruppenbestimmung, Zielsetzungen etc. gehören einfach im Vorfeld dazu, um nicht blind zu starten. Stichwort Businessplan und zwar einen, den man wirklich durchdacht und nicht nur irgendwo abgeschrieben hat.

    Eine schlechte Vorbereitung sorgt unter anderem für falsche Erwartungen und so fällt man dann aus allen Wolken, wenn die Einnahmen nicht so hoch sind wie gedacht (gewünscht).

    Mehr Infos zu “Geschäftsidee und Analyse” und “Planung, Ziele und der Businessplan“.

  2. Fehlende kaufmännische Fähigkeiten

    Viele Existenzgründer kennen sich sehr gut in Ihrem Fachgebiet aus und glauben deshalb, dass die Selbstständigkeit kein Problem ist. Das ist noch eine Folge der vorherigen Anstellung bei einem Arbeitgeber. Dadurch haben viele Existenzgründer nichts von den kaufmännischen Anforderungen mitbekommen.

    Deshalb sollte man unbedingt seine kaufmännischen Fähigkeiten verbessern und Arbeiten, für die man nicht über das notwendige Know How verfügt, outsourcen.

    Mehr Infos zu Eignung und Voraussetzungen.

  3. Liquiditätsprobleme

    Ein ganz wichtiger Punkt, an dem viele scheitern oder zumindest in arge Probleme geraten.

    Die Ersparnisse reichen gerade so bis zur Existenzgründung, so dass man fast sofort ein vollwertiges Einkommen erzielen muss. Das ist für viele Existenzgründer aber nicht so einfach und oft dauert es eine Weile, bis man die monatlichen geplanten Einnahmen realisieren kann.

    Ebenso muss man beachten, auch kurzfristig immer liquide zu sein. Nur weil man bei der Planung über das Jahr gerechnet ein Plus erwartet, kann es durch Forderungsausfälle oder erst später bezahlte Forderungen zu finanziellen Engpässen kommen, denn die Ausgaben kommen meist recht regelmäßig und wollen beglichen werden.

    Also immer ein finanzielles Polster haben, um Einnahmeschwankungen ausgleichen zu können.

    Mehr Infos zur Liquiditätsplanung.

  4. Kein Marketing

    Entweder das Marketing wird von Anfang an ignoriert oder es schläft mit der Zeit ein.

    Viele Existenzgründer rühren zu Beginn noch kräftig die Werbetrommel. Doch oft ist die Zeit dann vermeintlich nicht mehr vorhanden, wenn man genug mit Kundenaufträgen zu tun hat.

    Kundengewinnung sollte aber immer betrieben werden und nicht erst, wenn die Auftragslage dünn wird.

    Mehr Infos zu Marketing und Kundengewinnung.

  5. Kosten unterschätzt

    Ein weiterer Fehler, der “gerne” begangen wird, ist, dass man die laufenden und auch die unregelmäßigen Kosten unterschätzt.

    Oft werden angehende Existenzgründer in Schulungen etc. gefragt, was sie denn im Monat verdienen wollen. Und dann kommen oft Zahlen um die 2.000 bis 3.000 Euro. Also genau das, was viele auch bei einem Arbeitgeber als Netto-Gehalt bzw. Lohn erwarten würden.

    Dass ein Selbstständiger von seinen Einnahmen, also dem Geld, dass durch Rechnungen reinkommt, noch weit mehr abführen muss als die Umsatzsteuer, wird oft übersehen oder zumindest unterschätzt.

    Von den Netto-Einnahmen gehen unter anderem noch ab: Altersvorsorge, Krankenversicherung, Einkommensteuer, Vorauszahlungen, Werbekosten, Risikorücklagen, Liquiditätspolster aufbauen, Kredite etc.. Geld sparen ist wichtig.

    Man sollte davon ausgehen, dass 40-50 % der Netto-Einnahmen nochmal abfließen.

    Ausgaben für Rohstoffe und Material habe ich hier gar nicht eingerechnet. Das würde den prozentualen Anteil, was einem von den Einnahmen wirklich gehört, noch weiter senken.

    Man sollte sich als Selbstständiger sehr schnell von der alten Denkweise verabschieden, dass der Geldeingang auf dem eigenen Geschäfts-Konto komplett einem selbst gehört.

    Mehr Infos zu den Kosten der Selbstständigkeit und Versicherungen.

  6. Steuern vernachlässigt

    Das bringt mich auch gleich zum Punkt Steuern und Buchhaltung. Ein kompliziertes Thema, welches ich outgesourced habe. Mal abgesehen davon, dass ich mich damit gar nicht beschäftigen möchte, fehlen mir die Kenntnisse, die ich mir auch gar nicht aneignen möchte. Diese Zeit kann ich einfach besser investieren und habe mehr Spaß.

    Aber natürlich habe ich mit den Jahren gelernt, dass man hier immer aufpassen sollte, genügend Geld beiseite zu legen. Steigen die eigenen Einnahmen ist das zwar schön, aber dann möchte auch das Finanzamt mehr und in immer größer werdenden Vorauszahlungen.

    Ebenso kommen andere Kosten erst nach ein paar Jahren, wie z.B. die Gewerbesteuer. Ein gutes Buchhaltungsbüro oder ein guter Steuerberater weißt einen auf solche kommenden Abgaben hin.

    Mehr zum Thema Steuern.

  7. Hohe Investitionen

    Erstmal ein neues Auto, eine neue Büroeinrichtung und gute Business-Klamotten. Okay, letztes sollte je nach Branche und Tätigkeit schon sein, aber ob die anderen beiden Statusobjekte wirklich zu Beginn sein müssen, hängt von der jeweiligen Selbstständigkeit ab.

    Man sollte genau hinterfragen, ob eine Investition wirklich notwendig ist oder ob man nur eigene oder externe (Freunde, Familie, Nachbarn) Klischeevorstellungen erfüllen will.

    15 Gründe, warum Selbstständige scheitern ... Hohe Investitionen

    Jeder Euro, der nicht verdient werden muss, ist ein Vorteil!

    Neben zu hohen Investitionen können aber auch zu niedrige Investitionen das Scheitern verursachen. Wer ein Restaurant startet und noch die 20 Jahre alten Möbel des Vor-Vorgängers weiter verwendet, der kann damit seinem neuen Business bereits den Todesstoß geben.

    Oder das Beispiel mit der Büroeinrichtung. Wer regelmäßig Kundenverkehr im Büro hat, der sollte dort nicht die alten eigenen Schlafzimmermöbel stehen haben.

    Man sollte sich also genau überlegen, welche Investitionen wirklich wichtig sind und wie man diese mit dem besten Preis/Leistungs-Verhältnis realisieren kann.

    Mehr Infos zu Geschäftsräumen und Technik.

  8. Fehlende Business-Überprüfung

    Es ist wichtig, dass man regelmäßig einen Schritt zurück macht und das eigene Business analysiert. Stichwort: Controlling.

    Im täglichen Arbeitsstress kann man leicht die Gesamtentwicklung aus den Augen verlieren und sich anbahnende Probleme übersehen.

    Deshalb ist z.B. eine regelmäßige betriebswirtschaftliche Auswertung durch ein Steuer- oder Buchhaltungsbüro sehr hilfreich.

  9. Keine Sortimentspflege

    Damit zusammen hängt natürlich auch die Sortimentspflege. Es ist häufig der Fall, dass man in der ersten Zeit, wenn man noch nicht ausgelastet ist, auch andere Arbeiten erledigt, da man für jeden Auftrag dankbar ist.

    Das kann positiv sein, wenn man auf diese Weise lukrativ neue Dienstleistungen entdeckt und in Zukunft häufiger anbieten kann. Auch neue Kontakte sind erst mal gut.

    Man sollte aber vermeiden zum “Bauchladen” zu werden und alles mögliche anzubieten, denn dann wird man nicht mehr als Experte in seinem Themengebiet wahrgenommen.

    Und man sollte durch eine regelmäßige Analyse unrentable Angebote und Dienstleistungen aus dem eigenen Sortiment streichen.

    Mehr Infos zum Preis und Angebot.

  10. Rechtliche Risiken nicht beachtet

    Rechtliche Risiken können natürlich ebenfalls zum Scheitern einer Selbstständigkeit führen. Teure Abmahnungen, Rechtsstreite vor Gericht, Bußgeldzahlungen usw. können die dünne Finanzdecke speziell von Existenzgründern sehr schnell zum Einsturz bringen. Gerade das Thema Datenschutz hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen.

    Natürlich ist auch die Beratung durch einen Anwalt im Vorfeld nicht günstig, aber man sollte wichtige Elemente der eigenen Selbstständigkeit auf eine stabile rechtliche Basis stellen.

    Auch Verträge sollte man immer schriftlich machen, um nicht später ein böses Erwachen zu erleben. Und man sollte, das habe ich selber schmerzhaft gelernt, Geld für rechtliche Auseinandersetzungen, Abmahnungen etc. zurücklegen.

    Eine Absicherung für solche Fälle ist dabei ebenfalls hilfreich.

    Mehr zu Verträgen und Recht.

  11. Gesundheit & Familie vernachlässigt

    15 Gründe, warum Selbstständige scheitern ... Keine FreizeitIch habe in den ersten Jahren meiner Selbstständigkeit fast nur gearbeitet. Das lässt sich für viele Existenzgründer nicht vermeiden, um sich erstmal überhaupt etwas aufzubauen.

    Man sollte die eigene Gesundheit aber nicht überstrapazieren, nur um dann irgendwann umzufallen. Burnouts sind keine Seltenheit unter Selbstständigen. Man sollte den Arbeits-Stress in Grenzen halten und durch Freunde, Familie und Freizeit wieder abbauen.

    Zudem sollte man möglichst dafür sorgen, dass das eigene Business auch einer Weile ohne einen selbst auskommt.

    Auch eine Absicherung für den schlimmsten Fall, eine gute Krankenversicherung und die Berufsunfähigkeitsversicherung, sollte in Betracht gezogen werden.

  12. Weiterbildung vernachlässigt

    Durch den täglichen Arbeitsstress vernachlässigen viele Selbstständige die eigene Weiterbildung. Gerade bei Themen, die nicht zur Kernkompetenz gehören, wie Steuern, Recht usw..

    Entweder man bildet sich oder einen Mitarbeiter in solchen vernachlässigten Themen weiter oder man gibt diese Arbeiten an einen externen Spezialisten. Hier kann ich für mich wieder primär auf das Thema Steuern verweisen. 🙂

  13. Alles selber machen

    Alles selber machen ist ein Fehler, der nicht pauschal zum Scheitern führt, aber langfristig dem eigenen Business schaden kann.

    Zu Beginn macht man vor allem aus Kostengründen das meiste selber. Mit der Zeit sollte man diese Arbeitsweise verändern und mehr outsourcen.

    Zum einen bremst man damit das Wachstum des eigenen Business, da man ja nur begrenzte Zeitressourcen hat. Zum anderen können externe Experten oder gute Mitarbeiter mit ihrem Know How das Unternehmen verbessern.

  14. Nur ein Standbein aufgebaut

    Langfristig sollte man sein Business auf mehrere Standbeine verteilen. Das geht zwar nicht bei jedem Selbstständigen, aber wer nur eine Einkommensquelle hat, dessen Risiko ist natürlich größer, dass nach einem Wegbrechen dieser, die Selbstständigkeit scheitert.

    Wer seine Einnahmequellen aber mit der Zeit vermehrt, der hat zum einen mehr Potential, ist aber auch gegen den Wegfall einer Einkommensquelle besser gerüstet.

  15. Murphy’s Law

    Zu guter Letzt noch der Hinweis, dass auch bei Existenzgründern und Selbstständigen selten was nach Plan läuft. Murphy’s Law ist auch hier anzutreffen und dies sollte man immer im Hinterkopf behalten.

    Wer in seine Selbstständigkeit geht und erwartet, dass alles optimal und problemlos läuft, ist fast schon gescheitert.

Wie man sehen kann, konnte ich bei den meisten Punkten auf frühere Teile dieser Artikelserie verlinken, denn die dort gegebenen Tipps sind natürlich im Umkehrschluss auch die Gründe des Scheiterns, wenn man die Empfehlungen nicht befolgt.

Scheitern ist nicht das Ende!

Ob man aus den oben genannten Gründen scheitert oder einfach, weil die Selbstständigkeit nicht funktioniert hat, man sollte auf jeden Fall nicht verzweifeln.

Es gibt keine 100% Garantie für den Erfolg als Selbstständige oder Selbstständiger. Jedes Jahr geben fast so viele Selbstständige wieder auf, wie es Existenzgründungen gibt.

Man sollte aus einem Scheitern lernen und es beim nächsten mal besser machen.

Bist du schon mal mit einer Selbstständigkeit gescheitert?

Ergebnis anschauen

So geht es weiter
Im nächsten Teil der Artikelserie Selbstständig machen geht es um Erfolgsfaktoren für Selbstständige.

Peer Wandiger

4 Gedanken zu „15 Gründe, warum Selbstständige scheitern … und wie du das verhindern kannst!“

  1. Hallo Peer,
    es ist immer wieder gut, daran erinnert zu werden, wie alles begann und wie es sich weiterentwickelt hat. Auch ich habe die ersten 3 Jahre, die ja oft als besonders schwierig gelten, zu spüren bekommen.

    Ich hatte von Anfang an auf zwei Säulen gesetzt. Webseiten mit Affiliate-Marketing aufbauen und Domain-Verkauf. Während sich der Webseiten-Aufbau mit mehreren Webseiten nach einigen Monaten als durchaus lukrativ herausstellte, passierte beim Domain-Verkauf gar nichts. So verstärkte ich den Aufbau der Webseiten. Mühsam schraubte sich der Umsatz nach oben. Nicht schnell genug, um davon leben zu können. Meine Rücklagen schwanden dahin. So entschied ich mich nach 1 1/2 Jahren mit Textaufträgen, leichten SEO-Arbeiten und Korrekturarbeiten auf verschiedenen Plattformen auch aktiv zu werben. Auch als Paketbote für ein großes Unternehmen verdiente ich zweitweise Geld dazu. So ging es endlich vorwärts und der Verdienst zog an. Ich setzte mir ab 2021 einen Plan für das gesamte Jahr 2021 mit Mindest-Einnahmen und einer Übersicht der Ausgaben. Mitte 2021 konnte ich meine Zielvorgaben heraufsetzen. Einfache +/- Rechnung. Das hätte ich schon viel früher machen sollen. Lehrjahre halt…

    Durch erste Erfolge und Verdienste ermutigt, veränderte ich meine Einstellung zu den Webseiten, die mir zwar weiterhin viel Freude bereiten, aber auch sehr arbeitsintensiv sind. Waren bisher mehr als 80 % meiner Arbeitsleistung in den Webseiten-Aufbau geflossen, geht jetzt dieses 80 % Potenzial in meine Tätigkeit als Texter, dass es mir ermöglicht, schon damit fast meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Ehrlich gesagt bin ich davon ziemlich überrascht, denn ich war in Deutsch in der Schule eine ziemliche Niete.

    Aber ich war immer kreativ und flexibel. Das kommt an. Noch bin dabei, meinen Unterbau mit Stammkunden zu verbreitern, aber ein Anfang ist gemacht. Hier weiß ich mittlerweile, was ich gut kann und wovon ich lieber meine Finger lasse. Ich wähle sehr genau aus und nehme nicht jeden Auftrag an. Die Kommunikation und die Zuverlässigkeit des Auftraggebers steht immer im Vordergrund.

    Ich war kurz davor aufgeben zu müssen. Ich habe mich hinterfragt, besser strukturiert und etwas gewagt. Als Selbstständige oder Freiberufler haben wir doch viel mehr Flexibilität zu reagieren. Sowohl alte Zöpfe abzuschneiden, Fußfesseln abzustreifen als auch ganz etwas Neues auszuprobieren. Wenn mir einer vor 10 Jahren erzählt hätte, dass ich heute mit Texten und Korrekturen gutes Geld verdiene, hätte ich ihm einen Vogel gezeigt. Und meine Webseiten wachsen ja auch weiterhin, wenn auch etwas langsamer.

    Scheitern ist auch immer ein Anfang von etwas Neuem!

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    • Danke für die interessanten Einblicke Peter. Eine Selbstständigkeit ist keine gerade Linie. Es geht immer um Anpassung und Optimierung. Kaum einer macht heute genau das als Selbstständiger, mit dem sie oder er am Anfang gestartet ist.

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  2. Liebster Peer, Du hast noch was vergessen: Und wenn einem die Konkurrenz platt macht, weil man sich dem Preisen nicht beugt welche die Konkurrenz kartellmäßig beschlossen hat ;-)))

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